Nachbericht Demo München
Erfoglreiche Großdemo "Mir hams satt!" in München
Der Bau neuer Massentierhaltungsanlagen, die Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzen und die weitere Zubetonierung und Verlärmung der Landschaft durch unnötige Verkehrsprojekte und die geplante 3. Startbahn müssen beendet werden. Bäuerliche Landwirtschaft in Bayern und die Imkerei müssen endlich vor den Agrar- und Chemiekonzernen geschützt werden. Aufgerufen zu der Demonstration hatte ein breiter Träger- und Unterstützerkreis aus Bürgerinitiativen, Verbraucher-und Umweltschutzverbänden, kritischen Bauernverbänden und entwicklungspolitischen Organisationen.
Zitate aus den Redebeiträgen:
„Wir wollen verhindern, dass durch ein Freihandelsabkommen mit den USA Gentechnik, Hormonfleisch und gefährliche Chemikalien auf dem Tisch der Verbraucher landen“, so Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern (li.). „Es darf nicht zugelassen werden, dass in internationale Schiedsgerichtsverfahren in Zukunft gegen unsere Regierung geklagt werden kann, und demokratische beschlossene Gesetzte dann den Gewinninteressen internationaler Konzerne geopfert würden“, so Weiger.
Romuald Schaber, Bauer aus dem Allgäu und Vorsitzender des Bundesverbands deutscher Milchviehhalter kritisierte, „dass die Landwirtschaftspolitik der EU bisher sowohl aus Sicht der Erzeuger, wie auch aus Sicht der Verbraucher, völlig einseitig an den Belangen der Industrie orientiert ist. Die Milchbauern haben diese ausbeuterische und ruinöse Politik satt“.
„Einen Stopp für die geplante Straßenbauorgien im Freistaat mit über 17 Milliarden Euro Kosten und einen sofortigen Stopp aller weiteren Planungen für die unnötige dritte Startbahn am Münchner Flughafen“, forderte Christine Margraf stellvertretend für viele Bürgerinitiativen und das Aktionsbündnis AufgeMUCkt.
„Wie kann es sein, dass unsere Bienen im Sommer hungern müssen und weiterhin bienenschädliche Pestizide in großen Mengen ausgebracht werden dürfen“, empörte sich Sonja Heinemann, Vorsitzende des Imkerverbandes Rhön Grabfeld. Sie forderte u.a. „ein endgültiges Verbot der bienengiftigen Neonicotinoide und bunte Ausgleichsflächen für Maismonokulturen“.
Gertraud Gafus, stellvertretende Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, machte deutlich, „dass die verantwortlichen Politiker in Bayern die bäuerlich Landwirtschaft und die Verbraucher nicht ausreichend vor gentechnisch veränderten Pflanzen und Saatgutmanipulation schützen würden.“ Sie forderte Bundesagrarministerin Ilse Aigner auf, „endlich auch in den Entscheidungsgremien auf Bundeebene klar die Neuzulassung gentechnisch veränderter Pflanzen abzulehnen. Ein schönes Dirndl reicht nicht aus, Frau Aigner“, betonte sie abschließend.
Boniface Mabanza, Globalisierungskritiker aus afrikanischer Perspektive, der für die entwicklungspolitischen Organisationen Misereor, Mission EineWelt, Brot für die Welt und die Menschenrechtsorganisation FIAN sprach, wies u.a. daraufhin, „dass das Recht auf Leben erst Wirklichkeit werden kann, wenn der Schrei der hungernden Kinder mehr Aufmerksamkeit bekommt als das Geschrei der Banken.“
Zur Zukunft der Nahrung äußerten sich dann die Jugendverbände der Trägerorganisationen:
Anton Reinhard (li.) von der Slow Food Jugend aus dem Convivium München appellierte, „aufzuhören mit dem Schnäppchenjagen in Discountern, und stattdessen sich mit den Menschen zu verbünden, die Nahrungsmittel auf Menschen –und tierwürdige Art und Weise erzeugen.“
Ruth Heeren von der Jugendorganisation Bund Naturschutz forderte: „Gesundes Essen darf kein Luxus sein! Wir die Verbraucher und Konsumenten haben ein Recht auf Lebensmittel, die frei von Pestiziden, Gentechnik und Medikamenten sind!“
Ludwig Sothmann, Landesvorsitzender des Landesbundes für Vogelschutz fasste die Forderungen des breiten Bündnisses abschließend nochmals zusammen: „Unser Appell an die Politik: Schluss mit diesem Ausverkauf an Gemeingütern! Wir fordern eine Politik, die dem Menschen nutzt und nicht der Agrarindustrie. Wir fordern gelebte Schöpfungsverantwortung als Grundlage für politische Entscheidungsprozesse. Die neue Welt der Massentierhaltung, der genmanipulierten Organismen, der ästhetischen Banalisierung unserer Heimat ist nicht unsere Welt. Wer politisch darauf abzielt, kann nicht unser Vertreter sein, dient dem Wohl des Volkes nicht.
Quelle: Pressemitteilung des Bund Naturschutz vom 13.7.2013
Fotos von oben nach unten: Rupert Ebner, Mitglied des Vorstands von Slow Food Deutschland und Leiter des Conviviums Slow Food München, geht hinter dem Frontbanner des Demonstrationszugs mit der Slow Food Fahne. | Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern spricht als erster Redner. | Zur Kundgebung waren viele Mitglieder und Freunde von Slow Food mit Plakaten und Lufballons gekommen und forderten unter anderem das Angebot von Rohmilch im Handel. | Anton Reinhardt vom Slow Food Youth Network in Deutschland trägt auf dem Odeonsplatz die Forderungen von Slow Food vor.
Mehr Informationen:
"Mir hams satt!" - Aktionsseite
Aktivitäten von Slow Food zur EU-Agrarpolitik
Weitere Impressionen von der Demo "Mir hams satt!" in München
Auch die benachbarten Convivien waren gekommen. Im Bild: Richard Bartels, Leiter des Conviviums Fünfseenland, mit Slow Food Banner
Der Nachwuchs des Conviviums Fünfseenland war ebenfalls engagiert mit dabei.
Die roten Slow Food Lufballons waren der Ankommer im Demonstrationszug.
Bis zur Abschlusskundgebung vor der Bayrischen Staatskanzlei protestierten viele Teilnehmer der Veranstaltung lautstark mit Trommeln, Kuhglocken und Trillerpfeifen gegen Agrarindustrie, Massentierhaltung, Gentechnik ...
... das Bienensterben ...
... und das Freihandelsabkommen mit den USA.
Alle Fotos auf der Seite: © Katharina Heuberger