Slow Food fordert nachhaltige Gemeinsame EU-Ernährungspolitik
Die Teilnehmer aus Politik und Zivilgesellschaft waren eingeladen, einen Blick auf die Umweltrisiken zu werfen, die die langfristige Ernährungssicherheit Europas bedrohen, sowie zu erörtern, ob die - oft widersprüchlichen - politischen Entscheidungen diese Fragen bisher erfolgreich ansprechen konnten.
Hudson wies in ihrem Beitrag auf die Wichtigkeit einer neuen, weitblickenden Herangehensweise an das Problem der Lebensmittelverschwendung, und die Notwendigkeit einer Gemeinsamen Nachhaltigen Lebensmittelpolitik in der EU hin. "Lebensmittelverschwendung und -verluste sind systemimmanent, und sie beginnen schon, bevor das Saatgut in der Erde ist," unterstrich Hudson. Schon im Planen der Aussaat seien Landwirte gezwungen, Überproduktion einzubauen, um zum Beispiel die vertraglichen Verpflichtungen ihrer Abnehmer zu erfüllen. Die Welle des Überschusses lande am Ende der Kette in den Mülltonnen oder auf den Hüften der Verbraucher, während anderswo weiterhin Mangelernährung und Hunger herrschen.
Diese gravierenden Ungleichheiten basieren darauf, dass Lebensmittel als reine Wirtschaftsware angesehen werden. "Der Verlust der Wertschätzung von Lebensmitteln nicht nur als Nährstoffe, sondern auch als Ausdruck von Kultur und Identität von Individuen und Gemeinschaften, und als unmittelbare Verbindung zwischen Mensch und Natur, sind im Kern des Problems," betonte Hudson. "Deswegen brauchen wir ein Ernährungssystem, dass Lebensmittel im kulturellen, gesellschaftlichen und ökologischen Kontext sieht, ebenso wie im wirtschaftlichen, und wir brauchen politischen Willen, um dies zu unterstützen. Wir brauchen eine Gemeinsame Nachhaltige Ernährungspolitik in der EU."
Slow Food setzt sich schon lange dafür ein, das Lebensmittelsystem mit einem ganzheitlichen Ansatz zu betrachten und die Nachhaltigkeit von Essen und Ernährung zur höchsten Priorität in der Politik zu machen. Die weltweite Bewegung tritt für die biologische Vielfalt ein, fördert eine nachhaltige, umweltfreundliche Lebensmittelproduktion, betreibt Geschmacksbildung und bringt Erzeuger von handwerklich hergestellten Lebensmitteln auf Veranstaltungen und durch Initiativen mit Ko-Produzenten (Verbrauchern) zusammen - für eine lebendige und nachhaltige Kultur des Essens und Trinkens.
Quelle: Pressemeldung von Slow Food Deutschland e. V. vom 14. September 2015
Bild oben: Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland, während der EU-Konferenz in Mailand. | © European Environmental Bureau (EEB)
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