Weltverbrauchertag: Als Verbraucher die Zukunft mitbestimmen

15.3.2016 - Essen ist ein politischer Akt. Mit keiner anderen menschlichen Handlung gestalten wir die Welt mehr als mit dem Essen - ganz nah bei uns und auch weit weg. Ein Beispiel dafür ist die Tatsache, dass zwei Drittel der Äcker, auf denen für unseren Fleischkonsum hierzulande angebaut wird, im Ausland liegen. Lesen Sie hier ein Statement von Slow Food Deutschland zum heutigen Weltverbrauchertag.

Weltverbrauchertag: "Bestimmen Sie mit über die Zukunft unseres Planeten!"

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Unser Lebensmittelsystem, global betrachtet einer der größten Wirtschaftsfaktoren, ist auch eine der wichtigsten Ursachen für Klimawandel, Artensterben, Bodendegradation, Wasserverschmutzung, Wasserknappheit, soziale Ungerechtigkeit und, mit Blick auf gegenwärtige Herausforderungen, für Flucht und Vertreibung. Die UN schätzt, dass wir in den nächsten Jahrzehnten an die 200 Millionen Klimaflüchtlinge zu erwarten haben. Das, was wir gegenwärtig erleben, ist vor diesem Hintergrund vermutlich nur die Spitze des Eisberges. Diese Missstände lassen sich nur richten, indem alle Akteure Verantwortung übernehmen - Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, gemeinsam und einzeln.

Bild oben: Mehr Gemüse und weniger Fleisch auf dem Speisezettel - das dankt uns die Umwelt und der Geldbeutel. | © Friedemann Lätsch

Bei jeder Mahlzeit stimmen Verbraucher über das Lebensmittelsystem ab

Auch die Verbraucherinnen und Verbraucher spielen eine bedeutende Rolle in der so notwendigen Ernährungswende. Dreimal am Tag, bei jeder Mahlzeit, bei jedem Einkauf, haben wir die Wahl, welches Produktionssystem und welche Werte wir unterstützen wollen. Wir können saisonale, regionale, pestizidfreie, handwerklich verarbeitete Produkte bevorzugen und uns beim Fleischkauf an einen Erzeuger des Vertrauens wenden, bei dem die Herkunft und Tierhaltung nachvollziehbar ist. Oder fließt unser Geld weitgehend an die Lebensmittelgiganten mit ihren hoch industrialisierten Produkten, die in Aussehen und Geschmack auf Standardisierung und Masse setzen? Verbraucher können das Angebot hinsichtlich Produkt- aber auch Prozessqualität mitbestimmen: So wurde zum Beispiel das Käfig-Ei in Frischform durch sinkende Nachfrage erfolgreich von der Ladentheke gedrängt. Es kommt zwar leider in verarbeiteten Produkten noch vor, könnte aber als nächster Schritt durch die beständige Forderung nach transparenter Kennzeichnung ebenso verdrängt werden.

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Was können wir tun?

Jeder Verbraucher kann schon mit einfachen, täglichen Gewohnheiten zu einer besseren Welt beitragen, angefangen beim regelmäßigen Kochen, der Präferenz regionaler, handwerklicher und biologischer Lebensmittel sowie dem bewussten Verzicht auf hoch verarbeitete und übermäßig verpackte Lebensmittel. Man sollte sich bei der Wahl der Lebensmittel mehr Zeit dafür nehmen, auf das Etikett zu schauen und Lebensmittel mit wenigen Inhaltsstoffen zu wählen. Stellen Sie an der Ladentheke Fragen zu der Herkunft, Verarbeitung und den Inhaltsstoffen von Lebensmitteln: Wurden die Rinder in Freilandhaltung aufgezogen und haben somit kein importiertes (möglicherweise gentechnisch verändertes) Futter aus Südamerika bekommen? Erkundigen Sie sich auch bei den mit Ei verarbeiteten Produkten oder bei Fleischwaren nach der zutreffenden Tierhaltungsform und dem Herkunftsland der Tiere.

Wir müssen außerdem den tatsächlichen Wert guter, sauberer und fairer Lebensmittel anerkennen und bereit sein, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben. Im Vergleich zu anderen Ländern geben Deutsche mit am wenigsten für Essen aus.

Generell gilt das Motto "weniger ist mehr": vor allem bei Fleisch- und Milchprodukten müssen wir auf Qualität setzen, aber weniger davon verzehren. Dafür bedankt sich nicht nur die Umwelt sondern auch der Geldbeutel.

Bild oben: Sojafeld in Paso de la Arena im Nordosten von Argentinien. Europa importiert große Mengen an Soja für Futtermittel aus Südamerika. | © Arielex / Wikimedia

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Genießen Sie die geschmackliche Vielfalt!

Kauft man alle Zutaten so frisch und roh wie möglich und kocht selbst, spart man nicht nur Geld im Vergleich zu so genannten Convenience- und Instant-Produkten, sondern erhält auch ein viel nährstoffreicheres Gericht. Ernähren Sie sich so vielfältig wie möglich und probieren Sie öfter mal was Neues. Entdecken Sie zum Beispiel alte Obst- und Gemüsesorten mit ihrer einzigartigen Geschmacksvielfalt. Das ist nicht nur gesund, sie tragen so auch zum Erhalt der biologischen und kulturellen Vielfalt bei. Zusätzlich können Bürgerinnen und Bürger durch das Sammeln von Unterschriften, Einreichen von Petitionen oder ähnliche von der Bevölkerung gesteuerte Initiativen die demokratischen Strukturen nutzen. Das Volksbegehren gegen Massentierhaltung in Brandenburg ist ein erfolgreiches Beispiel einer Eigeninitiative von Verbrauchern zum Durchsetzen der Ernährungswende.

Ein jeder von uns ist Ko-Produzent und damit Mitentscheider, denn nur was nachgefragt und gekauft wird, wird weiterhin produziert. Wir alle tragen Verantwortung, die Welt wieder enkeltauglich zu machen. Bestimmen Sie mit über die Zukunft unseres Planeten!

Bild oben: Der Bamberger Rettich ist butterzart, mit hochfein-würzigem Aroma und kräftiger, aber harmonisch eingebundener Schärfe. Die vom Verschwinden bedrohte Nutzpflanze ist seit 2014 Passagier auf der Arche des Geschmacks, einem internationalen Projekt der Slow Food Stiftung für Biodiversität.

Der Weltverbrauchertag (World Consumer Rights Day)

Am 15. März 1962 hielt US Präsident John F Kennedy eine Rede vor dem US-Kongress, in der er als erstes Oberhaupt überhaupt das Thema der Verbraucherrechte ansprach. Die Verbraucherbewegung feiert deshalb den 15. März jedes Jahr, um das Bewusstsein für Verbraucherrechte zu schärfen.

Quelle: Pressemitteilung von Slow Food Deutschland vom 15. März 2016

Mehr Informationen:

Slow Themen

Biodiversität

Slow Food Magazin 1/2016: Slow durch den Alltag

Consumers International (Englisch)

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