Kritischer Agrarbericht 2016: Weniger ist mehr
Betriebliches Wachstum und Rationalisierung sind keine Allheilmittel zur Krisenbewältigung mehr. Dieses Wachstum kann die Existenz der Höfe nicht garantieren, gefährdet Ressourcen, dient nicht dem Tierwohl und schadet der Ernährungssouveränität von Entwicklungsländern. Auch Wachstumsbetrieben fällt es immer schwerer, sich auf die ständig schwankenden und tendenziell eher sinkenden Erzeugerpreise einzustellen.
Grenzen des Wachstums
Weniger ist mehr“ – unter diesem verheißungsvollen Motto läuft daher zurzeit in vielen Gesellschaften Europas eine erneute Diskussion über die „Grenzen des Wachstums“. Auch wenn die Politik nach wie vor auf wirtschaftliches Wachstum als Allheilmittel zur Krisenbewältigung setzt, ist diese Ideologie offenbar brüchig geworden. Wachstum ist längst kein Indikator mehr für Wohlstand. Und die versprochene „Entkopplung“ der wirtschaftlichen Entwicklung vom Ressourcenverbrauch, die als „grünes Wachstum“ verkauft wird, findet de facto nirgends statt.
Wachsen oder Weichen
„Weniger ist schwer“ – so dürfte jeder antworten, der sich in der Landwirtschaft auskennt. Über Jahrzehnte hat sich die Agrarwirtschaft dem Diktat des „Wachsen oder Weichen“ gebeugt, das von Politik und Bauernverband in den Rang eines Naturgesetzes erhoben wurde. Doch auch hier dürften die Grenzen des Wachstums bereits längst überschritten sein. Mit dem agrarindustriellen Wachstum der Betriebe, dem Immer-schneller-immer-mehr-Produzieren, wachsen die Probleme mit: beim Tierschutz, bei der Nährstoffversorgung der Böden, beim Einsatz von Pestiziden, beim Schutz der biologischen Vielfalt, aber auch bei der Arbeitssituation der Menschen, die auf den Betrieben leben. Und ökonomisch? Auch Wachstumsbetrieben fällt es immer schwerer, sich auf die ständig schwankenden und in der Tendenz eher sinkenden Erzeugerpreise einzustellen. Wachstum ist auch in der Landwirtschaft längst kein Indikator mehr für Wohlstand. Immer geht es um die Frage, wie dem blinden „Weiter so!“ der Agrarindustrie etwas Sinnvolleres entgegenzusetzen ist: eine bäuerliche Landwirtschaft, die ihrer Verantwortung der Gesellschaft gegenüber gerecht wird, aber auch gegenüber den Tieren und der Natur, mit und von der wir alle leben.
Kritisches Kompendium zur Agrarpolitik
Das AgrarBündnis ist ein Zusammenschluss von Organisationen aus der Landwirtschaft, Umwelt-, Natur- und Tierschutz sowie Verbraucher- und Entwicklungspolitik. Etwa 50 Autorinnen und Autoren präsentieren jedes Jahr politische und praktische Alternativen.
Die Themen: Agrarpolitik, internationale Beziehungen, Produktion und Markt, Regionalentwicklung, Agrarkultur, Tierhaltung und Tierschutz, Soziale Lage, Landwirtschaft und Ökologie, Gentechnik, Ökologischer Landbau, Verbraucher und Wald.
Der kritische Agrarbericht spiegelt die aktuellen Debatten und ist zugleich wichtiges zeitloses Nachschlagewerk. Er bietet eine Fülle von Informationen für Praktiker, interessierte Laien, Multiplikatoren und Entscheidungsträger.
Der Kritische Agrarbericht 2016 enthält in Kapitel 1 "Agrarpolitik und soziale Lage" den Beitrag "Ziel verfehlt - Über die 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes" von Rupert Ebner, Tierarzt, Umweltreferent der Stadt Ingolstadt und Mitglied im Vorstand von Slow Food Deutschland.
Der kritische Agrarbericht 2016
Broschiert, 320 Seiten, 22 Euro
Verlag: Abl Bauernblatt Verlag;
Auflage: 1 (14. Januar 2016)
ISBN: 978-3-930413-59-1
Zur Buch-Bestellung beim AbL-Verlag
Online-Ausgaben des Kritischen Agrarberichts
Quelle: Pressemeldung AgrarBündnis e. V. vom 15. Januar 2016