Saat Gut Brot
"Alles beginnt mit einem Samenkorn."
Aus der Pressemitteilung der Organisatoren vom 3. September 2013:
54 Handwerksbäckereien aus ganz Deutschland sowie eine Bäckerei aus Österreich backen vom 23. - 29. September 2013 ein ganz besonderes Gebäck. Das SAAT GUT BROT. Der gesamte Betrag, der in der Aktionswoche in über 350 Verkaufsstellen für das SAAT GUT BROT. gezahlt wird, geht als Spende an den Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft.
Saatgut ist Kulturgut
Der Saatgutfonds unterstützt ökologische Züchtungsinitiativen. Diese entwickeln Pflanzensorten, die gesund, widerstandsfähig und regional angepasst sind. Gentechnische Verfahren sind bei der Züchtung ausgeschlossen. Darüber hinaus schaffen diese Initiativen eine Vielfalt an hochwertigen Sorten, die fruchtbar und für alle frei zugänglich sind. Es entsteht Kulturgut. Die Spenden der Aktion kommen vier Initiativen zu Gute: Getreidezüchtungsforschung Darzau e.V. im Wendland, die Landbauschule Dottenfelder Hof e.V. bei Frankfurt, den Verein zur Förderung der Saatgutforschung e.V. am Bodensee und die Getreidezüchtung Peter Kunz / Verein für Kulturpflanzenentwicklung in der Schweiz.
Saatgut ist die Grundlage unserer Ernährung und Jahrtausende altes Kulturgut. Über Generationen hinweg wurde es kultiviert, es wurde vermehrt und weitergegeben. Die so entstandenen Sorten zeichnen sich durch Vielfalt, Fruchtbarkeit und regionale Anpassung aus. Im Laufe der Jahrtausende wurden über 7.000 Pflanzenarten für die menschliche Ernährung kultiviert und durch Züchtung verbessert.
Es war über zehntausend Jahre gute landwirtschaftliche Tradition, dass Bäuerinnen und Bauern einen Teil ihrer Ernte als Saatgut zurückbehielten, um es in der nächsten Saison wieder auszusäen. Dieser sogenannte Nachbau setzt samenfeste Sorten voraus. Samenfest sind Sorten dann, wenn aus ihrem Samen wieder Pflanzen wachsen mit identischen Eigenschaften und derselben Gestalt wie deren Mutterpflanzen.
Monopolisierung des Saatgutmarkts
Die fruchtbaren, samenfesten Sorten sind größtenteils durch Hybriden verdrängt worden. Hybriden, Kreuzungen aus verschiedenen Sorten, bringen oft mehr Ertrag. Doch Hybriden spalten sich in der nächsten Pflanzengeneration wieder in Pflanzen mit unterschiedlichen Merkmalen auf. Darüber hinaus werden auch Hybriden gezüchtet, die vollständig steril sind. Diese sogenannten CMS-Hybriden sind unfähig zur Fortpflanzung. Bauern und Gärtner können Hybriden für die nächste Aussaat nicht mehr verwenden. So sind sie gezwungen, ihr Saatgut jedes Jahr neu zu kaufen. Dies führt zu Abhängigkeit und ist mit höheren Kosten verbunden. Der Saatgutmarkt wird weltweit immer stärker von wenigen großen Anbietern bestimmt.
Seit Jahrzehnten nimmt die Zahl der Unternehmen ab, die Saatgut züchten und vermehren. Die zehn größten Saatgutunternehmen dominieren mit Hilfe von Patenten, Hybriden und Gentechnik rund 75 % des weltweiten kommerziellen Saatgutmarktes.
Von den ursprünglich über 7.000 Nahrungspflanzen liefern heute nur noch 15 Pflanzenarten und acht Tierarten rund 90 % der menschlichen Nahrung. Die Pflanzen werden für die konventionelle Landwirtschaft gezüchtet und benötigen chemisch-synthetisch hergestellte Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Kriterien wie die Herbizidresistenz (Widerstandsfähigkeit gegen Unkrautvernichtungsmittel, die in der Regel vom selben Unternehmen wie das Saatgut verkauft werden), die weltweite Vermarktungsmöglichkeit und die Patentierbarkeit der gezüchteten Sorten stehen im Vordergrund. Die Sorten sind uniform und anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Ihre Erträge sind zwar oft maximal, die Lebensmittelqualität spielt dagegen eine geringe Rolle. Die Abhängigkeit der Bauern und Gärtner von wenigen Agrarkonzernen wie Bayer CropScience, Monsanto oder Syngenta steigt. Mit dem Rückgang unserer Sortenvielfalt geht unwiederbringlich ein enormes Potenzial verloren.
Erhaltung der genetischen Vielfalt
Die ökologische Pflanzenzüchtung leistet hingegen einen herausragenden Beitrag für den Erhalt und den Ausbau der genetischen Vielfalt bei Getreide und Gemüse. Die Finanzierung erfolgt vor allem aus Spenden und Zuwendungen von Stiftungen. Die Zahl der zukunftsweisenden, sich dem Wohle der Allgemeinheit sowie dem der nächsten Generationen verpflichteten Züchtungsinitiativen ist noch gering. Gerade deshalb wollen wir Bäcker und Bäckerinnen mit der Aktion SAAT GUT BROT. auf ihre Arbeit aufmerksam und gemeinsam zu ihrer Finanzierung beitragen.
Mehr Informationen:
Programm der Aktionswoche (PDF)
Teilnehmende Bäckereien
Initiative "Die Bäcker"