Slow Food auf der Demo Wir haben es satt
Slow Food Deutschland auf der Demo "Wir haben es satt!"
23.1.2012 - Mit Flaggen, Transparenten und einem eigenen Demo-Traktor war Slow Food Deutschland am Samstag dem 21. Januar bei der Demonstration „Wir haben es satt! – Bauernhöfe statt Agrarindustrie“ vor dem Kanzleramt in Berlin dabei, um sich für eine gute, saubere und faire Landwirtschaft starkzumachen.
Dieses Jahr wurden 23000 Demonstranten gezählt – darunter zahlreiche Mitglieder der Convivien Berlin, Potsdam, Barnim-Oderland, Braunschweiger Land und München sowie junge Aktivisten vom Youth Food Movement, der Jugendbewegung von Slow Food. Kälte und Schneeregen schreckte die Demo-Teilnehmer nicht ab.
Foto: Die Slow Food Gruppe im Demonstrationszug auf dem Weg zum Kanzleramt.
Protestsuppe
Gestärkt wurden die Aktivisten von der von Slow Food organisierten Protestsuppe, 8000 Portionen wurden von Aktivist und Koch Wam Kat mit seinem Team der Fläming Kitchen und Fahrenden Gerüchteküche zubereitet. Das Gemüse für die Suppe stellten Bio-Bauernhöfe aus dem Berliner Umland und Bioläden zur Verfügung. Wie bei den Slow Food Aktionstagen "Teller statt Tonne" gegen Lebensmittelverschwendung im September 2011 handelte es sich ausschließlich um Produkte, die wegen kleiner Mängel nicht verkauft werden konnten oder gar nicht erst in den Handel gekommen waren. Dazu gab es Brot vom Vortag von Berliner Bäckereien.
Foto: Bei nasskaltem Wetter wärmte die Gemüsesuppe des Aktivisten Wam Kat von innen.
Schnippeldisko
Die insgesamt 1200 Kilogramm Weißkohl, Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten und Rüben wurden am Freitagabend bei der „Schnippeldisko“ in der Kreuzberger Markthalle 9 vorbereitet. 250 freiwillige Helfer folgten der Einladung des Youth Food Movement und kamen mit ihren Schneidebrettern und Schälmessern. DJs Decent und Fog Puma von der Green Music Initiative legten dazu Musik auf.
Foto: Um 18:00 Uhr strömten die jungen freiwilligen Helfer in die Kreuzberger Markthalle 9 zum Gemüseschneiden.
Treffen mit Çiolos
Im Vorfeld der Demo nahm die amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland, Ursula Hudson, an einem von der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ und der Plattform ARC 2020 organisierten Treffen mit EU-Agrarkommissar Dacian Çiolos teil. Der Kommissar beantwortete Fragen zum Reformentwurf der EU-Agrarpolitik und hörte Stellungnahmen von Vertretern verschiedener Verbraucher-, Umwelt-, Entwicklungs-, Tierschutz- und Bauernorganisationen an. „Wir, die Nicht-Bauern, sind bei Slow Food nicht nur Verbraucher, sondern Ko-Produzenten, die sich für die Erzeugung der Lebensmittel interessieren. Wir fordern den Übergang von einer rein produktions- und quantitätsorientierten Agrarpolitik zu einer nachhaltigen Agrarkultur, die Lebensmittel und Menschen ins Zentrum stellt,“ erklärte Hudson. „Wir brauchen ein menschliches Maß in der Landwirtschaft, und eine Landwirtschaft, die respektvoll mit Ressourcen, Tieren und Menschen umgeht und so unsere Lebensgrundlage sichert.“
EU-Kommissar Çiolos unterstrich die Bedeutung des Dialogs und der Einbeziehung der Zivilgesellschaft in den Reformprozess. Die Teilhaber an den politischen Prozessen der EU und dem Lebensmittelsystem, „das sind wir, das sind die Bürger und Verbraucher," erklärte Çiolos. Nicht zuletzt, weil Lebensmittel nicht nur unansehnliches Rohmaterial oder Handelswaren seien – Lebensmittel seien Kulturprodukte und Genuss, so der EU-Kommissar.
Foto: Ein menschliches Maß in der Landwirtschaft forderte Ursula Hudson, die amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland (li.) von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos (re.).
Slow Europe
Slow Food nimmt nicht nur in Deutschland an der Diskussion um die Reform der Agrarpolitik teil. Die europaweite ‚Slow Europe‘ Kampagne von Slow Food unterstreicht: „Europa geht uns alle an!“ In allen 27 Ländern der Union arbeitet der Verein an der Sensibilisierung der Bürger und dem Dialog mit Institutionen und Entscheidungsträgern, damit die europäische Agrarpolitik zu einem guten, sauberen und fairen Rahmenwerk für unser Lebensmittelsystem wird.
Foto: Slow Food Mitglieder verteilen bei einer Auftaktveranstaltung zur Demo auf dem Münchner Marienplatz Informationsbroschüren zur Kampagne Slow Europe.
Quelle: Pressemeldung Slow Food Deutschland vom 23.1.2012
Fotos auf dieser Seite: Stefan Abtmeyer (1), Luca Cosimato (1), Katharina Heuberger (2), Archiv Slow Food (1)
Mehr Informationen:
Statement von Slow Food Deutschland beim Treffen mit Çiolos