Welttag der Meere: Verantwortungsvolles Fischereimanagement für den Schutz der Meere
Meere und Ozeane stabilisieren unser Klima und sichern unsere Ernährung. Der EU bleiben noch sieben Monate, um einen wichtigen Beitrag zu ihrem Schutz zu leisten und die Nachhaltigkeitswende in der europäischen Fischerei herbeizuführen. Diese hat sie mit der Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik im Jahr 2013 selber angestoßen. Damals verpflichteten sich die Mitgliedstaaten rechtlich dazu, die Überfischung in Europa bis zum Jahr 2020 zu beenden. Mithilfe wissenschaftlich empfohlener Fanggrenzen sollten sich Fischbestände wieder auffüllen und auf lange Sicht ergiebig sein. Bei mehr als einem Drittel der europäischen Fischbestände ist dieses Ziel noch immer nicht erreicht. Dazu Nina Wolff, Fischerei-Expertin von Slow Food Deutschland: „Die Fortschritte sind schlichtweg zu langsam, in der Ostsee verzeichnen wir sogar erhebliche Rückschritte. Die Fangquoten für viele Bestände liegen weiterhin oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen. Aus unserer Sicht aber erweisen die verantwortlichen Entscheidungsträger, darunter das Bundeslandwirtschaftsministerium, der Fischerei damit einen Bärendienst. Biologisch notwendige Kürzungen der Fangquoten zu umschiffen schadet letztlich allen Beteiligten, nicht zuletzt, weil schrumpfende Fischbestände anfälliger für andere Stressfaktoren wie beispielsweise steigende Wassertemperaturen und Sauerstoffmangel sind.“
Aktuell sind zwei wichtige Fischbestände – der westliche Hering und der östliche Dorsch in der Ostsee – in einem so schlechten Zustand, dass die Wissenschaft einen Fangstopp empfiehlt. Ab 2020 sind Fangquoten oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen keine Option mehr, da nicht mehr rechtmäßig. Dass die Politik ihre eigene Gesetzgebung einhält ist für Slow Food nicht nur ökologisch und sozial unabdingbar, sondern auch eine Voraussetzung dafür, dass die Menschen das Vertrauen in die Politik nicht weiter verlieren. Seit 2019 sind Fischerinnen und Fischer der EU außerdem dazu verpflichtet, alle getätigten Fänge mit an Land zu bringen. Bislang wurden unbeabsichtigt mitgefangene Fischarten oder nicht vermarktungsfähiger Babyfisch ungenutzt, verletzt oder tot wieder über Bord geworfen. Aus Sicht von Slow Food ist das eine nicht zu verantwortende Verschwendung marinen Lebens und lebensnotwendiger Ressourcen, für deren Beendigung es strengerer Kontrollen auf den europäischen Meeren bedarf. „Meeresschutz ist ein Querschnittsthema. Es muss in der Umwelt- und Klimapolitik ebenso weit oben auf der Agenda stehen wie in der Landwirtschaftspolitik, und zwar in jedem EU-Mitgliedsstaat. Die verantwortlichen Ressorts sollten eng zusammenarbeiten“, so Wolff weiter.
Verbraucherinnen und Verbrauchern rät Slow Food zu einem reduzierten und diversifizierten Fischgenuss mit Fischarten aus regionaler und nachhaltiger Bewirtschaftung aus Seen, Flüssen und Teichwirtschaft. Verzichten sollten sie auf Fisch aus intensiver Aquakultur und aus bedrohten Beständen. Informationen zu Veranstaltungen und Projekten von Slow Food finden Sie >> hier.
Bild (c) Ingo Hilger