Neuer Vorstand von Slow Food Deutschland: Interview mit der stellvertretenden Vorsitzenden Sabrina Buchholz

12.11.2024 - Seit Ende Juni hat Slow Food Deutschland e. V. einen neuen fünfköpfigen Vorstand. Im Interview verrät uns die stellvertretende Vorsitzende, Sabrina Buchholz, wie sie zu Slow Food gekommen ist und welche Themen für sie ganz oben auf der Agenda stehen.

 

Sabrina_Buchholz-2 (c) Frank Buchholz.jpgWie bist du zu Slow Food gekommen, und was waren deine Erfahrungen im Convivium, welche dich zur stellvertretenden Vorsitzenden geführt haben?

Ich bin 2007 zu Slow Food Deutschland über die Suche nach einem Geburtstagsgeschenk für meinen Mann gekommen. Zunächst entdeckte ich die Möglichkeit der Rebstock-Patenschaften, die ich als Weinliebhaberin spannend fand, und schon war ich im Dunstkreis von Slow Food Deutschland angekommen. Die Bandbreite der Aktivitäten und die Buntheit der Themen hat mich sehr angesprochen. In Hannover, wo wir wohnten, wurden damals händeringend Aktive gesucht. Wir traten nach dem ersten Schnupperbesuch gleich mit einer Familienmitgliedschaft in den Verein ein, und ich arbeitete sehr bald im dortigen Leitungsteam mit. Als wir 2018 nach Lübeck umgezogen sind, war dort eine Vakanz in der Leitung. Da mir Slow Food am Herzen liegt, ich Slow Food und sein Netzwerk gut kannte, bin ich die in die dortige Leitung als Stellvertreterin gegangen. Organisieren und Entscheiden, aber auch mit Menschen sprechen bringt mir Freude.

Welche Slow-Food-Themen stehen für Dich grundsätzlich ganz oben auf der Agenda?

Mehr Wissen zu verbreiten – ums Kochen, um Lebensmittel und da ganz besonders rund um den Fisch. In Ostseenähe ist z.B. das Sterben der handwerklichen Fischerei ein großes Thema, was einhergeht mit Klimawandel, Überdüngung, Überfischung. Hier die Ko-Produzent*innen zu sensibilisieren, welche Fische bedenkenlos zu verzehren sind, ist wichtig und notwendig. Dazu müssen Verbraucher*innen wissen, unter welchen Bedingungen Fische gezüchtet werden können; dass Seefische, anders als andere Lebensmittel, nicht unmittelbar gezüchtet oder „angebaut“ werden können und dass es sehr schlecht steht um viele Fischbestände in den Weltmeeren. Aus diesem Grund widersetzen sich Seefische unserem Slogan Essen, was man retten will!

Außerdem möchte ich vermitteln, dass es beim Fisch sehr auf das Fanggebiet und die Fangmethode ankommt. Gerade der im Norden geliebte Dorsch ist so ein Beispiel, dass wir Wissen vermitteln können und wollen: kommt der junge Fisch aus der westlichen oder östlichen Ostsee, ist es ein Dorsch. Im Atlantik nennen wir ihn, wenn er etwas älter ist, Kabeljau und im Winter, wenn er 1.000 km gewandert ist und gefangen wird, Skrei. Dann ist er abgemagert – also sehr fettarm!

Gleichzeitig möchte ich meine Mitmenschen anregen, wieder mehr selber zu kochen. Dazu müssen wir als Slow-Food-Gemeinschaft aktiver auf sie zugehen, Kochkurse niederschwellig anbieten und ermutigen, Gemüse in der Saison zu kaufen. Eigentlich für einen Slow Foodie Basics, aber leider nicht für viele unserer Mitmenschen. Ich nehme „gutes, sauberes, faires Essen für alle“ sehr ernst. Und Carlo Petrini sprach mir aus dem Herzen, als er „Genuss ist ein Menschenrecht“ postulierte.

 

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