BioFach 2012 Nachbericht
Slow Food Konferenz: Für eine nachhaltige Esskultur weltweit
"Ernährung lokal und bio – für eine nachhaltige Esskultur weltweit"
Unter diesem Motto beschäftigten sich am vergangenen Donnerstag Madieng Seck, Food-Aktivist aus dem Slow Food Convivium Dakar und Gründer der Organisation „Mangeons local“, Senegal, und Vandana Shiva, Alternative Nobelpreisträgerin, Gründerin der Organisation Navdanya und Vizepräsidentin von Slow Food, Indien, mit den Folgen einer globalisierten Agrarindustrie und des Fehlens lokaler Wirtschaftskreisläufe.
"Mangeons local" – lasst uns lokal essen!
„Mein Land hat seit der Kolonialzeit die Grundlagen seiner Ernährungssicherheit aufgegeben“, stellte Seck einleitend fest. 80 Prozent aller Lebensmittel im Senegal müssten heute importiert werden. Zum einen wurde die Agrarerzeugung mit den Produkten Erdnüsse und Baumwolle auf Export ausgerichtet, zum anderen haben sich auch die Essensgewohnheiten der Senegalesen französisiert. 400 000 Tonnen Weizen jährlich werden so für die Produktion von Baguette importiert. Um junge Menschen über vergessene Lebensmittel-Alternativen, wie z. B. den traditionellen Couscous aus Hirse aufzuklären, nachhaltige Agrarkultur, lokale Erzeuger und lokale Lebensmittel zu fördern, gründete Seck die Organisation „Mangeons local“ – „lasst uns lokal essen“, und schloss sich Slow Food an. „Hier habe ich Ideen und Strukturen gefunden, die meine Projekte für eine lokale Lebensmittelwirtschaft sehr gut unterstützen“, sagte Seck. Sein Credo: Essen hat immer eine politische, soziale und kulturelle Ebene.
"Die Macht der Konzerne ist groß."
Vandana Shiva, Alternative Nobelpreisträgerin, Gründerin der Organisation Navdanya und Vizepräsidentin von Slow Food, kämpft seit vielen Jahren für den freien Zugang der Bauern zu Saatgut, um sie aus der Abhängigkeit von den großen internationalen Agrarkonzerne wie Monsanto zu befreien. „Die Macht der Konzerne ist groß. Sie wissen, dass man mit Essen sehr viel Geld machen kann und dass wir alle essen müssen. Diese Einnahmequelle wollen sie behalten“, erklärte sie. Auf jedem Hektar Land, auf dem keine lokalen Lebensmittel, sondern Mais und Soja von Monsanto wachsen, wird von dem Marktführer Geld verdient. So sei zum Beispiel ihr Heimatland Indien gezwungen, Lebensmittel zu importieren, die es selber produzieren könnte. Eine schnelle Reform des dominanten Agrobusiness erwartet sie nicht, da es auf politischer Ebene viele strategische Allianzen mit den marktbeherrschenden Unternehmen, zum Beispiel in Form von Subventionen, gebe.
Bernward Geier, Ex-Chef der Internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegung (IFOAM) und Leiter der Agentur Colabora sieht die Zukunft optimistischer: „Wir sind viele und können die Konzerne in die Knie zwingen!“ Der einzelnen könne sein Konsumverhalten ändern und durch die Teilnahme an Demonstrationen Druck auf die Politik ausüben.
Die Veranstaltung wurde moderiert von Franz-Theo Gottwald von der Schweisfurth-Stiftung in München. Andrea Müller-Frank, Beraterin beim Evangelischen Entwicklungsdienst für Ernährungssicherheit und Fischerei, übersetzte die Beiträge von Madieng Seck vom Französischen ins Deutsche.
Bild oben (von links): Ursula Hudson, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Vandana Shiva, Navdanya, Madieng Seck, Mangeons local, Andrea Müller-Frank, Evangelischer Entwicklungsdienst
Bild unten: Bernward Geier, Colabora, und Vandana Shiva, Navdanya
Fotos: Katharina Heuberger
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