Berlinale Kamera 2015: Ehrung Carlo Petrini Alice Waters
Berlinale Kamera 2015: Ehrung für Carlo Petrini und Alice Waters
Im Jahr 2006 inaugurierte die Berlinale das Thema Food & Film als erstes A - Festival der Welt. Zum Thema Geschmack diskutierten 2006 im Rahmen des Workshops „Hunger, Food & Taste“ beim Berlinale Talent Campus #4 Alice Waters und Carlo Petrini (u.a. ) zum ersten Mal mit jungen als auch etablierten Filmemachern die Beziehungen zwischen dem bewegten Bild und dem Essen als ält estem Kulturgut der Menschheit. „Alice Waters und Carlo Petrini gaben 2006 nicht nur der Berlinale einen neuen Impuls, aus dem 200 7 das Kulinarische Kino entstand, sondern inspirierten damit auch in vielen anderen Ländern Food & Film‘ - Events. Für ihr passioniertes Engagement möchten wir sie m it einer Berlinale - Kamera ehren “, sagt Berlinale - Direktor Dieter Kosslick.
Werner Herzog kochte seinen Schuh im 'Chez Panisse'
Alice Waters, Autorin, Köchin und „Food - Revolutionärin“ (New York Times), hat als passionierte Filmfreundin ihr legendäres Restaurant „ Chez Panisse “ in Berkeley nach Honoré Panisse, einem Charakter aus Marcel Pagnols „ Trilogie Marseillaise “ , benannt. Alice Waters entdeckte bei einem Studienaufenthalt in Frankreich die europäische Esskultur. Zurück in Berkeley schloss sie sich der politischen Studentenbewegung an und gründete 1971 das „ Chez Panisse “. Viele inzwischen etablierte Künstler aller Disziplinen haben sich seitdem bei ihr getroffen, insbesondere Filmemacher wie Wim Wenders, Jean-Luc Godard oder Werner Herzog, der in einer Performance 1980 dort seinen Schuh kochte. Auch die US-amerikanische Filmszene trifft sich gern bei ihr , etwa Francis Ford Coppola, Jake Gyllenhall oder der Opernregisseur Peter Sellars. 1995 startete Alice Waters mit dem „Edible Schoolyard “ ein vorbildliches Bildungsprogramm, bei dem Schüler im eigenen Schulgarten Zutaten anbauen, ernten und gemeinsam zubereiten und dadurch ein neues Verhäl tnis zum Thema Ernährung gewinnen. All diese Aktivitäten sind dabei Teil des Lehrplans. Seit ihrer Gründung vor 20 Jahren wurde die Initiative von vielen Schulen und Bildungsinstitutionen weltweit übernommen oder in ähnlichen Programmen verbreitet und führte auch zur Einrichtung eines Gemüsegartens durch Michelle Obama im Park des Weißen Haus. Alice Waters hat zahlreiche Kochbücher veröffentlicht, darunter ihren Klassiker „The Art of Simple Food“, der auch ins Deutsche übersetzt wurde.
Berlinale Kamera für "gut, sauber, fair"
Carlo Petrini ist der Gründer der Slow-Food-Bewegung, die Mitte der 1980er Jahre in Norditalien entstand. Sie protestiert seitdem gegen die fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft und der Verdrängung kleiner Gasthöfe durch Fast-Food-Restaurants. Mit der Formel „gut, sauber, fair“ definierte Petrini die Qualität von Nahrungsmitteln: „ guter“ Geschmack, „sauber“ ohne Pestizide produziert und „faire“ Bezahlung für die Erzeuger. Aus Slow Food entwickelten sich mehrere Organisationen, wie die Universität der Gastronomischen Wissenschaften (UNISG) und das weltweite Netzwerk der nichtindustriellen Nahrungsmittelerzeuger „Terra Madre“. Carlo Petrini hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, u.a. „Terra Madre - Für ein nachhaltiges Gleichgewicht zwischen Mensch und Mutter Erde“, für dessen deutsche Ausgabe Dieter Kosslick ein Vorwort verfasst hat. Zuletzt erschien Petrinis Publikation „Food & Freedom“.
Die Verleihung der Berlinale Kamera an Alice Waters und Carlo Petrini findet im Rahmen der Eröffnung des Kulinarischen Kinos am Sonntag, 8. Februar 2015 statt. Die Veranstaltung beginnt um 19:30 Uhr im Kino des Martin-Gropius-Bau mit einer Filmvorführung und wird im Spiegelzeltrestaurant „Gropius Mirror “ mit einem Dinner und der Ehrung fortgesetzt. Berlinale-Direktor Dieter Kosslick wird die Laudatio halten.
Fotos: Alice Waters: © Amanda Marsalis; Carlo Petrini: © Ali Ghandtschi / Berlinale
Quelle: Berlinale Pressemitteilung vom 11. Dezember 2014
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