Slow Food empfängt Landwirtschaftsminister
EU-Agrarminister zu Gast bei Slow Food
Es war eine große Ehre für Slow Food, die 28 EU-Minister für Landwirtschaft und Fischerei am 29. September an der Universität für Gastronomische Wissenschaften (UNISG) zu ihrem informellen Treffen begrüßen zu dürfen. Auf dem Treffen sprachen der EU-Agrarkommissar Dacian Cioloș, der italienische Minister für Landwirtschaft, Ernährung und Forstwirtschaft Maurizio Martina, der Slow Food Vorsitzende Carlo Petrini und der Dekan der UNISG Piercarlo Grimaldi. Dacian Cioloș sprach Slow Food und der Universität in seiner herzlichen Rede seine Bewunderung aus: „Ich komme immer gerne hierher, ich fühle mich hier wie zu Hause. Denn ich teile die Ansichten von Slow Food: Wir glauben, dass Tradition eine sehr moderne Angelegenheit ist. Was aus der Vergangenheit, aus der Tradition kommt, steht im Einklang mit dem was wir uns von der Zukunft erwarten. […] Mit der Expo im kommenden Jahr senden Italien und Europa eine Botschaft von der Tradition als Zukunft und Modernität“.
Bild oben: EU-Agrarkommissar Dacian Cioloș probiert am Stand von Finnland.
Große Verantwortung für Ernährungssicherheit
Maurizio Martina sagte in seiner Rede: „Europa trägt eine große Verantwortung: das Voranbringen der Debatte über die internationale Nahrungsmittelsicherheit. Dies ist eines der wichtigsten Themen für die Zukunft unseres Planeten. […] Wir sind uns der Bedeutung unserer Rolle bewusst. Wir wissen, dass wir konkrete, starke Lösungen zum Kampf gegen den Hunger in der Welt finden müssen. Jetzt ist die Zeit, um drängende Fragen zu beantworten und sich mit der Entwicklung von Politik- und Landwirtschaftssystemen auseinander zu setzen, die Innovation und Nachhaltigkeit miteinander verbinden. Ein Rückgang der Ernährungsarmut ist nur möglich, wenn die Europäische Union innerhalb eines noch zu definierenden strategischen Rahmens gezielte Maßnahmen ergreift und diesen Maßnahmen absolute Priorität zubilligt.”
Carlo Petrini begrüßte die Abordnung der Europäischen Union mit folgenden Worten: „Das Treffen der EU-Agrarminister in Pollenzo ist eine außerordentliche Ehre für dieses Land, für die Slow Food Vereinigung und für die Universität für Gastronomische Wissenschaften.“ Die Einrichtungen der EU spielen eine entscheidende Rolle für die Zukunft von Ernährung und Landwirtschaft in der Europäischen Union. Deswegen schloss Petrini seine Rede mit der Aussage: „Die Europäische Union hat eine schwere Last zu tragen, eine Last voller Chancen und Hoffnungen, aber auch von legitimen Erwartungen seitens der übrigen Welt, die auf unseren Markt und seine Regeln als eine Möglichkeit der Interpretation und manchmal auch der Konstruktion ihrer eigenen Zukunft blicken. Es ist ein erreichbares Ziel allen Menschen– vor allem den Schwächsten – den Zugang zu gesunden, nachhaltig produzierten Nahrungsmitteln zu ermöglichen. Slow Food und die Europäische Union können und haben die moralische Verpflichtung dieses Ziel anzugehen, und sie sind dazu auch in der Lage. Zuallererst durch die Unterstützung kleinbäuerlicher, traditioneller Nahrungsmittelerzeugung für die lokalen Märkte.”
Die Nordhessische Ahle-Wurscht war als Vertreterin der deutschen Arche-Passagiere bei der Verkostung dabei.
Verkostung auf der Arche des Geschmacks
Nach der informellen Gesprächsrunde wurden den 28 europäischen Ministern traditionelle Produkte der Slow Food Presidi und des Projekts Arche des Geschmacks zum Schutz von kleinbäuerlichen traditionellen und vom Aussterben bedrohten Nahrungsmittelproduktionen vorgestellt und zur Verkostung serviert. Jedes europäische Land war mit einem Produkt vertreten. Anwesend waren auch die jeweiligen Erzeuger, die den Wert und die Bedeutung der traditionellen Produkte erklären konnten und die gesellschaftlichen und politischen Probleme vorbrachten, mit denen sie sich bei Herstellung und dem Verkauf auseinander setzen müssen.
Als Vertreterin der kleinbäuerlichen Erzeuger erklärte Dessislava Dimitrova aus Bulgarien in ihrer Rede, dass diese Bauern normalerweise vom Markt ausgegrenzt werden und sie erklärte wie sehr wir darauf hoffen, die neue Gemeinsame Agrarpolitik kleinbäuerliche Betriebe mehr unterstützt. Für Deutschland präsentierte Hanns-Ernst Kniepkamp, leiter der Arche-Kommission von Slow Food Deutschland, die Nordhessische Ahle Wurscht, eine Rohwurstspezialität, die 2004 als Passagier auf der deutschen Arche des Geschmacks aufgenommen wurde.
Aufmerksamkeit für kleinbäuerliche Erzeuger
Auf diese Weise wünscht sich Slow Food, den 28 Ministern einen Überblick über die Vielfalt der Nahrungsmittel in Europa vermittelt zu haben, und hofft ihre Aufmerksamkeit auf kleinbäuerliche Erzeuger zu lenken. Denn sie sind der Ausdruck einer familiären Landwirtschaft, die immer noch am Leben ist und weiterhin als Hüter des traditionellen Wissens, der biologischen Vielfalt, der Landschaft und der kulinarischen Kultur Europas produziert. Ziel dieses Treffens war es auch die hier vertretenen hochrangigen politischen Entscheidungsträger in der EU dazu zu ermutigen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und Gesetze zu erlassen, die die spezifischen Bedürfnisse kleinbäuerlicher Erzeuger berücksichtigen. Die Produkte haben eine enge Verbindung mit ihrer Herkunftsregion, deren Traditionen und der Kultur und sind deshalb Zeugnis für das einzigartige kulinarische Erbe jedes einzelnen Landes. Sie sind erhaltens- und schützenswert.
Unter den Gästen: Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland, und Hanns-Ernst Kniepkamp, Leiter der Arche-Kommission von Slow Food Deutschland.
Quelle: Pressemitteilung von Slow Food International vom 30. September 2014
Alle Fotos auf dieser Seite: © Federica Bolla
Mehr Informationen: