Cheese 2017: Rohmilch im Zentrum einer internationalen Debatte
Seit der ersten Veranstaltung 1997 unterstützt Cheese die Erzeuger, die gegen den Strom schwimmen und sich für die Arbeit mit Rohmilch statt pasteurisierter Milch entscheiden. Im Jahr 2001 unterzeichnete Slow Food das Manifest zum Schutz von Rohmilch, während letztes Jahr eine Kampagne zur Unterstützung von Joe Schneider, einem von Englands besten Käseherstellern, und seinem Rohmilch-Stilton durchgeführt wurde.
„Die Möglichkeit, Rohmilchkäse herzustellen, ist eben nicht überall auf der Welt selbstverständlich" - erklärt Piero Sardo, Vorsitzender der Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt und wissenschaftlicher Leiter von Cheese. „Dank Cheese und dem beherzten Einsatz der französischen Hersteller sind Rohmilchkäse nunmehr ein Erzeugnis, das auch von den europäischen Institutionen nicht mehr in Frage gestellt wird — auch wenn viele Länder immer noch restriktivere nationale Gesetzesvorgaben haben als die EU-Vorschriften. In der restlichen Welt, von den USA bis Australien, sind diese Exzellenzprodukte verboten, oder nur unter strengen Auflagen erlaubt, wie einer Mindestreifezeit von 60 Tagen. Wer entscheidet, vorschriftsgemäß zu produzieren, hat aufgrund der unendlichen Kontrollen und Produktionshindernisse ein schweres Dasein und lebt mit der Angst, von den Behörden verfolgt zu werden, weil Rohmilch als gefährlich gilt."
Die Eröffnungskonferenz von Cheese mit dem Titel „Zur Lage von Rohmilch”, untermauert die politische Position von Slow Food. Nach 20 Jahren voller Feldzüge, wie dem von 2015 gegen die Verwendung von Milchpulver zur Käseherstellung, wird Cheese eine Plattform zum Erfahrungs- und Ideenaustausch eines weltweiten Netzwerks von Käseherstellern. „Unser Ziel ist es, die Leute zu treffen und ein weltweites Netzwerk zu schaffen, das diesen Erzeugnissen politische, technische und wirtschaftliche Unterstützung garantiert. Wir möchten die Daseinsberechtigung von Rohmilch auch außerhalb der europäischen Mitgliedsstaaten verteidigen" - so Piero Sardo weiter.
Die Eröffnungskonferenz findet am 15. September um 14.30 Uhr im Teatro Politeama statt. Dabei kommen Rohmilchhersteller aus der ganzen Welt zu Wort, wie Carlos Yescas aus den USA, Guvener Isik aus der Türkei, Kent Ruiz aus Kuba und Peter Thomas aus Irland, um nur einige zu nennen. Piero Sardo moderiert die Veranstaltung und Carlo Petrini hält die Eröffnungsrede vor Beginn der Konferenz.
Heutzutage ist Pasteurisierung von Milch die Norm: dadurch sollen zwar die krankheitserregenden Bakterien in der Milch zerstört werden, es bleiben aber auch die nützlichen Bakterien auf der Strecke und die originale Fauna wird zerstört. Milch wird so zu einem neutralen, leblosen Lebensmittel, das anonyme Käse ohne regionale Identität schafft. Rohmilch hingegen wird keiner Hitzebehandlung unterzogen und ist die einzige Art von Milch, die Käse das Aroma des Herkunftsgebiets verleihen kann, oder die charakteristischen Merkmale der einheimischen Tierrassen und der Arbeit der Schafhirten und Käsemacher. Rohmilchkäse sind komplexere, interessantere und authentischere Ausdrucksformen ihres Herkunftsgebiets.
Über die internationale Messe Cheese
Cheese, die internationale Messe, die alle zwei Jahre von der Stadt Bra und Slow Food organisiert wird, findet im norditalienischen Bra von Freitag, 15. September, bis Montag, 18. September 2017, statt. Sie beschäftigt sich – dieses Jahr zum elften Mal – mit der Milch in all ihren Formen und hat zum Aufbau eines internationalen Netzwerks aus Käsern und Handwerkern im Molkerei- und Käsereisektor geführt.
Quelle: Pressemeldung von Slow Food International vom 11. August 2017
Bild oben: Cheese 2015. | © Slow Food Archiv
Weitere Informationen: