Slow Food Peking Erklärung
Slow Food International: Erstes großes Festival in China
Organisiert wurde die viertägige Veranstaltung von Slow Food Great China, in Zusammenarbeit mit Slow Food International, der Peking Design Week und der freien Handelszone des Flughafen Peking (Free Trade Zone of Beijing Airport). Das Festival schloss offiziell mit der Slow Food Peking-Erklärung, verlesen im Beisein von Slow-Food-Delegierten aus über 20 Ländern durch die Slow-Food-China-Vertreter Herr Kuangsung Ling und Frau Shy Yan.
Die Slow Food Peking-Erklärung
„China hat viele Facetten, aber sein Essen ist vielleicht die bekannteste, tief verwurzelt in Kultur und Geschichte. Aber diese ureigene chinesische Identität wird immer mehr verwässert. Heutzutage ist unser Essen nicht nur ungesund, unrein und verschmutzt, und wird außerdem in Massen produziert, ist banal, geschmacklos und entwurzelt von Ursprung und Kultur. Dies ist vielleicht der Preis, den man für jahrzehntelanges rasantes Wachstum zahlen muss.
35 Jahre Reform und Liberalisierung haben China zwar schnelles Wachstum gebracht, aber dies hat auch ungeheuren Schaden im Bereich der landwirtschaftlichen Erzeugung angerichtet und zu einem dramatischen Qualitätsverfall geführt. Regionen wurden von den lokal erzeugten Lebensmitteln losgelöst; dies ist ein globales Phänomen. Tausende Tierrassen, Pflanzenarten und traditionelle Lebensmittel, die jahrhundertelang zur Ernährung und Identität der lokalen Gemeinschaften gehörten, sterben jedes Jahr aus. Verdrehte Konsumgewohnheiten beuten die Ressourcen dieses Planeten aus und schädigen die Ökosysteme, in denen wir leben. Außerdem ist Lebensmittelsicherheit in China wie im Rest der Welt zu einem richtigen Problem geworden.
Anfang 2015 hat der chinesische Premierminister Li Keqiang angekündigt, dass er zum Schutz der Landesbevölkerung eine 'Null-Toleranz'-Haltung gegenüber Verstößen und Verbrechen gegen Lebensmittelsicherheit einnehmen werde. Das „wichtigste Lebensmittelsicherheitsgesetz aller Zeiten“ wird offiziell am 1. Oktober 2015 in Kraft treten.
Unsere Umwelt braucht Schutz und unsere Bauern brauchen Würde, genauso wie unser Essen und seine Herstellung, sein Vertrieb und – wahrscheinlich am Wichtigsten – seine Kultur. Das ist wichtig für China, genauso wie für den Rest der Welt.
Essen ist gerade in Zeiten, in denen es in Stadt und Land in Hülle und Fülle vorhanden ist, eine intellektuelle und kulturelle Erfahrung. Aus diesem Grund müssen wir die Natur bewahren, dürfen nicht aufhören, diese Lebensmittel zu erzeugen, und die Kulturen und Traditionen wertzuschätzen, die dieses Essen hervorgebracht haben.
Konfuzius hat einmal gesagt, dass er nichts äße, das nicht gerade saisonal ist. Er wies mit diesem Spruch auf die Wichtigkeit hin, Kräuter und Essen in Übereinstimmung mit Yin und Yang zu sammeln und zu kochen. Die Kräuter und Lebensmittel sollen vitale Essenzen aus der Natur absorbieren können. Dadurch werden Duft, Geschmack und Nährwerte optimiert. Die extensive und tiefgehende traditionelle chinesische Kultur ist ein glänzendes Kapitel der menschlichen Zivilisation und ist eng verbunden mit Slow-Food-Konzepten wie ‚Biodiversität erhalten‘ und ‚lokal essen‘.
Vor circa 30 Jahren, als Slow Food International in Italien gegründet wurde, sagte Gründer Carlo Petrini: 'Jeder sollte Zugang zu gutem, sauberem und fairem Essen haben'. Bis jetzt sind Menschen aus über 170 Ländern Slow Food beigetreten.
Und jetzt ist Slow Food auch in China angekommen. Als Nichtregierungsorganisation wird sich Slow Food China dafür einsetzen, die vielfältigen kulinarischen Traditionen Chinas zu würdigen und unsere essbare Biodiversität zu schützen. Die Arche des Geschmacks ist aus diesem Grund äußerst wichtig, um fast vergessene Lebensmittel wieder zu beleben, auf chinesischen Feldern anzubauen und sie wieder zurück auf unsere Teller zu bringen.
Wir müssen ein robustes Netzwerk aufbauen, das sich für ein besseres China einsetzt. Wir müssen unseren Kindern eine gute Zukunft sichern, in der jeder Zugang zu gutem, sauberem und fairem Essen hat. Dieser Wandel beginnt jetzt, indem wir mit Bewusstsein und Verantwortung über unser tägliches Essen nachdenken.“
Foto: © Slow Food Archiv
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