Petrini bei Aigner
Aigner und Petrini: "Umsteuern angesichts Lebensmittelverschwendung notwendig"
Carlo Petrini, Gründer und internationaler Präsident von Slow Food, traf Verbraucherministerin Ilse Aigner am 9. September im Rahmen der Aktionstage gegen Lebensmittelverschwendung "Teller statt Tonne" in Berlin, die von Slow Food Deutschland, dem Evangelischen Entwicklungsdienst und Brot für die Welt veranstaltet wurden. Nach dem Gespräch waren sich Aigner und Petrini einig, dass es angesichts der wachsenden Verschwendung großer Mengen von Nahrungsmitteln in Europa zu einem Umdenken und Umsteuern kommen müsse. "Es ist Zeit für einen Bewusstseinswandel, der zu mehr Wertschätzung für unsere Lebensmittel führt. Wir leben in einer Überfluss- und Wegwerfgesellschaft. Angesichts des Hungers in der Welt, einer steigenden Weltbevölkerung, des dramatischen Klimawandels und begrenzter Ressourcen ist es dringend geboten, umzusteuern", erklärten beide. "Produzenten, Handel und Verbraucher - jeder kann seinen Beitrag dazu leisten."
Nationale Wegwerfstudie soll zum Jahresende erscheinen
Noch gibt es keine genauen Zahlen, wie viele Lebensmittel in Deutschland tatsächlich auf dem Müll landen und an welchen Stellen besonders viel Abfall entsteht. Das Bundesverbraucherministerium wird deshalb Ende des Jahres erstmals eine von Wissenschaftlern erstellte "nationale Wegwerfstudie" vorlegen, die konkrete Zahlen liefern wird. "Ich begrüße es, dass in Deutschland eine öffentliche Diskussion entstanden ist über die Wertschätzung von Lebensmitteln. Darauf werden wir aufbauen - gemeinsam mit engagierten Verbänden wie Slow Food und zahlreichen Expertengruppen, die bereits hervorragende Ansätze zur Abfallverringerung erarbeitet haben", sagte Bundesministerin Aigner. "Es ist eine Frage der Prioritäten, und des besseren Dialogs zwischen Produzente und Verbrauchern, damit wir den wahren Wert unserer Lebensmittel wieder zu schätzen wissen," so Petrini.
Positionspapier zur Reformnotwendigkeit der europäischen Agrarpolitik überreicht
Schwerpunkt des Gespräches waren neben der Debatte zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen auch die aktuellen Kernpunkte der Ernährungs- und Verbraucherschutzpolitik, wie die anstehende Reform der gemeinsamen Agrarpolitik der EU, die in 2013 abgeschlossen sein soll. Slow Food hat ein Positionspapier zur Reformnotwendigkeit der europäischen Agrarpolitik veröffentlicht, das Carlo Petrini der Ministerin übergab und mit ihr besprach.
"Es ist uns wichtig, unsere Position den höchsten Entscheidungsträgern in unserem Land deutlich zu machen. Slow Food hat eine Verantwortung gegenüber den Tausenden von Verbrauchern und Erzeugern, die sich uns als Mitglieder und Förderer anschließen, weil sie Lebensmitteln wieder bewusst einen zentralen Wert in ihrem Leben einräumen möchten," erklärte Ursula Hudson, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland, die ebenfalls an der Gesprächsrunde im Bundesverbraucherministerium teilnahm.
Quelle: Pressemitteilung von Slow Food Deutschland vom 9.9.2011; mit Ergänzungen
Foto (v. l.): Carlo Petrini, Gründer und internationaler Präsident von Slow Food, Ilse Aigner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ursula Hudson, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland | V. Veneziano