Slow Fish 2011: Fischer
Slow Fish 2011: Erzählungen von Fluss und Meer
Besucher erwarten spannende Erzählungen und Gespräche bei Wein und frischen Köstlichkeiten. Vorab ein paar Kostproben als Appetitanreger:
Der Ozean
Laufen lernte Frank Fleming wahrscheinlich auf einem Boot. Seine Liebe zum Meer entstand schon, als sein Vater ihn als Kind zusammen mit dem großen Bruder zum Fischen mitnahm, auf dem Meer vor Schull im County Cork in Südirland. Als sein Bruder das Studium in Ingenieurwissenschaften absolviert hatte, beschlossen sie gemeinsam, einen Fischkutter zu kaufen und ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Frank war erst zwanzig, hatte aber schon klare Vorstellungen, kannte das Meer genau und wusste, wie man es respektiert und arbeitet, ohne es seiner Bestände zu berauben. Mit der Zeit wurden allerdings die Probleme größer, vor allem für Kleinfischer wie sie, die den Mengen an industriellem Fang aus aller Welt standhalten und sich mit restriktiven Gesetzen (auf lokaler und EU-Ebene) auseinandersetzen müssen.
Vor vier Jahren rief Frank die Initiative “Responsible Irish Fish” ins Leben, um eine Fischerei zu fördern, die die Meeresumwelt schont und gleichzeitig die lokale Wirtschaft unterstützt. “Responsible Irish Fish” ist auch ein Zertifikat, das die Transparenz der Kette (der gesamte Fang kommt von irischen Kuttern, die nur lokale Arten fangen) und die Einhaltung von 14 Nachhaltigkeitskriterien garantiert, denen alle Vorgänge an Bord unterliegen. Frank ist sicher, dass nachhaltiger Fischfang und Schutz der lokalen Wirtschaft die richtigen Wege sind, um nicht nur der Umwelt, sondern auch seinem Beruf eine Zukunft zu sichern: «Allen Fischern sollte der Schutz des Meeresökosystems am Herzen liegen, sonst haben sie keine Zukunft. Die zunehmende Globalisierung des Marktes und die Verarmung der Bestände haben uns mehr denn je überzeugt, dass wir uns vom industriellen Fischfang absetzen müssen, daher das Zertifikat, das unsere Lebens- und Arbeitsweise spiegelt. Wir haben diese Herausforderung gewonnen: Obwohl unsere Initiative noch jung ist, erleben wir sehr positive, viel versprechende Reaktionen. Der Kauf von lokalen Rohstoffen, die mit vernünftigen Praktiken hergestellt werden, bedeutet oft die beste Qualität auf dem Markt, und das ist ein doppelter Vorteil: für uns und für die Verbraucher.»
Fischer-Autorengespräche - Kornkammern der Erinnerung Frank Fleming: das gute Irland des Meeres, Freitag, 27., 20 Uhr
Der Fluss
Giovanni Martinotti und Francesco Aralda sind die letzten Vertreter einer Fischerfamilie in der Nähe von Casale Monferrato. Aber im Po fischen sie schon seit dreißig Jahren nicht mehr. Und sicher nicht wegen des Torpedofisches: «In der Nachkriegszeit war der Fluss großzügig zu seinen Menschen. In Terranova di Casale – einem Ortsteil von Casale Monferrato – lebten fünfzig Familien von den Beständen. Heute haben sie ihn vergiftet, sie haben ihn in ungewöhnliche Dämme gezwängt. Er ist ein Opfer des Fortschritts und der Geschmacksänderungen der Italiener, mein Po». Giovanni, Sohn und Neffe von Fischern, hat sich zum Hüter der Tradition im Dorf gemacht und erinnert sich noch genau an die Gesten und Rituale, die er auf dem Fluss unzählige Male beobachtete, als er als Kind mit dem Vater und dem Onkel auf dem Boot hinausfuhr. Francesco, Jahrgang 1937 wie Giovanni, ist der letzte Fischer von Terranova, er hat erst Anfang der achtziger Jahre aufgehört, mit dem Boot seine Netze auszubringen. Hier lebte man früher gut vom Fischen, man wurde sicher nicht reich, aber die privilegierte Beziehung zum Fluss garantierte ein deutlich höheres Einkommen als das der Tagelöhner auf dem Feld.
Das wichtigste Gerät für den Fang war das Trammelnetz, eine Technik, mit der man viele Fische an Land brachte: Döbel, Barben, Karpfen und ab und zu auch Forellen. Für die Aale ging man anders vor: Man legte durchlöcherte Kanister in den Fluss, aus denen diese so neugierigen Tiere, wenn sie einmal hineingelangt waren, nicht mehr hinausfanden. Noch in den sechziger Jahren wurde der Fisch nachts auf einen LKW geladen und nach Turin gebracht, um ihn auf dem Markt an der Porta Palazzo zu verkaufen. Noch vor dem Flussfisch ging sein Absatzmarkt ein, denn mehr oder weniger gleichzeitig wurden sowohl das Angebot als auch die Nachfrage weniger: Die große Verbreitung von Fang aus dem Meer veränderte den Geschmack der Menschen der Po-Ebene, und gleichzeitig verschwanden die traditionellen Arten aus dem Po fast vollständig. «Solange er respektiert wurde, war der Fluss großzügig: Er sorgte für Lebensmittel, den Holztransport im Strom und gutes Einkommen. Heute ist er eines der berühmtesten Opfer des Fortschritts.»
Fischer-Autorengespräche - Kornkammern der Erinnerung Unser Po: Erinnerungen der Fischer, Samstag, 28., 17 Uhr
Das Meer
Ein Land der Mythen und Mysterien im äußersten Nordosten Griechenlands, umkämpft von Europa und dem asiatischen Kontinent: Thrakien ist eine der fischreichsten Regionen des Landes. Es überrascht daher nicht, dass das Meer die erste Überlebensquelle für die Thrakier ist und sie seit jeher als Spezialisten für das Meer bekannt sind. Hier leben Stavros Kontos und Georgios Zoidis, zwei Fischer, die bei der Slow Fish ihre Erfahrungen gegenüberstellen. Stavros ist 64 Jahre alt und hütet das traditionelle Wissen der alten Menschen in Alexandroupolis, einem Städtchen an der Küste, dessen Identität eng mit dem Meer verbunden ist. Georgios, 16 Jahre, stammt aus einer seit drei Generationen aktiven Fischerfamilie und folgt noch heute den väterlichen Unterweisungen, denn er fischt mit kleinen Booten und traditionellen Methoden.
Fischer-Autorengespräche - Kornkammern der Erinnerung Die Fischer Thrakiens zwischen Vergangenheit und Zukunft, Sonntag, 29., 17 Uhr
Quelle: Pressemeldung Slow Food International
Foto: Slow Food International - Archiv
Weitere Informationen zu den Events der Slow Fish Genua 2011
Link zu Terminen der Messe (Englisch)
SlowFisch in Bremen 2011