Nordhessen geschmackvoll
Spezialitätenfestival Melsungen: Den Hessen schmeckt Slow Food
14.10.2011 - Rund 20.000 Besucher kamen letzten Sonntag auf das Spezialitätenfestival "Nordhessen geschmackvoll!" nach Melsungen. Auf dem Erzeugermarkt in der Fachwerkstadt wurde gezeigt, wie eine an Slow Food Kriterien orientierte Lebensmittelwirtschaft funktioniert.
An den Ständen in der Melsunger Innenstadt boten rund 60 regionale Erzeuger wohlschmeckenden Käse, leckere Ahle Wurscht, würzigen Kaffee, Honig, Wein, Fisch, Schokolade und vieles mehr an. Zugelassen waren nur Produzenten, die sich überprüfbar den Slow Food Kriterien für eine gute, saubere und faire Lebensmittelerzeugung unterwerfen. Dies bedeutet insbesondere, dass die angebotenen Produkte
- in handwerklicher Art
- frei von gentechnisch veränderten Rohstoffen
- weitgehend frei von chemischen Zusatzstoffen
- und ohne Prozesshilfsstoffe
hergestellt wurden.
Den Gästen auf dem Melsunger Markt gefiel's. Bereits ab elf Uhr drängten sich die Besucher an den Ständen, probierten, kauften ein oder genossen die angebotenen Köstlichkeiten gleich auf einer der vielen Bänke in der Oktobersonne.
Großen Zuspruch fand dabei auch das Informationsangebot der Organisatoren. Der von Slow Food Mitgliedern gegründete Verein "Geschmackvoll", der das kulinarische Festival bereits im siebten Jahr auf die Beine stellt, machte etwa am praktischen Beispiel auf den Zusammenhang zwischen Produktqualität und Vermeidung von Lebensmittelverschwendung aufmerksam. So konnten die Besucher am Stand Brot aus Industriefertigung mit Brot aus handwerklich hergestelltem Natursauerteig vergleichen und bewerten. Zur Verkostung wurde Brot in gleicher Mischung aus Roggen und Weizen angeboten, jeweils ein bzw. sechs Tage alt. Deutlicher Gewinner des Besuchervotums: Sauerteigbrot. Es kann tagelang aufbewahrt werden und schmeckt noch, wenn die Industrieware längst in der Mülltonne gelandet ist.
Eine Aktion gegen Lebensmittelverschwendung führte zudem vor, was sich aus älterem Brot noch so alles Leckeres zaubern läßt, z.B. köstliche Schwälmer Brotsuppe. Dass es dabei stets auf die Qualität der Zutaten ankommt, unterstrich auch eine Umfrage unter den Besuchern. Befragt nach den Kriterien, an denen sie ihren Broteinkauf ausrichten, antwortete eine überwältigende Mehrheit der Gäste in Melsungen, dass der Geschmack bei der Einkaufsentscheidung im Vordergrund stünde. Der Preis wurde an letzter Stelle genannt.
"Daran sieht man die Prioritäten unseres Publikum", kommentiert Hanns-E. Kniepkamp, Mitorganisator des Festivals und Vorstandsmitglied bei Slow Food Deutshland. Sein Fazit: “Es ist uns gelungen, mit der Slow Food Philosophie die Menschen zu erreichen, die jedes Jahr unseren Markt besuchen. Auch in den Medien, die den Markt aufgreifen, sind dieses Jahr zum ersten Mal die Slow Food Botschaften angekommen: Es handelt sich nicht um eine herkömmliche Genussmesse, sondern um Produkte, die den hohen Anforderungen der Slow Food Qualitätskriterien genügen. Verbraucher treffen auf dem Markt direkt die Produzenten der Lebensmittel, die sie essen und kaufen und können so vor Ort über die Herstellung und die Herkunft viel erfahren."
Auch nächstes Jahr findet der Markt in Melsungen wieder statt, am 2. Sonntag im Oktober.
Weitere Berichte:
Hessisch-niedersächsische Allgemeine Zeitung
Auf www.nh24.de
Foto oben: Kritische Brotverkoster beim Industrie/Handwerks-Vergleich in Melsungen | M. Artzt
Rund 20.000 Besucher drängten sich auf dem Melsunger Spezialitätenfestival um die Stände regionaler Produzenten | Rainer Sander
Schwälmer Brotsuppe als Anregung zur Resteverwertung gab es zur Verkostung am Slow Food Stand: Brotwürfel, ausgelassener Speck, Mehlschwitze mit Fleischbrühe, Schnittlauch | M. Artzt
Umfrage über Verbraucherkriterien beim Brotkauf am Stand des Youth Food Movement in Melsungen | M. Artzt
Slow Food Informationsstand | Rainer Sander
Ahle Worscht – der Klassiker aus Hessen | Rainer Sander