Sustainable Food Conference
Brüssel: Slow Food Konferenz am Sitz des Europäischen Parlaments
Im Rahmen ihres Gemeinsamen Agrarplans bis 2020 arbeitet die EU-Kommission derzeit erstmals an einer gemeinsamen EU-Position zu einer nachhaltigen Ernährungspolitik. Die Slow Food Bewegung, die sich für einen ganzheitlichen Ansatz und ein nachhaltiges Lebensmittelsystem einsetzt, begrüßt diese Initiative. Sie beteiligt sich aktiv an der Debatte, um ihre Vorstellungen von einem nachhaltigen Lebensmittelsystem, das die Vereinsphilosophie „gut, sauber und fair“ umsetzt, einzubringen.
Im Rahmen der Debatte über die Zukunft des Lebensmittelsystems in Europa hat Slow Food jetzt die Konferenz "Eine nachhaltige gemeinsame EU-Ernährungspolitik – Utopie oder Realität?" organisiert. Sie soll die Gelegenheit zu einem offenen Meinungsaustausch zwischen Vertretern der Zivilgesellschaft und EU-Institutionen bieten.
"Radikaler Wandel unvermeidbar"
Laut dem dritten sogenannten "Vorausschauverfahren des Ständigen Ausschusses für Agrarforschung (SCAR)" ist „ein radikaler Wandel in Lebensmittelverbrauch und –herstellung unvermeidbar, um Knappheiten zu begegnen und das europäische Agrar- und Lebensmittelsystem in Zeiten wachsender Unbeständigkeit und Überraschungen widerstandsfähiger zu machen.“ Eine nachhaltige Gemeinsame EU-Ernährungspolitik ist notwendig, um diesen radikalen Wandel im Lebensmittelsystem zu erzielen. Der Ansatz dieser Politik muss ganzheitlich sein, und das übergreifende Prinzip der Nachhaltigkeit muss als Basis für Ernährungssouveränität, Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit, Lebensmittelqualität und –vielfalt und die Wertschätzung von Essen dienen.
Kohärentes und integriertes Konzept gefordert
Die Konferenz wird die Nachhaltigkeit von Essen und Ernährung im Kontext aktueller EU-Politik und die Schaffung eines kohärenten, integrierten Konzeptes dazu evaluieren. Referenten werden ihre Ansichten zur Dringlichkeit der Erreichung von Nachhaltigkeit im Ernährungs- und Lebensmittelbereich in einer Welt mit knappen Ressourcen darlegen, insbesondere mit Blick auf die wichtigsten Aspekte:
- Soziale Aspekte, wie die Beziehung von Erzeugern und Verbrauchern, faire Preise und der Wert des Essens
- Umweltaspekte, wie der Schutz der biologischen Vielfalt, der Erhalt natürlicher Ressourcen wie Wasser und Boden, Lebensmittelvertrieb, Verpackung und Lebensmittelverschwendung
- Wirtschaftliche Aspekte wie die Entwicklung von Lokalwirtschaft und Erzeugung in kleinen und mittelständischen Betrieben
- Kulturelle Aspekte, wie der Schutz traditionellen Wissens.
Die Veranstaltung unter der Schirmherrschaft der Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Isabelle Durant, findet im Europäischen Parlament in Brüssel statt und beinhaltet eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der EU-Kommission und von zivilgesellschaftlichen Organisationen.
Nominierungen für die Arche des Geschmacks
Carlo Petrini, Gründer und internationaler Präsident von Slow Food, wird die Konferenz abschließen, mit einem Aufruf an die politischen Entscheidungsträger, das Lebensmittelsystem mit einem ganzheitlichen Ansatz zu betrachten und die Nachhaltigkeit von Essen und Ernährung zur höchsten Priorität in ihrer Politik zu machen.
Zum Abschluss des Tages wird Slow Food die EU-Institutionsvertreter dazu einladen, ihr echtes Engagement für eine nachhaltige Ernährung mit einem symbolischen Akt zu demonstrieren: Sie sollen ein Lebensmittel, das tief verwurzelt ist in der Kultur, Geschichte und Tradition ihres Landes, das aber vom Verschwinden bedroht ist, für die Arche des Geschmacks – den Slow Food Katalog gefährdeter Produkte – nominieren. Diese Nominierungen werden der derzeitigen Liste von über 1000 Produkten hinzufügt und tragen so zur Initiative des Vereins bei, die Existenz dieser Lebensmittel aufzuführen, auf das Risiko ihres Verschwindens hinzuweisen und die biologische Vielfalt im Lebensmittelbereich weltweit zu unterstützen.
Übersetzung aus dem Englischen: Anke Klitzing
Foto: Slow Food Archiv
Offizieller Konferenzplaner:
An EU Common Sustainable Food Policy: Wishful thinking or reality?
• Date and time: November 28, 1 pm – 5 pm
• Location: European Parliament, Brussels
• Language: English, French and Italian
Mehr Informationen:
Ankündigung der Veranstaltung bei Slow Food International (Englisch)
Zur Anmeldung über Slow Food International (Englisch)
Ausführliches Programm (auf Englisch, PDF)
Arche des Geschmacks (Deutschland)
Arche des Geschmacks (International)
Aktivitäten von Slow Food zur EU-Agrarpolitik
13.11.2013 - Ergänzende Hinweise zur Meldung vom 12.11.2013
Veranstaltung des Conviviums Brüssel: Ein Wandel für gutes, sauberes und faires Essen
Ab 15 Uhr am selben Tag feiert das Convivium Brüssel, die lokale Slow Food Gruppe, mit dem geselligen Event "Ein Wandel für gutes, sauberes und faires Essen" die Wichtigkeit von regionalen und nachhaltigen Lebensmitteln. Die Veranstaltung findet vor dem Europäischen Parlament auf dem Place du Luxembourg statt. Alle sind herzlich eingeladen, nachhaltige Lebensmittel von lokalen Erzeugern zu schmecken und kennen zu lernen: Käse und Dinkelbrot, Laekener Brunnenkresse, FairTrade Schokolade und belgische Weine. Auch die jungen Aktivisten von Disco Soup und dem Slow Food Youth Netzwerk sind dabei und kochen eine Suppe aus leckerem Knubbelgemüse, das sonst als Ausschussware nicht auf den Teller gekommen wäre. Die Disco Soup Veranstaltung fügt sich in eine Reihe ähnlicher Events gegen Lebensmittelverschwendung ein, die in den letzten Monaten in der ganzen Welt stattgefunden haben, von den Schnippeldiskos in Deutschland bis nach Frankreich, USA, Südkorea und Mexiko. Ein Wandel für gutes, sauberes und faires Essen wird organisiert in Zusammenarbeit von Slow Food, Rabad, PiqNiq und La Ferme des nos Pilifs.
Petrini zu Gast bei EU-Kommissar Dacian Cioloş: Konferenz "Bäuerliche Familienbetriebe"
Am folgenden Tag, dem 29. November, spricht Carlo Petrini auf die Einladung von EU-Kommissar Dacian Cioloş bei der Konferenz "Bäuerliche Familienbetriebe: Ein Dialog für nachhaltigere und belastbarere Landwirtschaft in Europa und weltweit" (Family Farming: A Dialogue Towards More Sustainable and Resilient Farming in Europe and the World), ebenso wie FAO-Generaldirektor José Graziano Da Silva. Die von der EU-Kommission organisierte Konferenz ermöglicht den Teilnehmern Einblicke in die Rolle der bäuerlichen Familienbetriebe, die Herausforderungen und Prioritäten für die Zukunft, und die besten Maßnahmen zur Unterstützung von bäuerlichen Familienbetrieben. Bäuerliche Familienbetriebe sind ein Schlüsselelement in einem nachhaltigen Agrar- und Lebensmittelsystem, weswegen die UN das Jahr 2014 zum Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe erklärt hat.
Die Konferenz kann auf der Webseite der EU-Kommission (im Bereich Landwirtschaft und ländliche Entwicklung) per Livestreaming verfolgt werden: http://ec.europa.eu/agriculture/events/family-farming-conference-2013_en.htm