Menu for Change: Der Klimawandel kennt keine Grenzen

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Menu for Change: Der Klimawandel kennt keine Grenzen!

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29.9.2017 – Niemand ist vor den Folgen des Klimawandels sicher. Die Erderwärmung zeitigt unabsehbare Folgen, egal, wo wir uns auf dem Planeten aufhalten. Es ist daher höchste Zeit, dass wir Verbraucher als weltweite Gemeinschaft zur Lösung des Klimaproblems beitragen. Ein Kommentar von Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland.

Bodendegradation, überdüngte Böden, Nitratbelastung des Grundwassers, Artensterben, Gesundheitsschäden durch den Einsatz von Pestiziden, das ist nur eine kleine Auswahl an negativem Einfluss, welches das industrialisierte Lebensmittelsystem auf Mensch und Umwelt nimmt. Und dabei sprechen wir noch nicht vom Produkt selbst, sondern nur von den Bedingungen, unter denen es hergestellt wird. Dennoch deutet der fehlende politische und gesamtgesellschaftliche Wille, eine Ernährungswende in Richtung Enkeltauglichkeit konsequent umzusetzen darauf hin, dass wir uns noch nicht betroffen genug fühlen und die Dimensionen der uns bereits umgebenden Katastrophen nicht begreifen. Und das obwohl die Ausbeutung unserer Ressourcen und industrielle Produktion so weitreichende Konsequenzen nach sich zieht: Die Erwärmung des Klimas, die vielen Arten schon jetzt das Leben schwer macht und Gemeinschaften durch Dürren, Überschwemmungen, Stürme sowie durch den Anstieg des Meeresspiegels ihrer Lebensgrundlagen wie Haus und Boden beraubt. Es mag daran liegen, dass wir hierzulande von den Folgen persönlich noch verhältnismäßig wenig spüren oder zu wenig hinschauen: Denn auch unsere Landwirtschaft leidet bereits unter den Konsequenzen der klimatischen Veränderungen.

Warum niemand vor dem Klimawandel sicher ist

Es ist fatal, die Rechnung ohne das Klima zu machen, denn der Klimawandel kennt keine geografischen und nationalen Grenzen. Es gibt keinen Zaun, den wir errichten können, um den Klimawandel fernzuhalten. Wir mögen von den Folgen des Meeresspiegelanstiegs, ferner Überschwemmungen und Dürren noch nichts am eigenen Leib spüren, doch das wird sich schnell ändern, wenn wir dem nicht sofort mit tiefgreifenden Maßnahmen entgegenwirken. Schon jetzt breitet sich der Klimawandel aus und nimmt mit rasantem Tempo Einfluss auf unsere Ernährung. Er versauert unsere Ozeane, streicht vielen Erzeugern durch zu hohe Temperaturen, ausbleibende oder zu starke Regenfälle große Teile der Ernte. Bis zum Jahr 2050 werden voraussichtlich zusätzlich 20 Prozent mehr Kinder an Hunger und Mangelernährung aufgrund von Folgen des Klimawandels leiden. Zusätzlich müssen wir nur an die prognostizierte Zunahme von Klimaflüchtlingen denken und daran, dass auch in Europa Klimakatastrophen zunehmen: Man denke an die sehr heißen und trockenen Sommer in Südeuropa, die in Ländern wie Portugal zu Bränden geführt haben; an veränderte Witterungen, wie ausbleibende kalte Winter, die vor allem der Öl- und Weinproduktion Probleme machen sowie den orkanartigen Stürmen sogar in Deutschland. In puncto Klimawandel ist es fünf vor zwölf und das schon lange. Ohne zielstrebige Maßnahmen setzen wir unweigerlich die Zukunft unserer Nachkommen auf Spiel.

Bild oben: Massai mit Viehherde in Kenia. | © Barbara Assheuer

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Wie die Erderwärmung unsere Teller erreicht

Das Buch „Verbrannte Mandeln - Wie der Klimawandel unsere Teller erreicht“ von Wilfried Bommert und Marianne Landzettel macht deutlich, dass der Klimawandel über kurz oder lang uns alle erreichen wird, und zwar nicht nur durch Veränderungen bei Temperaturen und Niederschlägen, sondern als dessen Folge auch über unsere Teller. Die Autoren erläutern, warum die geliebte Kaffeepause von heute Morgen bald der Vergangenheit angehören oder zu einem Luxusgut werden könnte. Von der Schokolade ganz zu schweigen. In Europa machen das Ausbleiben kalter Winter und veränderte Temperaturen der Wein- und Ölproduktion stark zu schaffen und begünstigen Schädlinge. Die Lebensmittelerzeugung wird weltweit durch den Klimawandel vor große Herausforderungen gestellt. Gleichzeitig ist das aktuelle industrielle Lebensmittelsystem auch einer der Hauptantreiber des Klimawandels: Mehr als 40 Prozent aller Treibhaus-Emissionen hängen mit unserer Nahrungsmittelproduktion zusammen, berücksichtigt man nicht nur Anbau und Tierhaltung, sondern auch internationalen Handel, Verarbeitung, Transport, Kühlung, Erhitzung, Zubereitung und Entsorgung von Lebensmitteln. Wenn wir uns dieser Entwicklungen bewusst werden, dann ist die gute Nachricht, dass wir dem Klimawandel entgegenwirken können. Und es gibt sie: Die Leuchtturmprojekte, die den Weg zu einem zukunftsfähigen Lebensmittel- und Produktionssystem weisen und Lösungen auftun. Viele Landwirte haben schon erkannt, dass sie mit und nicht gegen die Natur und ihre Ressourcen arbeiten müssen, wenn sie langfristig Nahrungsmittel erzeugen wollen. Was ist also wie zu tun, das ist die zentrale Frage, der wir uns stellen müssen. Und wenn Politik und Lebensmittelindustrie nicht bereit sind umzusteuern bis es vielleicht zu spät ist, dann müssen wir Verbraucher und Aktivisten es tun und von den Entscheidungsträgern einfordern. Wir müssen den Klimawandel als gesellschaftspolitischen Auftrag erkennen, denn: Sie und ich, entscheiden mit unseren täglichen Konsumentscheidungen und unserem Lebensstil als KoProduzenten mit, in welche Richtung wir gehen und was produziert wird.

Bild oben: Buch-Cover „Verbrannte Mandeln - Wie der Klimawandel unsere Teller erreicht“ von Wilfried Bommert und Marianne Landzettel.

Was wir als Verbraucher tun können

Es gibt viele Dinge, die wir Tag täglich tun können und sollten, um etwas zu bewegen. Die Liste ist lang und scheint erst einmal einfach: angefangen beim Transportmittel, um gute, saubere und fairere Lebensmittel aus der Region zu erwerben. Ja, Verbraucher sollten soweit wie möglich das Auto stehen lassen und stattdessen mit dem Fahrrad einkaufen fahren, oder die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen – damit wir nicht mit den letzten ‚dirty miles’ die positive Klimabilanz guter Lebensmittel zunichte machen. Der bereits angestoßene Abschied von der Plastikeinkaufstüte sollte weiter unterstützt werden, die Lebensmittel im Stoffbeutel verstaut werden. Und selbstredend sollten wir außerdem versuchen, die Menge an Verpackungsmüll, vor allem Plastik, bei Lebensmitteln deutlich zu reduzieren, indem wir lose Ware kaufen. Beim Thema Wasser sollte auf Mehrwegflaschen statt Einwegflaschen gesetzt werden. Grundsätzlich gilt es schonend mit der Ressource Wasser umzugehen, sei es aus der Flasche oder aus dem Kran. Und beim Lebensmittel selber: Hier ist das knubbelige Obst und Gemüse die charmantere und manchmal sogar geschmackvollere Alternative.

Warum regional, bio und fleischlos besser ist

Ein positiver Ansatz ist auch Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Dazu kann man sich vor dem Einkauf genau überlegen, was man in welchen Mengen braucht. Und bevor man ein Lebensmittel entsorgt, lohnt es sich, dieses erst mal zu probieren, denn das Haltbarkeitsdatum ist ein Richtwert, oft sind Lebensmittel aber noch weit über darüber hinaus gut und schmackhaft. Wenn man dann noch nach saisonalen Erzeugnissen aus der Region und dem Bioanbau zurückgreift, tut man dem Klima noch mehr Gutes, denn Bio-Produkte aus der Region verursachen meist geringere Treibhausgasemissionen als vergleichbare konventionelle Produkte. Beim Fleisch und anderen tierischen Produkten gilt: Empfehlenswert ist nur wenige Male pro Woche auf tierische Produkte zurückzugreifen. Dafür sollten die Produkte aber aus bodengebundener Weidehaltung stammen. Die Vorzüge und die Vielfalt fleischloser Alternativgerichte müssen noch populärer werden. Wir müssen anfangen in Kreisläufen zu denken: Wie können Ressourcen oder Produkte wieder- und weiter verwertet werden, statt zu früh auf dem Müllberg zu laden? Welche alternative Nutzungsformen gibt es? In großen europäischen Städten haben sich schon ganz bemerkenswerte Bewegungen der ‚sharing community‘ herausgebildet. Durch Kleidertausch-Events, Car-sharing, Repair Cafes, Lebensmittel-Tauschmärkte, Einkaufsgemeinschaften und „Free your stuff“-Initiativen wirken viele Bürger der Konsum- und Wegwerfgesellschaft mit einer Philosophie des gemeinsamen Handelns, Teilens, Weitergebens und Wiederverwertens entgegen!

Wie wir in der Gemeinschaft den Wandel bewältigen

Die positive Nachricht ist: Dieser respektvollere Umgang mit unserem Planeten tut auch unserem Geldbeutel gut! Wenn wir Ressourcen wie Wasser, Strom, Energie, Lebensmittel, Benzin etc. sparen, dann sparen wir bares Geld. Wenn wir unsere Alltagsgewohnheiten klimafreundlicher gestalten, tun sich viele Möglichkeiten des sozialen Miteinanders auf, denn wir blicken gemeinsam über den Tellerrand. Und das kann eine Menge bewegen, denn die Kraft vieler kann Großes bewegen! „They are giants but we are millions“ - mit diesem Satz der Bekräftigung zogen beim letzten Terra Madre Salone del Gusto Tausende von Menschen aus aller Welt durch die Turiner Innenstadt. Slow Food ist von der Energie und der Wandlungsfähigkeit durch die Gemeinschaft überzeugt und das stimmt mich hoffnungsvoll, dass die Folgen des Klimawandels begrenzt werden können.

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Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland e. V. | © Holger Riegel

Mehr Informationen:

Menu for Change: Slow-Food-Kampagne gegen den Klimawandel

Slow Thema: Klimawandel und Ernährung

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Vom 29. September bis 31. Dezember 2017 läuft die internationale Slow-Food-Kampagne „Menu for Change – mit Genuss und Verantwortung gegen den Klimawandel“. Mehr über die Kampagne und die Mitmach-Aktionen finden Sie unter Menu for Change

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