Slow Food Youth Akademie: Denken, schmecken, Welt bewegen

17.12.2022 - Elia Carceller hat Agrarwissenschaften studiert und koordiniert seit sechs Jahren die Slow Food Youth Akademie. Dem Slow Food Magazin hat sie berichtet, welche Wirkung die Akademie bei den meisten Teilnehmenden hinterlässt und was sie an ihrer Arbeit besonders begeistert. Am heutigen 17. Dezember beginnt die Bewerbungshase für die Slow Food Youth Akademie 2023.

Elia, wann und wie bist Du zur Akademie gekommen?

Elia 4@ingohilger-35.jpgSeit Langem schon wollte ich bei Slow Food einen beruflichen Einstieg finden. Mit der Koordination der Slow Food Youth Akademie hat es 2016 geklappt. Als studierte Agrarwissenschaftlerin hatte ich bereits zuvor Berührungspunkte mit Menschen des Slow-Food-Netzwerks. Sowohl in den USA als auch in Spanien. Für mich ist es bis heute ein großes Geschenk, in der Slow-Food-Welt wirksam zu sein. Essen ist mein Hobby, meine Leidenschaft und auch mein Beruf. Es fühlt sich ein wenig wie Berufung an, das Wissen in diesem Bereich weiterzugeben. Die Akademie selbst startete 2017 in Deutschland, maßgeblich inspiriert von der Youth Akademie in den Niederlanden.

Wie hat sich die Akademie in den Jahren weiterentwickelt?

Der Aufbau der Akademie hat sich von Anfang an bewährt und ist im Großen und Ganzen konstant geblieben. Hinzu kamen die Themen Gastronomie und Agrarpolitik sowie sukzessive neue Partner. Wir halten regelmäßig inne, ziehen Resümee, setzen neue Akzente. Unser Dilemma ist, dass wir zu viele Ideen haben, um sie in die 48 Stunden eines Wochenendes zu integrieren. Wo wir uns verändert und geöffnet haben, ist die Einbindung von Akteur*innen des Lebensmitteleinzelhandels wie Edeka. Entwickelt hat sich natürlich das Alumni-Netzwerk der Akademie. Alumnis wirken inzwischen als Referent*innen, als Gastgeber*innen und als Auftraggeber*innen für Beratungsprojekte mit. So schließt sich ein Kreislauf. Die Teilnehmenden bilden auch uns inzwischen weiter. Es ist eine Win-win-Situation innerhalb eines gelebten und lebendigen Netzwerkes.

Was waren Deine bewegendsten Momente?

Oh, davon gibt es viele. Wie die Teilnehmenden Mut und Zuversicht tanken, sich in ihren Visionen unterstützen und einander auf Augenhöhe begegnen. In den vermeintlich kleinen Augenblicken am Ende eines Tages, beim Kochen oder am Lagerfeuer entstehen Freundschaften und gemeinsame Projekte. Das bewegt mich. Als wir uns 2018 für das erste Alumni-Treffen wiedersahen, hatte die Hälfte der Ehemaligen sich selbstständig gemacht und Neues ausprobiert! Bis heute fasziniert mich die Geschichte von Sebastian Junge, der während der Akademie beschloss, sich als Koch selbstständig zu machen, um gut, sauber und fair konsequent umzusetzen. Das tut er erfolgreich und authentisch: Er hat ein Restaurant in Hamburg, ist Mitglied der Chef Alliance und für sein Konzept mehrfach ausgezeichnet.

Warum schicken Unternehmen ihre Mitarbeitenden zur Akademie oder beauftragen Beratungsprojekte?

Einerseits holen sie sich innovatives Denken sowie ein hohes Maß an Motivation und neues Wissen ins Haus. Manchmal kehren die Mitarbeitenden mit verrückten, aber durchaus umsetzbaren

Impulsen zurück. Natürlich müssen die Unternehmen dafür offen sein. Andererseits ebnet ihnen die Akademie den Weg zu engagierten Nachwuchsmitarbeiter*innen. Sie ist also für Personalgewinnung und -entwicklung spannend. Ebenso vergrößern Unternehmen ihr Netzwerk an potenziellen Partnern.

Ist der Blick des aktuellen Jahrgangs auf das Ernährungssystem aufgrund der stetig anwachsenden Krisen ein anderer? Sind sie besorgter oder sagen sie »jetzt erst recht die Ernährungswende«?

Die Menschen, die sich für den Slow-Food-Bildungsweg entscheiden, sind bereits informiert und politisch interessiert. Sie verfolgen die Entwicklung der großen Krisen wie Klimawandel, Verlust von Biodiversität, Handwerk etc. Aber klar, viele Forderungen, für die sie sich einsetzen, werden natürlich immer wichtiger und relevanter. Was sie sichtlich bewegt, ist die Frage, wie es ihnen gelingen wird, die Motivation im Netzwerk hochzuhalten. Auch, weil die Macht der Wirtschaft und der Großkonzerne weiterhin gigantisch ist. Aber es hat sie bislang nicht entmutigt. Sie säen Samen, auch wenn der Ausgang nicht sicher ist.

Wenn Du jemandem mit drei Begriffen für die Akademie überzeugen müsstest, welche wären das?

Netzwerk, Gleichgesinnte, etwas bewegen. Oder wie die Youthies so treffend sagen »Denken, schmecken, Welt bewegen«.

Start der Bewerbungshase für die SFYA 2023

Die Bewerbungshase für die SFYA 2023 hat heute begonnen. Mehr Informationen unter: https://www.slowfood.de/was-wir-tun/projekte-aktionen-und-kampagnen/youth-akademie

Quelle: Slow Food Magazin 6/2022

Inhaltspezifische Aktionen