Demo-Suppe: 1.300 Menschen schnippeln gegen Lebensmittelverschwendung
Bei der Schnippeldisko wurde den Teilnehmenden sprichwörtlich eingeheizt: inhaltlich durch ein vielfältiges Rahmenprogramm sowie bei den kalten Temperaturen von innen mit der für die Demo gemeinsam zubereitete Protestsuppe. Noch nie waren die Schnippelplätze so stark gefragt, das inhaltliche Programm bis auf den letzten Stuhl besetzt. Die Stimmung war ausgelassen, getanzt wurde fast von Anfang an und die Energie und die Kraft des sich inzwischen etablierten starken Netzwerks aus Menschen war deutlich spürbar. Denn diese Menschen wünschen sich eine zukunftsfähige und damit andere Lebensmittelerzeugung – vom Acker bis auf den Teller.
Bild oben: Über 1.300 Teilnehmer schnippelten in Berlin gegen Lebensmittelverschwendung.
Topf
Gemeinsam mit der Fläming Kitchen von Wam Kat wurden an diesem Abend insgesamt 2,5 Tonnen krummes und verwachsenes Gemüse von rund 15 verschiedenen Höfen aus dem Berliner Umland zu verschiedenen Protestsuppen für die Teilnehmer des Abends und die Demonstranten der „Wir haben es satt“ zubereitet. Obwohl es eine ganze Tonne mehr war als noch im Vorjahr, waren die Schnippler schon nach einigen Stunden komplett fertig.
Mit der Schnippeldisko hat Slow Food Youth Deutschland 2012 gemeinsam mit Partnern ein Format ins Leben gerufen, um auf das beschämende Ausmaß der Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen. Das hier verwendete, von Bauernhöfen aus der Region erzeugte Gemüse hätte es eigentlich nicht auf den Teller geschafft. Denn egal ob Kartoffel, Rübe, Möhre, Zwiebel oder Kürbis - die geschmacklich einwandfreien Lebensmittel entsprechen nicht den Marktnormen, weil sie zu klein, zu groß, zu dick, zu dünn oder zu krumm gewachsen sind. Aus rein optischen Gründen schaffen sie es meist nicht auf die Ladentheke, es sei denn sie werden – wie bei der solidarischen Landwirtschaft – direkt vermarktet.
Bild oben: 2,5 Tonnen Gemüse wurden zur Demo-Suppe verarbeitet.
Talk
In der Ausstellung „Krisenkonterplakate“ zum weltweiten bäuerlichen Widerstand konnten die Besucher mehr darüber erfahren, wie Kleinbauern auf dem gesamten Planeten für ihre Rechte kämpfen. Landwirte und Aktivisten aus ganz Europa stellten die brandaktuellsten Themen rund um die derzeitige Agrar- und Ernährungspolitik vor. Das Vortragsprogramm widmete sich unter anderem Themen wie Pestiziden, Konzernmacht, Bäckerhandwerk, Kleinbauernrechten, Gemeinsame EU-Agrarpolitik und Klimagerechtigkeit. Die Referenten ermutigten die Zuhörer durch ihre täglichen Konsumentscheidungen proaktiv Einfluss zu nehmen und durchaus auch politisch einzumischen.
Bild oben: Im Rahmenprogramm wurden aktuelle ernährungspolitische Themen diskutiert.
Tanz
Bei Slow-Food-Veranstaltungen liegt der Schwerpunkt stets auf Ernährungs- und Bewusstseinsbildung, dem Austausch über Lösungsansätze und zukunftsfähige Alternativen. Während der Schnippeldisko steht neben den brennenden Themen unseres Lebensmittelsystems außerdem der Spaßfaktor ganz weit oben. Deswegen werden alle Schnippeldiskos mit Musik und DJs begleitet und bis in die Nacht hinein getanzt! Bei der Schnippeldisko 2018 sorgten The Worms 7“ Original und DJ Adam Aalas für eine stetig volle Tanzfläche.
Bild oben: Bei der Schnippeldisko in Berlin wurde bis in die Nacht hinein getanzt.
Mehr Informationen:
Slow Thema: Lebensmittelverschwendung
Impressionen von der Schnippeldisko in Berlin 2018
Alle Bilder: © Sharon Sheets, Wir haben es satt - die Auslöser