Donnerstagsgespräch der Kirchen
Podiumsgespräch: Nachhaltigkeit im Einkaufskorb
Nachhaltigkeit hat bei unseren Lebensmitteln Hochkonjunktur. Wer ist nicht dafür? Mit einer Fülle von Nachhaltigkeitssiegeln wird der Verbraucher gelockt ‚gute‘ und verantwortungsvolle Kaufentscheidungen zu treffen. Fair Trade ist nur ein Beispiel einer solchen Erfolgsgeschichte. Die Globalisierung der Nahrungsmittelerzeugung hat weltweit die Lebensmittelmärkte weitreichend verändert. Mit der zunehmenden Entfremdung der Menschen von der Lebensmittelproduktion steigt die rasante Verbreitung von privaten Standardsystemen und Siegeln.
Oft gravierende Auswirkungen von Lebensmittelstandards auf Kleinerzeuger
Aber wie nachhaltig und gerecht sind die Lebensmittelstandards wirklich? Tatsächlich haben die privaten Lebensmittelstandards, die uns Nachhaltigkeit versprechen, in Afrika, Asien und Lateinamerika gravierende und oft negative Auswirkungen auf die Produktions- und Vermarktungsbedingungen von Kleinbauern und Kleinerzeugern. Vielen wird durch hohe und unflexible Standards der Marktzugang erschwert. Sie werden in informelle Märkte abgedrängt. Insbesondere staatliche Entwicklungsakteure setzen große Hoffnungen auf freiwillige soziale, ökologische und ökonomische Standards, die von der Wirtschaft mitgetragen bzw. entwickelt werden. Diese Nachhaltigkeitsstandards verbinden den Gedanken der nachhaltigen Entwicklung mit marktwirtschaftlicher Orientierung. Was der Staat nicht erreichen kann, sollen freiwillige Standards schaffen – ohne regulierende Eingriffe von außen.
Hilfe im Dschungel privater Standards
Kann das gelingen? Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit hat die Website: siegelklarheit.de eingerichtet, um im Dschungel privater Standards Orientierungshilfe zu bieten Und inzwischen rufen sogar Wirtschaftsakteure nach verbindlicheren staatlichen Vorgaben, um Rechtssicherheit gerade in den Produktionsländern zu fördern. Dies gilt vor allem für die sozialen und ökologischen Standards. Die GKKE fordert die Erstellung staatlicher Leitlinien, die eine gute Praxis für Standardinitiativen vorgeben. Private Standards allein sind nicht der Königsweg für die Verfolgung eines globalen nachhaltigen Entwicklungswegs. Was aber kann von den Akteuren des globalen Lebensmittelmarkts geleistet werden, vom Lebensmittelhandel, von den Zertifizierern und von der Politik, um das Nachhaltigkeitspotential von privaten Lebensmittelstandards zu stärken und um ihre Risiken zu mindern?
Das Gesprächsprogramm:
Begrüßung:
Prälat Dr. Karl Jüsten, katholischer Vorsitzender der GKKE, Berlin Eingangsimpuls: Tim Kuschnerus, GKKE, Berlin
Es diskutieren:
Ulrich Hoffmann, United Nations Forum on Sustainability Standards (UNFSS), Genf
Dr. Rupert Ebner, Vorstandsmitglied von Slow Food Deutschland e.V., Ingolstadt
Nicole Maisch, Mitglied des Deutschen Bundestages, Berlin
Stephan Becker-Sonnenschein, Die Lebensmittelwirtschaft e.V., Berlin
Moderation:
Dr. Jacqueline Boysen, Journalistin, Berlin Im Anschluss an die Diskussion laden wir Sie zu einem Imbiss ein.
Ort und Termin:
11. Juni 2015, 18.00 Uhr im Haus der EKD, Charlottenstr. 53/54, 10117 Berlin
Anmeldung zum Donnerstagsgespräch erforderlich!
Weitere Informationen:
www3.gkke.org
Foto: © Slow Food Archiv