Slow Food Messe: Handwerk und Transparenz statt industrieller Einheitsware
Der "Markt des guten Geschmacks" unterscheidet sich durch die spezifischen Slow-Food-Qualitätsansprüche an die ausgestellten Produkte sowie die begleitenden Prüfverfahren von anderen Food-Messen in Deutschland. Um überhaupt zugelassen zu werden, verpflichten sich die Aussteller die Slow-Food-Qualitätsvorgaben einzuhalten. So dürfen sie beispielsweise ausschließlich nach traditionell handwerklicher Art, weitestgehend frei von Hilfs-, Aroma- und Zusatzstoffen produzieren. Als Ausnahmen bei Zusatzstoffen etwa werden beispielsweise Nitritpökelsalz in Wurstwaren, Pektin in Konfitüren sowie Sulfite bei Wein und Meerrettich toleriert. Die Lebensmittelindustrie nutzt für ihre hochverarbeiteten Produkte hingegen eine Vielzahl an Hilfs-, Aroma- und Zusatzstoffen, um etwa Wachstums- und Reifeprozesse zu beschleunigen und die Ausbeute zu erhöhen. Ihrer Philosophie des "Wachse oder weiche" wurden so Qualität, Nährstoffe und Vielfalt von Nahrungsmitteln geopfert.
Handwerk macht Qualität
Handwerkliche Prozesse sind deshalb die Basis des Slow-Food-Qualitätskonzeptes: "Qualität, Charakter und Geschmackstiefe entsteht bei Lebensmitteln nur, indem man ihnen Zeit und Raum lässt. Wir arbeiten mit Landwirten und Erzeugern zusammen, die dem folgen. Bei ihnen etwa dürfen verschiedene Rinder- und Schweinerassen mehrere Jahre alt werden, bis sie ,schlachtreif' sind, und Hähnchen lassen nicht nach Rekordgeschwindigkeit von 28 Tagen ihr Leben. Sie wissen, dass beim guten Brot der besondere Geschmack erst durch eine lange Teigführung entsteht. Auch Obstsorten entfalten ihren guten Geschmack erst nach längerem Reifen und beim Käse, Wein oder Wurstwaren kann sich der optimale Reifezeitraum sogar auf mehrere Jahre erstrecken. Handwerkliches Können, welches diese Zeit gewährt, braucht keine industriellen Helferlein", so Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland.
Das Lebensmittelhandwerk sowie die damit verbundene Geschmacks- und Sortenvielfalt werden durch das aktuelle Lebensmittelsystem immer weiter in die Enge getrieben und unsere Ernährung so einseitiger und monotoner. Um dem entgegenzuwirken und für den Erhalt von Vielfalt und Qualität auf dem Teller zu sorgen, hat sich Slow Food dem Schutz und der Förderung dieses Handwerks, dessen vorgelagerter Produktionsprozesse und -betriebe, verschrieben. Das wirkt sich auch wirtschaftlich positiv auf ländliche Räume und Gemeinschaften aus und kommt der Biodiversität, regionalen Ökosystemen und Kulturlandschaften zugute.
Drin ist, was drauf steht
"Um zu zeigen, dass eine für Verbraucher verständliche Transparenz möglich und nötig ist, erwarten wir von unseren Ausstellern auf der Messe weitestgehende Transparenz, unter anderem über Herkunft und Inhaltsstoffe", so Hudson. Damit die Besucher auf die Erzeugnisse kundiger Lebensmittelproduzenten treffen, führt Slow Food vor sowie während der Messetage außerdem Stichproben durch. "Produkte, die der Messequalität nicht entsprechen und trotzdem nach Stuttgart mitgebracht wurden, werden vom Stand entfernt", erklärt Messe-Projektleiter Nikitas Petrakis das im Messewesen einzigartige Vorgehen. Das erfordert einen sehr großen zeitlichen und finanziellen Aufwand, ermöglicht aber, die hohen Qualitätsstandards zu halten: Die Besucher können damit sicher sein, dass sie auf dem "Markt des guten Geschmacks" keinen Gelschinken und keinen Analogkäse antreffen.
Quelle: Pressemeldung von Slow Food Deutschland vom 7. März 2018
Bild oben: Baskischer Schinkenproduzent auf dem Markt des guten Geschmacks – die Slow Food Messe. | © Holger Riegel
Weitere Informationen zu den Qualitätsstandards sowie die komplette Ausstellungsordnung finden Sie auf der Website der Messe Stuttgart
Weitere Informationen:
Der Markt des guten Geschmacks – die Slow Food Messe