Achtsamkeit: Essen kann ein achtsames Leben unterstützen
Nicht allen ist bewusst, wie weit die Wurzeln der Achtsamkeit zurückreichen: Achtsamkeit kommt aus der buddhistischen Lehre und ist über zweitausend Jahre alt. Es ist eine Qualität unseres menschlichen Bewusstseins und eine besondere Form von Aufmerksamkeit, mit der wir uns darin schulen, klar und fokussiert den gegenwärtigen Augenblick wahrzunehmen. Wir werden uns bewusst(er), was wir in jedem Augenblick tun, fühlen und denken und vor allem warum. Wir verabschieden uns aus dem Autopiloten und können zu mehr Gelassenheit, Freiheit und Freude finden – auch an Aktivitäten, denen wir alltäglich nachgehen wie gehen, essen und kommunizieren. Und wir lernen, konstruktiv mit herausfordernden Situationen in unserem Leben umzugehen. Forscher sind sich einig, dass Achtsamkeitsübungen kognitive Fähigkeiten, emotionale Intelligenz und Konzentration fördern.
Achtsamkeit lässt sich nur begrenzt in der Theorie begreifen. Die Erfahrung steht im Vordergrund, unterstützt durch eine kontinuierliche Übungspraxis. Die Zahl an Menschen, die an Achtsamkeitskursen teilnimmt, wächst. Am Bekanntesten ist das Programm „Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion“, welches der Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn in den 70er Jahren in den USA entwickelte. Inzwischen arbeiten auch Unternehmen mit Achtsamkeit, wie etwa SAP. Mitarbeiter können an einem umfassenden Achtsamkeitsprogramm teilnehmen: von dem zweitätigen Achtsamkeitstraining „Search Inside Yourself“, über verschiedene Vertiefungsangebote bis hin zu täglichen Kurzübungen. Sie stärken damit ihr mentales und körperliches Wohlbefinden und lernen, präventiv mit stressigen Situationen umzugehen und Achtsamkeit in ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Am diesjährigen Welternährungstag (16. Oktober) stand „Achtsames Essen“ im Fokus.
Mit Slow Food die Praxis achtsamen Essens erfahren
Beim achtsamen Essen sind wir aufmerksam dafür, dass wir essen, was wir essen und wie wir essen. Wir widmen unserem Essen eine ungeteilte Aufmerksamkeit und lernen, Geschmäcker, Gerüche, Farben und Konsistenzen sowie die eigenen Körpersignale wieder wahrzunehmen. Wir steigern damit unseren Genuss und entwickeln (mehr) Wertschätzung für Ursprung, Erzeugung und Weiterverarbeitung unserer Lebensmittel. Und wir erweitern unseren Horizont, indem wir erkennen: Unser Wohlbefinden steigern wir mit Lebensmitteln aus einem Umfeld, in dem es Mensch, Tier, Umwelt und Klima gut geht. Und solch ein Umfeld verantworten wir durch unser Handeln mit. Achtsames Essen beginnt und endet also nicht bei der einzelnen Mahlzeit und ist alles andere als Kalorienzählen und individuelle Selbstoptimierung. Die Praxis des achtsamen Essens ist also auch eine Slow-Food-Praxis und somit eine sinnstiftende Alternative im aktuellen Ernährungsdilemma. Denn viele Verbraucherinnen und Verbraucher haben sich im Dschungel von Ernährungsratgebern und -trends verloren. Die Debatte über die Zusammenhänge von Ernährung und Klima erscheint ihnen als ein nicht aufzulösender Konflikt.
Die Veranstaltung zeigte den Mitarbeitern praktische Lösungen auf, um den bewussten Umgang mit Nahrungsmitteln kennenzulernen. Auf einem Marktplatz lernten sie Erzeugerinnen und Erzeuger aus der Region kennen, kauften und kosteten lokale Lebensmittel wie Brot, Ziegenkäse sowie Wein und Senf. Flankierend dazu hielt die Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Ursula Hudson, passende Impulse für das tägliche alimentäre Handeln bereit. Sarah Niehaus von Slow Food und Tina Schättler von SAP gaben den Zuhörern Tipps, mit denen sie achtsames Essen in nur wenigen Schritten im Berufs- und Privatleben integrieren können. Denn die Ernährung bietet vielerlei Möglichkeiten, Achtsamkeit zu praktizieren – ob beim Einkauf, der Zubereitung oder beim Essen selbst.