ZEIT Kochtag Interview

5.2.2014 - Am 17. April heißt es ran an die Kochtöpfe, Backöfen und Grills. Bekochen Sie Freunde und Nachbarn – laden Sie ein zum Genuss in geselliger Runde! Unter dem Motto "So isst Deutschland!" ruft die Wochenzeitung DIE ZEIT in Zusammenarbeit mit Slow Food Deutschland zum bundesweiten Kochtag auf. ZEIT-Autorin Elisabeth Raether erklärt im Gespräch mit Martina Tschirner die Idee und Hintergründe des Kochtags und wie man mitmachen kann.

Machen Sie mit beim ZEIT Kochtag!

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DIE ZEIT ruft im Frühjahr, genauer gesagt am 17. April 2015, deutschlandweit einen Kochtag aus. Was passiert da?

Elisabeth Raether: Am ZEIT Kochtag sollen in ganz Deutschland Veranstaltungen und Aktionen rund ums Kochen stattfinden. Es geht uns darum, die Leute anzuregen, an diesem Tag selbst zu kochen, mit Freunden, Familie, allein.

Wie entstand diese Idee, ist sie im Zusammenhang mit Ihrer Kolumne »Wochenmarkt« entstanden, Frau Raether?

Mit dem ZEITmagazin haben wir schon früher Koch-Veranstaltungen organisiert, besonders erfolgreich war zum Beispiel der Kochwettbewerb, bei dem Leser mit ihren Rezepten und Kochkünsten gegeneinander antreten konnten. Beim ZEIT Kochtag steht jetzt nicht mehr der Wettbewerbsgedanke im Vordergrund. Man hat Stress im Alltag, man will sich nicht auch noch in der Küche beweisen müssen. Zutaten müssen heute auch nicht mehr unbedingt luxuriös sein, dafür aber kennen Hobbyköche sich besser mit den Produktionsbedingungen von Lebensmitteln aus. Meine Mutter hat mal zu mir gesagt, meine Kolumne "Wochenmarkt" sei wohl deshalb so beliebt, weil ich gar nicht so gut kochen aber ich liebe kaum etwas im Alltag mehr als das Kochen! Und ich glaube, vielen unserer Leser geht es ähnlich.

Für das ZEITmagazin schreiben Sie seit dreieinhalb Jahren die Rezeptkolumne "Wochenmarkt", die nun auch als Buch erschienen ist. Im Mittelpunkt steht das Kochen mit saisonalen Zutaten. Wie suchen Sie Ihre Rezepte aus?

Es ist ganz einfach: Ich überlege, worauf ich gerade Lust habe. Beim saisonalen Kochen geht es ja auch darum, dass man im Sommer mehr Lust hat auf kurzgebratenes Fleisch, auf rohes Gemüse, auf Kräuter. Im Winter dagegen will man Schmortöpfe, Suppen, Ofengemüse, Gewürze. Saisonal ist ein überstrapaziertes Wort, und man weiß gar nicht mehr genau, was es heißt, so oft wurde es schon verwendet. Heißt es, dass man im Dezember auf Erdbeeren verzichtet? Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat, ich kenne überhaupt niemanden, der jemals Erdbeeren im Dezember gegessen hat! Saisonal essen ist kein Verzicht. Es ist eine Bereicherung, wenn man sich auf die verschiedenen Jahreszeiten einlässt. Ich habe mit Esoterik wirklich nichts am Hut, aber den Gang der Zeit wahrnehmen, das ist, glaube ich, essenziell für ein gesundes Innenleben.

Wer kann an dem Freitag im April mitmachen, gibt es bestimmte Vorgaben?

Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, viele Regeln für die Teilnahme am ZEIT Kochtag vorzugeben. Wir rufen die Leute zum Mitmachen auf: Ladet Freunde ein, bekocht eure Nachbarn, grillt zusammen im Park! Wenn wir Regeln aufstellen wie "die Zutaten müssen frisch sein, nur regionales Gemüse verwenden, Konserven sind strikt verboten", dann schrecken wir viele ab. Grundsätzlich kann sich jeder am ZEIT Kochtag beteiligen. Je vielfältiger die einzelnen Aktionen werden, desto besser. Gleichzeitig hoffen wir natürlich, im Rahmen des ZEIT Kochtags auf bestimmte Aspekte unserer Ernährungsgewohnheiten hinweisen zu können, die wir für problematisch halten. Auch deswegen arbeiten wir mit Slow Food Deutschland zusammen, denn die Slow-Food-Ziele, sinnvolle Landwirtschaft, gute Tierhaltung, gute Esskultur, sind uns auch wichtig.

Wie kann ich erfahren, wer mitmacht? Mich vielleicht auch mit Teilnehmern vernetzen und zusammen kochen?

Die Namen der Teilnehmer werden auf der Homepage des Projekts veröffentlicht. Da steht dann zum Beispiel: Elisabeth Raether aus Berlin kocht ein Mangoldrisotto. Oder: Hans Müller aus Esslingen kocht Käsespätzle. Außerdem werden wir eine Auswahl der Namen im April in der ZEIT veröffentlichen, als kleines Dankeschön für die Unterstützung unseres Projekts. Wer am ZEIT Kochtag nicht bei sich zu Hause kochen will, hat Möglichkeit, an einer öffentlichen Veranstaltung teil­ zunehmen.

Wie sehen diese Veranstaltungen aus und wer organisiert sie?

Unser Ziel ist, dass am 17. April in ganz Deutschland Kochkurse, Kräuterwanderungen, Bauernhofbesu­che und Diskussionen stattfinden, rund um das Thema "So isst Deutschland". Diese werden von verschiedenen Unternehmen, Verbänden und Organisationen organisiert, die den ZEIT Kochtag unter­ stützen. Auch DIE ZEIT wird natürlich eigene Veran­staltungen ausrichten. Nähere Informationen hierzu werden wir im Laufe der nächsten Wochen auf unserer Homepage veröffentlichen.

Zum Abschluss eine persönliche Frage, weil gesunde Ernährung für Berufstätige wegen des Zeitmangels oft schwierig ist: Wie helfen Sie sich tagsüber weiter?

Ich persönlich habe für mich einen Weg gefunden, wahrscheinlich entspricht er meiner gespaltenen Persönlichkeit: Tagsüber esse ich nicht viel und nur vegetarisch, am liebsten vegan, eine Suppe, einen Salat, so etwas. Ich kann dann besser arbeiten. Meine Kollegen machen sich schon über mich lustig, wenn sie mich Karottensalat essend am Schreibtisch sehen, von einer Kochkolumnistin erwartet man, dass sie jeden Tag Schmorbraten isst. Für mich ist das Abendessen wichtiger und vor allem das Essen am Wochenende, dann liebe ich Fleisch, ich habe einen guten Metzger, dem ich vertraue. Ich trinke Wein, überhaupt mag ich Alkohol sehr gern, Gin, Whiskey, Champagner, und natürlich gibt es Dessert.

Herzlichen Dank, Frau Raether, und viel Erfolg mit dem ZEIT Kochtag!

Das Interview führte Martina Tschirner. Es ist erschienen im aktuellen Slow Food Magazin 1/2015.

Wichtiger Hinweis: Am 9. April 2015 lädt Slow Food Deutschland auf dem “Markt des guten Geschmacks - die Slow Food Messe” in Stuttgart als Start der beliebten Kochwerkstatt im Rahmenprogramm der Messe zu einem “ZEIT Kochtag-Kochkurs” ein, um schon eine Woche vor dem großen Aktionstag auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen.

Mehr Informationen:

Informationen für Veranstalter (PDF)

www.zeit-kochtag.de/

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