Großdemonstration gegen TTIP 10 Oktober
TTIP: Slow Food Deutschland unterstützt zivilgesellschaftlichen Protest
"Für uns ist TTIP mindestens aus zwei Gründen nicht akzeptabel," erklärt Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland e. V. "Zum einen wurden die Verhandlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt. Das ist gegen das demokratische Prinzip und lässt sich nicht mit unserer Vorstellung von der Einbindung der Zivilgesellschaft vereinbaren. Zum anderen ist das Ziel der Verhandlungen ein Kompromiss, was grundsätzliche eine Standardverschlechterung für einen Partner bedeutet."
"Das Problem ist nicht das Chlorbad, sondern die Haltungsbedingungen der Hühner."
Slow Food Deutschland befürchtet, dass trotz des Mantras der EU-Entscheidungsträger: "Europäische Standards für Lebensmittel und Landwirtschaft werden nicht gesenkt!" ein Kompromiss genau dies hervorrufen würde. Ein Beispiel ist das vielzitierte "Chlorhühnchen": Nicht das Chlorbad an sich ist das Problem, sondern die Haltungsbedingungen der Hühner, die eine solche Behandlung notwendig machen. Das Chlor soll die bakterielle Verseuchung wettmachen, die durch Massenhaltung, nicht artgerechte Fütterung und unhygienische Schlachtung eingetreten ist. Durch das Chlorbad werden aber nicht nur giftige Chemikalien in die menschliche Nahrungskette eingeführt, die Behandlung ist zudem zunehmend unnütz wegen steigender antimikrobieller Resistenz. Auch andere Ungleichgewichte bestehen zwischen den Verhandlungspartnern USA und Europa. Zum Beispiel gibt es in den Vereinigten Staaten so gut wie keine Kennzeichnung von Lebensmitteln in Bezug auf gentechnisch veränderte Organismen. Auch sind in den USA die "fortified foods", angereicherten Nahrungsmittel, zwar weit verbreitet, aber wenig reguliert.
Slow Food Deutschland sieht es zudem als Problem an, dass durch eine Freihandelsvereinbarung der Druck des Marktes auf kleine und mittlere Unternehmen verstärkt würde. Gerade diese Unternehmen aber leisten durch ihre tägliche Arbeitsweise sehr viel für unsere Gesellschaft, die lokale Wirtschaft und die Umwelt und verdienen aus Sicht von Slow Food daher eine andere Behandlung als Großkonzerne. Ähnlich verhält es sich mit traditionellen regionalen Lebensmittel. Einige erhalten durchdie EU-Gütezeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung (g. U.) und "geschützte geografische Angabe g. g. A.)" zumindest eine gewisse Anerkennung, auch wenn sie dadurch nicht von den Verzerrungen und der Gleichmacherei der industriellen Massenproduktion verschont bleiben. Mit TTIP würde aber selbst dieser Schutz ausgehöhlt werden.
"Das derzeitige Lebensmittelsystem mit seinen weitgespannten Erzeugungs- und Vertriebsketten ist jetzt schon für die Verbraucher intransparent. Das TTIP-Abkommen würde es noch weiter vernebeln," erläutert Hudson weiter. "Statt TTIP brauchen wir eine besseres Miteinander von Erzeugung, Vertrieb, Handel und Verbrauchern. Wir brauchen Ko-Produzenten statt Konzernmacht. Daher unterstützen wir die zivilgesellschaftliche Bewegung gegen TTIP und CETA."
Quelle: Pressemeldung von Slow Food Deutschland vom 10.10.2015
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