Slow Food Messe: Die Zukunft ist regaional

10.4.2015 - Wer ernährt die Städte der Zukunft? So lautete das Thema der ersten publikumsoffenen Diskussion auf dem diesjährigen Markt des guten Geschmacks - die Slow Food Messe, die gestern eröffnet hat.

Slow Food Messe 2015: Die Zukunft ist lokal und regional

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Das derzeitige Ernährungssystem, das größtenteils auf industrialisierter, von fossiler Energie abhängiger Lebensmittelerzeugung beruht, sei den Herausforderungen der wachsenden Weltbevölkerung nicht gewachsen, so Wilfried Bommert, Institut für Welternährung. Globalisierte Nahrungsketten seien mit Hinblick auf die Grundversorgung weder sicher noch preiswert. "Lokal und regional ist die Zukunft," so Bommert weiter.

Rupert Ebner, Referent für Gesundheit, Klimaschutz und Umwelt der Stadt Ingolstadt und Mitglied im Vorstand von Slow Food Deutschland unterstrich: "Die Stadt kann ohne das Land nicht leben. Aber die Strukturen in der Landwirtschaft heute werden sich nur über das politische Bewusstsein der Stadtbevölkerung und die Kraft der städtischen Meinungsbildung verändern." Ernährung sei ein hochpolitisches Thema, das in Städteplanung und Stadtverwaltung verankert werden müsse.

Konkrete Beispiele innovativer Projekte illustrierten das veränderte Bewusstsein der Stadt-Land-Kooperation. In der "Essbaren Stadt" Andernach wachsen Mangold und Bohnen auf öffentlichen Grünflächen und stehen den Bürgern zur freien Verfügung. So werden Saisonalität und biologische Vielfalt greifbar und schmeckbar gemacht.

Bild oben: Martin Fuchs (Mitte), Leiter des Conviviums Rhein-Mosel, eröffnet den Slow Food Schau- und Lehrgarten Andernach-Eich, Ende August 2014 | © Martin Fuchs

Zukunftsmodell Solidarische Landwirtschaft

Solidarische Landwirtschaftsinitiativen, bei denen Verbraucher sich anteilig an Betriebskosten der Lebensmittelherstellung beteiligen, orientieren sich an den realen Kosten von Lebensmitteln und hebeln Preisschwankungen im Voraus aus, erläuterte Stephanie Wild vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft. Sie betonte die Bedeutung der Solidarität nicht nur zwischen Stadt und Land, sondern auch mit der Umwelt, mit anderen Teilen der Welt und mit den nächsten Generationen für eine zukunftsfähige Ernährung.

Die Food Assembly, ein Format aus Frankreich, das seit 2014 auch in Deutschland umgesetzt wird, verknüpft die Effektivität einer Online-Shopping-Plattform mit dem sozialen Aspekt eines Bauernmarkts - die Zeitersparnis durch die moderne technische Abwicklung der Bestellung und Bezahlung ermögliche es den Erzeugern, sich bei den zentral organisierten Abholungstreffen ganz den Kunden zu widmen, erklärte Projektreferentin Veronica Veneziano. Die ersten dieser "innovativen Bauernmärkte" seien in den Großstädten Berlin, Köln und München gestartet, aber auch ländliche Treffpunkte sind in Planung.

Die jährliche Leitmesse von Slow Food Deutschland findet noch bis zum Sonntag, 12. April auf der Messe Stuttgart statt. 481 Aussteller bieten ihre handwerklich hergestellten Produkte an, von Alblinsen bis Whisky, die alle die strenge Slow-Food-Qualitätsprüfung bestanden haben. Der bunte Markt wird mit einem vielfältigen Rahmenprogramm umrahmt, bei dem sich die Besucher auf kurzweilige Art über Themen rund um Lebensmitteln informieren können.

Quelle: Pressemeldung vn Slow Food Deutschland vom 10.4.2015

Mehr Informationen:

Der Markt des guten Geschmacks - die Slow Food Messe

Slow-Food-Garten in der Perma-Kultur "Lebenswelten" in Andernach-Eich

Genussgemeinschaft Städter und Bauern

Slow Thema Solidarische Landwirschaft

The Food Assembly (Deutsch)

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