Viertes Slow Food Kuttelgespräch: Lust an Shrimps und Co?
Thema: Lust an Shrimps & Co?
Termin: Dienstag, 18. Oktober, 18:00 bis 21:00 Uhr
Ort: Die Kulturküche in der Weserburg, Teerhof 20, 28199 Bremen
Am Herd:
Dr. Ursula Hudson, Vorsitzende Slow Food Deutschland e.V.
Francisco Mari, Referent Welternährung, Agrarhandel und Meerespolitik, Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst
Kai Wätjen, Meeresbiologe, Vorstand sustain seafood - Verein zur Förderung einer nachhaltigen Fischerei e.V.
Günther Klever, ehemaliger Fischer und derzeitiger Geschäftsführer der Erzeugerorganisation der Küstenfischer Tönning, Eider, Elbe und Weser w.V.
Jens Witt, Wackelpeter, Ökologisches Essen für Kinder in Hamburg, Slow Food Chef- Alliance-Koch
Das Programm:
Beim Krabbenpulen der am Morgen frisch vom Kutter angelandeten Krabben und beim Säubern und Vorbereiten der pazifischen Auster Sylter Royal, die morgens an der Küste gesammelt wird, diskutieren Expertinnen und Experten über die Situation der Krabbenfischerei und ihre Bedeutung für die regionale Esskultur und Wertschöpfung der Küstenregionen im Zusammenhang mit unserem Konsumverhalten und seinen lokalen wie globalen Auswirkungen. Die zubereiteten Meerestiere werden gemeinsam verkostet.
Die Themen:
- Was bedeutet das für die traditionsreiche Krabbenfischerei an der Nordsee? Welche positiven Entwicklungen und Lösungen gibt es?
- Welche Folgen hat die wachsende Garnelenzucht in Entwicklungsländern für die dortige Situation der Umwelt, Ernährungssicherheit und Menschenrechte?
- Und was bedeuten diese Entwicklungen für die Verbraucher und Verbraucherinnen bei uns?
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Diese Fragen wollen die Experten und Expertinnen in ihren Antworten in Bezug setzen zu Themen, wie Meeresschutz, Bewahrung von Biodiversität und einer Mensch, Tier und Umwelt verpflichteten Fischerei.
Wir würden uns sehr freuen, Sie als Gast beim vierten Slow Food Kuttelgespräch begrüßen zu dürfen und danken für eine kurze Rückmeldung.
Rückmeldung bitte an:
Andrea Lenkert-Hörrmann
Projektbeauftragte Slow Food Deutschland e.V.
projektbeauftragte@slowfood.de
Bild oben: Nordsee-Krabbenkutter. | © Heinz Waganaar
Hintergrundinformationen:
Waren Garnelen früher kostbare Meeresfrüchte, die fast schon Luxusstatus hatten, findet man sie heute auf Allerweltspizzen, in industriell gefertigten Salaten, und sie peppen Fertiggerichte auf. Oder sie liegen beim Discounter in der Tiefkühltruhe – zum Schnäppchenpreis.
Die Vielfalt der Krustentiere ist groß, aber kaum bekannt. Der eine spricht von Garnele oder Scampi, der andere möchte lieber Shrimps oder Krabben, aber auch Prawns oder Gambas reihen sich in den Reigen der oft genannten Bezeichnungen. Doch wer kennt die Unterschiede, weiß wo die beliebten Meeresfrüchte eigentlich herkommen und was die große Lust auf das Meeresgetier für fatale Folgen hat?
Garnelen sind zur Massenware geworden, werden wie Hühner und Schweine in Massentierhaltung gezüchtet. Möglich machen das Aquakulturen in Lateinamerika und Asien. Kein anderer Bereich der Lebensmittelindustrie wächst so rasant wie die Fisch- und Garnelenmast in künstlich angelegten Teichen. Der Preis dafür ist hoch: Mangrovenwälder werden in großem Stil abgeholzt und der Umgang mit Chemikalien und Medikamenten ist vielerorts allzu großzügig. Die Arbeitsbedingungen in der weiterverarbeitenden Industrie sind oftmals menschenverachtend. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der globalisierte Garnelenmarkt ein Beispiel für die Sorglosigkeit vieler Verbraucher ist, die sich oft nicht für Herkunft, Aufzucht oder die Folgen für die Fischerei interessieren, sondern gern preisbewusst – oder besser billig - kaufen und essen (Gunhild Lätge, Zeit online 46/2010).
In den fünfziger Jahren waren in Deutschland fast nur die als Nordseekrabben bezeichneten Sandgarnelen oder Nordseegarnelen (Crangon crangon L.1758) bekannt. Heute werden von 228 Krabbenkuttern jährlich rund 15.000 Tonnen vor den deutschen Küsten gefangen. (Machbarkeitsstudie für eine nachhaltige und regionale Krabbenvermarktung in der Wattenmeer-Region in Niedersachsen Juni 2015). Doch die Preise schwanken stark und die deutschen Krabbenfischer fürchten um ihre Existenz.
Bild oben: Nordsee-Krabbenfleisch in einem Fischgeschäft. | © Katharina Heuberger
Die Veranstaltungsreihe Slow Food Kuttelgespräche
Das „Slow Food Kuttelgespräch“, eine Gesprächsrunde am Herd zu guten, fairen und sauberen Lebensmitteln, soll als Slow-Food-spezifisches Format bei verschiedenen Veranstaltungen fortgesetzt werden. Die „Kutteln“ als Teil der Wortneuschöpfung „Kuttelgespräche“ sind bewusst gewählt. Kutteln lösen im kulinarischen Kontext starke, oft widersprüchliche Reaktionen aus: Sie werden als Lebensmittel von manchen abgelehnt, von anderen als Spezialität geliebt oder sogar mit heimatlichen Ernährungstraditionen identifiziert. Symbolhaft stehen sie in dieser Veranstaltungsreihe für unangepasste, provokative und neue Sichtweisen von Slow Food auf das aktuelle Lebensmittelsystem, über die man sich in Gesprächen austauscht. Die charakteristische Slow-Food-Prägung erhält das Format zudem durch das gemeinsame Kochen und den Genuss der zubereiteten Gerichte.
Über die Geschmackstage
Die Geschmackstage widmen sich mit einem bundesweiten Aktionsprogramm der Geschmacksbildung und der Vielfalt der regionalen Esskultur in ganz Deutschland. Gemeinsam engagieren sich Gastronomie, landwirtschaftliche und gärtnerische Betriebe, Erzeuger und Vermarkter handwerklich erzeugter regionaler Lebensmittel, Kitas, Schulen, Kantinen und viele andere mehr für eine neue Ess- und Genusskultur in Deutschland. Veranstalter der Geschmackstage ist der 2012 gegründete Verein Geschmackstage Deutschland e.V. Slow Food Deutschland ist einer der Partnerorgansationen des Vereins.
Mehr Informationen:
Slow Food Positionen und Aktivitäten zur nachhaltigen Fischerei