EU verbietet Anwendung von drei Neonicotinoiden unter freiem Himmel
Im März dieses Jahres veröffentlichte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit Risikobewertungsberichte, in denen die Risiken von Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam hervorgehoben wurden. Daher forderte die Europäische Kommission die Einschränkung ihrer Verwendung im Freien. Diese Entscheidung wurde von einigen Mitgliedstaaten mit Widerstand aufgenommen. Die Kommission berief dennoch für den 27. April eine Abstimmung ein, welche mit qualifizierter Mehrheit erfolgte und zu einem Verbot dieser drei Wirkstoffe im Freien führte.
Slow Food fordert ein Komplettverbot
Slow Food begrüßt dieses Ergebnis als wichtigen Schritt in die richtige Richtung, auch wenn der Kampf noch nicht zu Ende ist: Die Kommission glaubt, dass ein "vollständiges Verbot der Verwendung der drei Neonicotinoide nicht gerechtfertigt ist, da es keine Gefahr für Bienen für alle Anwendungen gibt, bei denen die Pflanzen in einem permanenten Gewächshaus behandelt werden und während des gesamten Lebenszyklus dort verbleiben". Dies bedeutet, dass Neonicotinoid-Stoffe weiterhin zur Anwendung in Gewächshausern zugelassen sind. In Anbetracht der erwiesenen Risiken dieser Stoffe ist Slow Food allerdings der Ansicht, dass ein Verbot der Nutzung für alle Kulturpflanzen und alle Örtlichkeiten – ob auf dem Acker oder im Gewächshaus -gelten sollten.
Carlo Petrini, Präsident von Slow Food International, sagte zu der Abstimmung: "Heute haben die EU-Mitgliedstaaten den Grundstein für den Weg in eine bessere Zukunft gelegt. Das ist ein bedeutsamer Sieg nicht nur für die Bienen, sondern auch für die Gesellschaft insgesamt."
Martin Dermine, Koordinator der Save the Bees Coalition und Koordinator des Slow Food Belgian Black Bee Presidio kommentierte: "Dies ist ein historischer Tag, da Neonicotinoide Millionen von Bienenstöcken in ganz Europa dezimiert haben, seit sie vor 20 Jahren zugelassen wurden. Die Mitgliedstaaten haben heute ein starkes Signal für den Schutz der Umwelt und eine nachhaltigere Landwirtschaft gegeben.
Was ist passiert?
Die Europäische Kommission hatte ein vollständiges Verbot der Verwendung der drei Neonicotinoide Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam im Freien vorgeschlagen, ohne Ausnahmen (z. B. für Zuckerrüben). Zur Umsetzung benötige die EU-Kommission eine qualifizierte Mehrheit bei der Abstimmung (mindestens 16 Länder, die 65 % der EU-Bevölkerung repräsentieren).
Was steht auf dem Spiel?
Neonicotinoide sind die weltweit am weitesten verbreiteten Insektizide und haben seit langem ernste Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und die Ernährungssicherheit. Die anhaltende Verwendung dieser Insektizide in der Landwirtschaft ist völlig unvertretbar und stellt eine große Bedrohung für die Zukunft unseres Ernährungssystems dar. Untersuchungen zeigen, dass Bienen nicht nur durch behandelte Nutzpflanzen, sondern auch durch kontaminierte Wildpflanzen, die nicht direkt mit Neonicotinoiden behandelt wurden, geschädigt werden. Darüber hinaus zeigen die jüngsten Daten, dass Neonicotinoide in unserer Umwelt allgegenwärtig geworden sind und das Wasser, den Boden und die natürliche Vegetation verschmutzen. Sie stellen auch ein erhebliches Risiko für viele andere Tierarten als Bienen dar, einschließlich Schmetterlinge, Käfer und Wasserinsekten, mit möglichen Auswirkungen auf die Nahrungskette.
Keine höheren Erträge durch Insektizideinsatz
Warum verwenden Landwirte so viele Insektizide? Seit langem wird davon ausgegangen, dass Neonicotinoide dazu beitragen werden, hohe Erträge zu garantieren. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen und Berichte zeigen jedoch, dass die Erträge nicht höher sind und dass die Schädlingsresistenz gegen die Substanz sehr schnell, in der Regel über 2-3 Jahre, auftritt. Alternative Maßnahmen, einschließlich agrarökologischer Techniken, können die Möglichkeit bieten, die Verwendung aller sehr giftigen Stoffe bei gleichbleibendem Ertrag zu vermeiden und die Kosten für die Landwirte zu senken.
Quelle: Pressemeldung von Slow Food vom 27. April 2018
Bild oben: Honigbiene. | © Slow Food Archiv
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