Gemeinschaftsverpflegung im Fokus des 1. Deutschen Ernährungstags (19.6.2024)

18.6.2024 - Am 1. Deutschen Ernährungstag (19.6.2024) hebt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) die Rolle der Gemeinschaftsverpflegung für die Umsetzung der Nationalen Ernährungsstrategie hervor. Vom Bundeskabinett im Januar beschlossen, soll diese für alle Menschen möglich machen, sich gesund und nachhaltig zu ernähren. Slow Food Deutschland war mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbraucherschutz, Gesundheit und Umwelt an ihrem Entwicklungsprozess beteiligt, und erläutert die zentrale Bedeutung der Ernährungsumgebungen in einem neuen Papier.

Der Begriff „Ernährungsumgebungen“ bezeichnet die Umstände, die unsere individuellen Entscheidungen über die Auswahl und den Genuss von Lebensmitteln und Gerichten beeinflussen. Jahre lang herrschte die Vorstellung, dass Essen und Ernährung eine individuelle Angelegenheit seien. Die Politik sollte sich auf Sensibilisierung und Aufklärung beschränken, um Verbraucher*innen durch Information zu einer gesundheits- und umweltbewussten Ernährung zu bewegen. Aber Essen und Trinken finden nicht im luftleeren Raum statt.Boden begreifen_2 (c) 2000m².JPG

Ernährungsgewohnheiten bilden sich in einer Umgebung, die Verbraucherentscheidungen beeinflusst und Verhaltensmuster entstehen lässt. Werbung, Zugang zu Lebensmittelbeschaffung (Supermarkt, Außer-Haus-Verpflegung), Verpackungsgröße, Produktinformation, Preise, so wie auch Kaufkraft, verfügbare Zeit und soziales Umfeld: all diese Faktoren lenken im Alltag unsere Kauf- und Konsumentscheidungen. Da sich diese auf Wohlbefinden und Gesundheit, Umwelt und Klima auswirken, ist es wichtig, nicht nur auf individuelle Verantwortung zu setzen, sondern das Ernährungsumfeld so zu ändern, dass die Ernährungsentscheidungen der Einzelnen zu guten, gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln gelenkt werden.

Slow Food Deutschland begrüßt daher, dass die Ernährungsstrategie der Bundesregierung den Begriff der „Ernährungsumgebung“ zu einem zentralen Aspekt gemacht hat. Ein wichtiger Hebel dafür ist die Gemeinschaftsverpflegung, da ein Großteil der Menschen mindestens einmal werktäglich eine Mahlzeit in Mensen und Kantinen einnimmt. Mit einem pflanzenbasierten und fleischarmen Angebot können sie einen wichtigen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Ernährung leisten.

Dr. Nina Wolff, Vorsitzende von Slow Food Deutschland:

Wenn immer mehr Kantinen nachhaltige Speisepläne im Rahmen der planetaren Grenzen genussvoll umsetzen, wird eine regionale, pflanzenbetonte Ernährung erfahrbar und kann zur sozialen Norm werden. Eine qualitativ hochwertige und beitragsfreie Kita- und Schulverpflegung für alle wäre ein wichtiger Schritt, um gerade die Jüngsten auf den Pfad einer guten, sauberen und fairen Ernährung zu bringen. Kinder sollten zusätzlich am Entstehungs- und Zubereitungsprozess ihres Essens teilhaben und durch Schulgärten, Hofbesuche und eigene Kocherfahrungen praktische Ernährungskompetenz erlangen.“

Slow Food Deutschland ist der Meinung, dass eine nachhaltige Ernährungsumgebung allen Menschen auf unkomplizierte Weise den Genuss von gutem Essen ermöglichen sollte, das erschwinglich, gesundheitsfördernd, sozial- und umweltverträglich ist und das Tierwohl berücksichtigt. Unverzichtbare Bedingung wäre nicht nur ein breites Angebot an nachhaltigen und fairen Lebensmitteln, sondern auch eine transparente Produktinformation über Herkunft und Produktionsstandards aller Lebensmittel. Von diesem Ziel, das auch der vom Bundestag berufene „Bürgerrat Ernährung“ Anfang 2024 formuliert hat und das von der Ernährungsstrategie der Bundesregierung aufgenommen wurde, sind Supermärkte aber noch weit entfernt.

So ist die Politik gefragt, die im Rahmen der nationalen Ernährungsstrategie beschriebenen Maßnahmen konkret und zügig umzusetzen und mit einer adäquaten Finanzierung zu unterstützen“, betont Dr. Nina Wolff, Vorsitzende von Slow Food Deutschland. „Dabei darf nicht verloren gehen, was die Ernährungsstrategie als Antrieb definiert: die Freude am guten Essen.“

Das FAQ von Slow Food Deutschland zum Thema „Ernährungsumgebungen“ finden Sie hier 

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