Expo 2015: Weltfremde Weltausstellung
So ist Logik der Industrie, und sie ist es die den Markt, Preise, Produkte diktiert und sich nicht um Allgemeingüter wie Gesundheit und Umwelt schert. Pestizide werden munter angewandt, auch wenn Bienen in Massen sterben. Dann haben wir in Zukunft eben weniger Obst und Gemüse auf dem Teller. Und die gesundheitlichen Schäden der Pestizid-Ausgesetzten, die ausgelaugten Böden und das durch den Menschen verursachte sechste Massenaussterben der Weltgeschichte? Immer mehr ökonomische Entwicklung ist doch wichtig - oder kann es sein, dass dieses wirtschaftliche Modell in einer Welt der begrenzten Ressourcen doch nicht aufgeht?
Bild oben: Italienischer Nachwuchs-Schäfer eines Familienbetriebs. | © Slow Food Archiv
Profit auf Kosten der Ärmsten und Hungernden
Dann wäre da noch die Art und Weise wie das investitiongetriebene Lebensmittelsystem mit den Erzeugern umgeht, indem es immer mehr Herausforderungen für die handwerkliche Produktion schafft, Preise drückt und den Beruf des Landwirten abwertet. Wir können froh sein, wenn sich unter diesen Umständen überhaupt noch junge Leute dazu durchringen können, in der Herstellung von Lebensmitteln zu arbeiten. In den Entwicklungsländern sind die Probleme noch größer: Hunger und Essensknappheit werden verschlimmert durch große multinationale Konzerne, die ihre Ware zu Dumpingpreisen importieren und lokale Erzeuger dadurch vom Markt verdrängen. Und das Ganze passiert oft noch unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe oder Solidarität…
Expo zur Welternährung nur Show – Behandlung der Inhalte bleibt größtenteils aus
Bei der diesjährigen Weltausstellung in Mailand mit dem Titel „Den Planeten ernähren. Energie fürs Leben“ könnte man erwarten, dass die oben genannten Probleme angesprochen und diskutiert werden. Immerhin treffen hier wichtige politische Institutionen und Akteure aus aller Welt zusammen. Leider tut die Expo dies aber nicht, ganz im Gegenteil: Besucher und Medien berichten von einer Jahrmarkt-Atmosphäre, alle Großen - von McDonalds, Nestlé über Coca-Cola und Co - sind mit dabei. Nur fragt man sich: Wo sind eigentlich diejenigen, die jeden Tag mit schwerer körperlicher Arbeit auf dem Feld und auf dem Hof unser Essen ernten und erzeugen? 70% der landwirtschaftlichen Erzeugnisse stammt von Kleinproduzenten, auf dem Expo-Gelände tummeln sich jedoch ausschließlich Großkonzerne. Es sollte um die Frage gehen, wie wir den Planeten zukünftig ernähren wollen. Das aber – wie sich heute kaum noch bestreiten lässt, wenn man sich die Auswirkungen des Klimawandels und der Ressourcenknappheit anschaut – wird nur noch möglich sein, wenn wir mit unserer Umwelt und ihren natürlichen Ressourcen verantwortungsbewusster umgehen.
Wir dürfen die Chance nicht verpassen!
Eine Weltausstellung zum Thema Ernährung und Hunger muss eine Gelegenheit sein, um über eine zukunftsfähige, nachhaltige Welternährung zu diskutieren und dazu verantwortungsbewusste Handlungsstrategien zu entwickeln. Daher organisiert Slow Food und das internationale Slow-Food-Jugendnetzwerk vom 3-6. Oktober in Mailand eine parallele Veranstaltung, um zum Ende der Expo ein starkes Zeichen zu setzen für gute, saubere und faire Lebensmittel für Alle: "Terra Madre Youth - WE Feed the Planet" wird mindestens 2000 junge Erzeuger aus aller Welt zusammenbringen, um gemeinsam Vorschläge für ein zukunftsfähiges Lebensmittelsystem zu definieren. Im Zentrum der viertägigen Veranstaltung stehen die Ausformulierung und Umsetzung der Fragen: Wie wollen wir unser Essen zukünftig produzieren? Wie können wir Macht im globalen Lebensmittelsystem umverlagern und ebnen? Wie können wir unser kulturelles gastronomisches Erbe bewahren? Welche Strategie ist zur gerechten Verwaltung des Allgemeinguts notwendig? Am letzten Tag stellen die Teilnehmer gemeinsam ihre Lösungsansätze auf der Expo vor und zeigen: „Wir jungen Erzeuger und Landwirte lassen uns nicht unterkriegen und sind durch ein internationales Netzwerk verbündet. Gemeinsam sind wir stark und werden handwerkliche Produktion und nachhaltige Praktiken wider der Industrie verteidigen“.
Wir brauchen Sie!
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