Weltklimagipfel COP24: „Genug der leeren Versprechungen, es braucht endlich Taten!“
Die Generalsekretärin der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen, Patricia Espinosa, spricht beim bevorstehenden Treffen von einem „Paris 2.0“. Slow Food hofft, dass dem wirklich so sein wird, denn in den kommenden Tagen wird beim Gipfel über die Richtung entschieden, die die Welt in Sachen Klimaschutz einschlagen wird. Die Aufgabe der Teilnehmenden des Weltklimagipfels ist es, ein Regelbuch aufzusetzen, das Handlungsanweisungen zur Umsetzung der in Paris verabschiedeten Klimaziele definiert. Es werden auch die konkreten Klima-Handlungspunkte und Maßnahmen festgelegt, die noch vor 2020 zu ergreifen sind, wenn das Abkommen tatsächlich in Kraft tritt. Vor allem steht für Kattowitz auch auf der Agenda, zu versuchen, ein für alle Mal die heikle Frage der Finanzierung zu definieren, die zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Anpassung in den schon jetzt am stärksten betroffenen Nationen erforderlich ist.
„Es ist höchste Zeit, dass die Entscheidungsträger des Weltklimagipfels COP das Lebensmittelsystem als zentralen Mitverursacher von CO2-Emissionen anerkennen“, kommentiert Ursula Hudson, die Vorsitzende von Slow Food Deutschland und Vorstandsmitglied von Slow Food International, den anstehenden Gipfel. „Laut der neuen Studie des Instituts für Agrar- und Handelspolitik (Emissions Impossible), sind die fünf weltgrößten Fleisch- und Molkereikonzerne für mehr Treibhausgas-Emissionen verantwortlich als die großen Ölkonzerne. Trotz dieser fatalen Auswirkung des industriellen Lebensmittelsystems auf das Klima ist keine Rede davon in den Klima-Verhandlungen“, kritisiert Hudson weiter.
In aller Munde ist mittlerweile auch, dass die Landwirtschaft circa ein Viertel aller globalen Treibhausgase (IPCC) verursacht. Laut Weltagrarbericht beschränkt sich dieser Prozentsatz allerdings allein auf die Landwirtschaft und berechnet weitere Schritte der Lebensmittelproduktion noch nicht einmal mit ein. Werden Verarbeitung, Transport, Kühlung, Erhitzung, Zubereitung und Entsorgung von Lebensmitteln hinzugerechnet, die der IPCC in anderen Sektoren verbucht, ergibt das, dass über 40 % aller Emissionen davon abhängen, wie wir uns ernähren und Landwirtschaft betreiben. Diese Daten machen deutlich, wie wichtig es ist, dass die internationalen Klimabeauftragten das Lebensmittelsystem endlich in die Klimaverhandlungen miteinbeziehen, und vor allem wenn es darum geht, Klima-Handlungspläne zu schreiben. „Wir brauchen dringend mutige Politiker, die sich nicht davor scheuen, die Lebensmittelindustrie zu sanktionieren, wenn diese nicht den Klimamaßnahmen nachkommen. Ziel des Weltklimagipfels muss es sein, eine konkrete und verpflichtende CO2-Reduktionsstrategie vorzulegen und Anreize für Lebensmittelerzeuger zu schaffen, auf Agrarökologie umzustellen und Tierhaltung extensiv in Weidehaltung zu betreiben. Kleinbäuerliche Strukturen und zukunftsfähig arbeitende Erzeuger müssen gefördert werden, die dem Artenverlust und der klimaschädlichen Bodendegradation entgegenwirken“, so die Vorsitzende weiter.
Der Klimawandel wird zu einem immer drängenderen Problem für die Menschheit. Deshalb ist eine zentrale Slow-Food-Forderung, den globalen Fleischkonsum dringend zu reduzieren, vor allem im globalen Norden sowie marine Ökosysteme und Böden zu schützen, denn sie sind die großen CO2-Speicher unserer Erde. Es ist besorgniserregend, dass seit dem letzten COP-Klimagipfel wenig in Bezug auf die Umsetzung von Klimamaßnahmen geschehen ist. Slow Food hofft deshalb umso mehr, dass diese COP-Ausgabe mehr Früchte tragen wird. Diese sind dringend nötig, wenn wir es schaffen wollen, die globale Erderwärmung auf einen Anstieg von 2°C zu begrenzen. Dieser Schritt ist unabdingbar, wenn wir den Planeten auch für künftige Generationen bewohnbar halten wollen.
Slow-Food-Klimakampagne Food for Change
Mit der Kampagne „Food for Change“ klärt Slow Food über klimafreundliche Handlungsalternativen auf, denn das Lebensmittelsystem gehört zu den Hauptantreibern des Klimawandels, vor allem die industrielle Fleischproduktion. Es braucht deshalb dringend eine fleischreduzierte, pflanzenbasierte Ernährung und einen Umbau der Tierhaltung. Schluss mit der auf importiertem Futter basierten Massentierhaltung und hin zur Freilandhaltung. Als verantwortungsbewusste Verbraucher erkennen wir den Wert tierischer Produkte und besinnen uns zurück auf den Sonntagsbraten: Einmal oder wenige Male die Woche, Fleisch aus artgerechter Freilandhaltung genießen, schmeckt besser und schont das Klima. Politik und Handel müssen dieser Entwicklung ebenfalls nachkommen und die industrielle Fleischproduktion zurückschrauben.
Quellen und weiterführendes Material:
https://www.iatp.org/emissions-impossible
https://www.ipcc.ch/report/ar5/syr/
https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/klima-und-energie.html
https://unfccc.int/news/cop24-will-be-paris-20
https://www.lifegate.it/persone/news/cop-24-katowice-polonia
Slow Thema: Klimawandel und Ernährung
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