Slow Food Forum Ernährungsbildung
Workshop: Auftakt für das Slow Food Forum "Ernährungsbildung"
Mehr als 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Visions-Workshops, zu dem Slow Food Deutschland in das hannoversche Haus der Jugend eingeladen hatte, konnten zwar von guten Ansätzen aus ihrem jeweiligen Umfeld berichten: Erfahrungstage „Lernen auf dem Bauernhof“, Workshops zum „Globalen Lernen“, Schülerfirmen mit selbstgemachtem Snack-Angebot, Back- und Kochkurse mit Schulklassen, Einhaltung von Ernährungsstandards beim Essensangebot, Schulobstprogramm. Aber abgesehen davon, dass bei weitem nicht alle Schüler an diesen Angeboten teilhaben können, wurden auch ganz konkrete Missstände benannt: fehlende Kochmöglichkeiten in Schulen, Zwang zur gemeinsamen Menübestellung beim günstigsten Anbieter und vieles mehr.
Schulverpflegung passt nicht in das übliche schulische Raster.
Lotte Rose (im Bild Zweite von rechts) von der Frankfurt University of Applied Sciences verdeutlichte in ihrem einleitenden Vortrag die Diskrepanz zwischen den Leitfiguren der Ernährungsbildung einerseits (zum Beispiel globale Gerechtigkeit und Nahrungssicherheit, Umwelt- und Tierschutz, Verbraucherkompetenz) und der Schulverpflegung andererseits ( zum Beispiel Erfüllung formaler Auflagen, preiswert, Erhalt von Schulroutinen). Anschließend diskutierte sie mit Ursula Hudson, der Vorsitzenden von Slow Food Deutschland, und dem niedersächsischen Minister für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz Christian Meyer über die Situation zwischen Chancen und Dilemma. So erstrebenswert es ist, allen Schülerinnen und Schülern Ernährungsbildung zuteil werden zu lassen und so die vielfältigen Lernansätze des Themas „Essen“ zu nutzen, so wenig passt ein Schulessen in das übliche schulische Raster, das selbst als authentischer Lernort ernst macht mit der Realisierung einer nachhaltigen, solidarischen und genussorientierte Ernährung.
Minister Meyer wagte den hoffnungsvollen Ausblick, dass in unseren Schulen künftig gemeinsam gekocht und gegessen werde. Zur Finanzierung dieses „Erfahrungs- und Erlebenskorridors“, der ja dem familiären Umfeld entnommen werde, könne er sich zum Beispiel eine Umschichtung des Betreuungsgeldes vorstellen. Bis dahin mag es ein langer Weg sein.
Thementage zur Ernährungsbildung geplant
Im zweiten Teil der Veranstaltung entwickelten sich lebhafte Gespräche rund um vier Themeninseln: Essen als Schulfach? Leitlinien schulischer Ernährungsbildung Recht auf kulinarischen Genuss Schülerinnen und Schüler als Ko-Produzenten Der Moderator Friedrich Soretz und der hannoversche Convivienleiter Frank Buchholz (auf der Bühne links) entwickelten im abschließenden Resumée aus den zahlreichen Visionen, Wünschen und Anmerkungen die ersten Fragestellungen für die geplanten Thementage. Wenn es konkret darum geht, wie Genuss, Gesundheit und schulische Bildung in einen für alle Beteiligten stimmigen Dreiklang zu bringen sind, wird es hoffentlich auch gelingen, Vertreter des Kultusministeriums einzubinden.
Text: Frank Buchholz, Leitung Slow Food Hannover
Fotos: © Dieter Rohs
Mehr Informationen:
Slow-Food-Positionspapier zur Gemeinschaftsverpflegung von KiTa und Schule