Slow Meat: Eine Slow-Food-Kampagne für nachhaltiges Fleisch
So widmeten sich einige Geschmackserlebnisse und Podiumsdiskussionen auf der Slow Food Messe 2016 der nachhaltigen Fleischproduktion und dem Fleischverzehr. Bei den Gesprächen "Vegetarismus und Veganismus: Machen sie die Ernährungswelt besser?" und "Ein Beispiel ökologischer Tierzucht: Hänsel & Gretel - Solidargemeinschaft Hahn und Huhn" wurde deutlich, dass wir in den Industrieländern im Sinne eines zukunftsfähigen Ernährungssystems unseren Konsum zwar reduzieren müssen, man als Verbraucher seinen Konsum jedoch ökologisch nachhaltig gestalten kann. Während das aktuelle, vorwiegend industrielle System der Fleischproduktion in Europa zu verheerenden Folgen führe, gäbe es auch valide Alternativen.
Foto oben: In der Kochwerkstatt "Lamm - ganz oder gar nicht" auf dem Markt des guten Geschmacks - die Slow Food Messe 2016 wurde ein ganzes Lamm zerlegt und verarbeitet. | © Sharon Sheets
"Die Hälfte der Weltgetreideernte landet im Tiertrog!"
"70 Prozent der in der EU verzehrten Proteine sind importiert. Gleichzeitig erzeugen wir hierzulande Überschüsse mit zwei äußerst zerstörerischen Konsequenzen. Die erzeugten Fleischüberschüsse generieren den Preisverfall der Produkte im Inland," so Anita Idel, Leadautorin Weltagrarbericht und Mitglied der Arche-Kommission von Slow Food Deutschland. "Diese Überschüsse bedeuten außerdem, dass wir einen großen Teil vor allem hierzulande unerwünschter Teile nach Asien und Afrika zu extrem niedrigen Preisen exportieren, was dort lokale Märkte zerstört. Im Kontext der Welternährung kann außerdem nicht gerechtfertigt werden, dass 50 Prozent der Weltgetreideernte im Tiertrog landet, und dass Tierfutter in Deutschland zu einem hohen Anteil importiert ist. Deshalb sollte unser Fleischverzehr weitgehend auf Fleisch von Weidetieren basieren, die zusätzlich dazu dienen, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten."
Zum Glück haben wir beim Fleischkauf die Wahl, welches System der Produktion wir unterstützen. Rupert Ebner, Umweltreferent der Stadt Ingolstadt und Vorstandsmitglied von Slow Food Deutschland, ergänzte die Podiumsdiskussion zum Fleischverzehr mit einer Empfehlung für Verbraucher: "Am Vernünftigsten ist es, Rindfleisch von Tieren zu essen, die sich von Gras ernähren und so beim Futtermittel in keinster Weise in Konkurrenz zum Menschen stehen. Das System der industriellen Massenproduktion ist wegen des Verbrauchs enormer Ackerflächen für Futtermittel und im Sinne des Tierwohls wegen unzumutbarer Lebensbedingungen abzulehnen. So muss zum Beispiel ein konventioneller Hühnererzeuger die Grenze der Darmleistung der Tiere ausreizen, um auf dem Markt bestehen zu können".
Karl Schweisfurth von den Herrmannsdorfer Landwerkstätten bestätigte, dass man bei der Hühnerzucht ebenfalls umdenken müsse: "Das Huhn ist ein Allesfresser und war traditionell der Resteverwerter auf dem Hof. Wir müssen dahin zurück, denn dann steht das Huhn auch nicht für dieselbe Futterquelle im Konkurrenzkampf mit dem Menschen".
Auch die Kochwerkstatt widmete sich der so genannten Nose-To-Tail-Verwertung von Tieren. Bei diesen Mitmach-Veranstaltungen konnten die Teilnehmer ganz praktisch erfahren, wie man auch weniger edle Teile oder Innereien verarbeitet, zum Beispiel zu Leberknödelsuppe oder einem Ragout aus Bries, Zunge und Keule - und wie lecker auch diese Fleischteile sind.
Quelle: Pressemeldung von Slow Food Deutschland e. V. vom 3. April 2016
Weitere Informationen: