Drei Kandidaten für Slow Food Arche des Geschmacks

7.12.2014 - Nachtrag zur Meldung vom 8.11.2014: Wir freuen uns, dass die Anträge, das Sundheimer Huhn, das Kasseler Strünkchen und die Paas Lintorfer Frühe in die Slow Food Arche des Geschmacks aufzunehmen, keinen Widerspruch erfahren haben. Somit sind in Deutschland nun offiziell 54 Passagiere an Bord der Arche.

Drei neue Arche-Kandidaten warten auf ihre Rettung

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8.11.2014 - Drei Kandidaten warten derzeit auf ihren Passagierschein für die Slow Food Arche des Geschmacks: das gefährdete Sundheimer Huhn (li.), die Gemüsespezialität Kasseler Strünkchen und die mild schmeckende Bohne Paas Lintorfer Frühe. Das internationale Arche-Projekt der Slow Food Stiftung für Biodiversität möchte im Sinne der Erhaltung der Vielfalt auf den Tellern diese traditionellen Nutzpflanzen und -tiere vor dem Vergessen retten.

Die Anträge auf Aufnahme wurden von der Arche-Kommission von Slow Food Deutschland angenommen und vom Vorstand bestätigt. Sofern bis zum Ablauf der Widerspruchsfrist bis zum 5. Dezember 2014 kein Einspruch aus dem Verein erfolgt, gehen die Kandidaten als offizielle Passagiere an Bord der Slow Food Arche des Geschmacks und verlängern die deutsche Passagierliste auf 54 Mitreisende. Das internationale Projekt schützt weltweit über 2.000 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen vor dem Vergessen und Verschwinden. Um von Slow Food gerettet zu werden, muss der Passagier bestimmte Kriterien erfüllen. So muss er beispielsweise in seiner Existenz bedroht und traditionell in einer Region verankert sein.

Das Sundheimer Huhn

Diese alte deutsche Zweinutzungsrasse ist in Sundheim, im Kreis Kehl am Rhein aus bodenständigen Landhühnern herausgezüchtet worden ist. Sie kommt ausschließlich im Farbschlag weiß-schwarz-columbia vor. Die breite, vorgewölbte Brust und die kräftigen Schenkel verraten guten Fleischansatz. Die Sundheimer Hühner sind frühreif, schnellwüchsig und von leichter Mästbarkeit mit sehr feinem Tafelfleisch. Sie besitzen ein zutrauliches, ruhiges Wesen, was sie zum Beispiel für Schulbauernhöfe geeignet macht. In Deutschland sind weniger als 100 Zuchten bekannt. Die Gefährdung dieser Hühnerrasse macht eine Haltung auch über das Ursprungsgebiet hinaus wünschenswert.

Bild oben: Der zutrauliche Sundheimer Hahn "Berlusconi" auf dem Arm seines Züchters Julius Mager. | © Dirk Esser

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Das Kasseler Strünkchen

Die Nordhessische Gemüsespezialität, die auch „Sommerendivien“, „Schlobberkohl“ oder „Schlupperkohl“ genannt wird, war vor allem um die Stadt Kassel sehr beliebt. Verwendet werden Blätter und Strünke der in die Blüte übergehenden Romanasalat-Pflanzen. Traditionell werden sie kleingeschnitten, gekocht und mit Mehlschwitze serviert. Das älteste bekannte Rezept findet sich im „Hessischen Kochbuch“ von 1840. Das Kasseler Strünkchen war in nordhessischen Hausgärten bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts eine regelmäßig angebaute Salat- und Gemüsepflanze. Heute haben auch viele ältere Mitbürger nur noch vage Erinnerungen an das Gericht, das sie als typisch für ihre Region ansehen, aber oft keine Vorstellung davon, welche Pflanze sich dahinter verbirgt. An den Rand der Bedeutungslosigkeit gebracht wurde die Gemüse-Variante durch die Ausweitung des Spargel-Konsums: Spargel lässt sich wesentlich schneller schälen und hat das Image einer edlen, modernen Kost.

Bild oben: Erntereife Kasseler Strünkchen auf dem Feld. | © Gerhard Schneider-Rose

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Die Paas Lintorfer Frühe

Die grüne, fadenlose Buschbohne wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts von der Firma Paas Samenzucht und Samenhandlung aus Ratingen-Lintorf gezüchtet und bundesweit vertrieben wurde. Sie zeichnet sich durch einen feinen, milden Bohnengeschmack aus, der durch die Fadenlosigkeit bedingt ist - Bohnen mit Fäden haben einen deutlich kräftigeren Geschmack - und lässt sich gut zu Bohnengemüse, Salaten und Suppen verarbeiten. Im Anbau ist die Sorte im Vergleich zu anderen Buschbohnen etwas anspruchsvoller. Ihre weißen Kerne sind dünnhäutiger als die farbigen Verwandten und damit auf gute Voraussetzungen zum Saattermin angewiesen.

Bild oben: Hülsenfrüchte, Blüten, Bohnenkerne (Samen) und Blätter der Paas Lintorfer Frühen. | © Raimund Günster

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