Hülsenfrüchte: Gut für uns und den Planeten

10.02.2025 – Hülsenfrüchte galten lange als „Arme-Leute-Essen“, doch ihre enorme Vielfalt bietet unzählige köstliche Zubereitungsmöglichkeiten. Der Internationale Tag der Hülsenfrüchte, ausgerufen von den Vereinten Nationen, erinnert uns jedes Jahr am 10. Februar daran, dass Bohnen, Linsen, Erbsen und Kichererbsen nicht nur hervorragend schmecken, sondern auch gesund sind – sowohl für uns als auch für die Umwelt. Slow Food macht mit Initiativen, Informationsmaterialien, Videos und Rezepten auf das weitreichende Potenzial der Hülsenfrüchte aufmerksam: für eine nachhaltige, genussvolle Ernährung und den Schutz der biologischen Vielfalt.

Jahrtausendealte Kulturen mit Zukunftspotenzial

Bohnen, Linsen, Erbsen und Kichererbsen gehören zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Archäologische Funde belegen, dass sie bereits vor zehntausend Jahren im gesamten Mittelmeerraum, in Asien und Amerika angebaut wurden. Sie waren lange Zeit ein Grundnahrungsmittel für die Landbevölkerung und das städtische Proletariat. In Kombination mit Getreide galten sie als „Fleisch der Armen“. Ob mit Reis, Mais, Hirse oder Weizen – schon damals wussten die Menschen intuitiv, dass diese Kombination ernährungsphysiologisch wertvoll ist und eine Alternative zu tierischen Proteinen bietet.

Genuss trifft Nachhaltigkeit

Heute haben Hülsenfrüchte ihr bescheidenes Image abgelegt und rücken als gesunde, ressourcenschonende Alternative zu Fleisch in den Fokus. Sie sind hervorragende Eiweißlieferanten, reich an essenziellen Aminosäuren, Mineralstoffen wie Magnesium, Eisen und Zink sowie wertvollen Ballaststoffen. In der Landwirtschaft tragen sie zur Bodengesundheit bei, indem sie Stickstoff aus der Luft binden und den Boden fruchtbarer machen. Ihre tiefen Wurzeln stabilisieren den Boden, und als blühende Pflanzen bieten sie Bienen und anderen Bestäubern eine wichtige Nahrungsquelle. Zudem gedeihen sie auch in wasserarmen Regionen und leisten so einen wertvollen Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherung.

Kulinarische Vielfalt rund um den Globus

Wer sich nachhaltig, gesund und abwechslungsreich ernähren möchte, kann aus einer unglaublichen Vielfalt an Sorten, Farben, Geschmäckern und Zubereitungsmöglichkeiten wählen. Ob als Suppe, Eintopf, Aufstrich, Bratling oder Salat – Hülsenfrüchte lassen sich vielseitig einsetzen. Ihr günstiger Preis, die lange Haltbarkeit und die einfache Zubereitung machen sie zur idealen Zutat für die Alltagsküche.

Die weltweit über 18.000 Hülsenfruchtsorten sind optimal an ihre jeweiligen Anbauregionen angepasst und leisten einen wertvollen Beitrag zur biokulturellen Vielfalt“, erklärt Dr. Rupert Ebner, Vorsitzender von Slow Food Deutschland e.V. „Kaum eine Esskultur kommt ohne Hülsenfrüchte aus. Ob Linsen mit Spätzle in Schwaben, Falafel und Hummus in der Levante-Küche oder mexikanisches Chili con Carne – Hülsenfrüchte bieten die nachhaltigste Art, kulinarisch um die Welt zu reisen und Landschaften und Traditionen zu schmecken“.

rosa Bohne (c) Claudia Nathansohn.JPG

Hülsenfrüchte als kulinarische Superhelden

Slow Food macht sich mit Projekten und Veranstaltungen dafür stark, regionale ökologische Wertschöpfungsketten für Hülsenfrüchte wieder auf- und auszubauen. Da Hülsenfrüchte für Menschen weltweit eine wichtige Nahrungsquelle darstellen, engagiert sich Slow Food dafür, dass sie auf dem Teller der Menschen landen, anstatt als Futter für die Massentierhaltung zu enden.

Slow Food International fördert  den Anbau und den Genuss von gut, sauber und fair produzierten Hülsenfrüchten und Leguminosen. Das weltweite Netzwerk „Slow Beans“ ist ein informeller Zusammenschluss von Erzeuger*innen, Köch*innen und Aktivist*innen, die sich austauschen, unterstützen und Initiativen und Events rund um die Hülsenfrüchten organisieren. Heute, zum Welttag der Hülsenfrüchte, macht Slow Food International mit einer Kampagne auf das „Slow Beans Manifesto“ aufmerksam und lädt ein, sich dem Netzwerk und seinen Prinzipien anzuschließen: das sind u.a. der Schutz der Biodiversität und die Unterstützung agroökologischer Praktiken, die Förderung des Wissens um Hülsenfrüchte und der Zugang zu guten Produkten, die Solidaritärität und die Wertschätzung zwischen Verbraucher*innen und Erzeuger*innen. 

Slow Food Deutschland stellt auf seiner Website traditionelle und moderne Rezepte mit Hülsenfrüchten und eine Einkaufskarte zur Verfügung. Auch das Slow Food-Bildungsprojekt für Schulen „Green Spoons“ hat sich in einer Themeneinheit mit der Bedeutung der Hülsenfrüchte für die Bodengesundheit befasst und eine Supermarkt-„Challenge“ zum Thema entwickelt. Ausführliche Informationen über

Merkmale und Eigenschaften der verschiedenen Sorten liefert die Wissensplattform Slowpedia.

Zu den alten Sorten, die Slow Food Deutschland mit seinem Projekt "Arche des Geschmacks" vor dem Verschwinden bewahrt hat, gehören auch einige regionale Hülsenfruchtsorten: die schwäbische Alblinse, die gesprenkelte Ahrtaler Köksje-Bohne, die Kesselheimer Zuckererbse und die Paas Lintorfer Frühe, eine kleine weiße Bohne. Diese wurden aufgrund niedriger Erträge und mangelnder Nachfrage kaum noch angebaut und standen kurz vor dem Verschwinden. Heute wachsen sie wieder im ökologischen Anbau, und insbesondere die Alb-Leisa (Alblinse) hat sich zu einem kulinarischen Aushängeschild der Schwäbischen Alb entwickelt.

Unterschätzte Delikatesse: Die Platterbse

Die Platterbse stammt aus dem Mittelmeerraum, wird aber inzwischen auch in Süddeutschland angebaut. In Italien hat ihre Verwandte, die „Cicerchia“, bereits Kultstatus erreicht und ist ein Slow Food Präsidium. Aufgrund ihrer Robustheit gegenüber Trockenheit und Nässe gewinnt sie in Zeiten des Klimawandels zunehmend an Bedeutung – insbesondere für die Bio-Landwirtschaft. In Unterfranken, einem wichtigen Anbaugebiet, ersetzen Landwirt*innen die viel anfälligere Kichererbse mit der Platterbse. Diese ist klein, kieselsteinartig und erinnert optisch an eine Kreuzung aus Linse und Kichererbse. Sie wird geschält verwendet und muss vor dem Kochen nicht zwingend eingeweicht werden. Ihr nussiges Aroma und ihre cremige Konsistenz machen sie ideal für Pürees, Aufstriche, Eintöpfe und Suppen. In Unterfranken findet sie zunehmend ihren Weg auf die Speisekarten von Gasthäusern – sowohl in traditionellen als auch in modernen Gerichten.

Dr. Rupert Ebner sieht in alten Hülsenfruchtsorten ein enormes Potenzial für die Alltagsküche und die Gastronomie: „Der urige, intensive Geschmack dieser Sorten spricht unsere bäuerliche DNA an und steht für eine Landwirtschaft, die den Schutz der Böden und der biologischen Vielfalt in den Mittelpunkt rückt.“

 

Für weitere Informationen:

Zum Netzwerk Slow Beans: https://www.slowfood.com/thematic-network/slow-beans/

Zu den Rezepten:

https://www.slowfood.de/was-wir-tun/zum-nachlesen/broschueren/slf_kochbuch_true_dina5_231201_de_ansicht.pdf

https://www.slowfood.de/go-slow/rezepte/rezept-suche/?recipeFoodCategory=legumes&collectionfilter=1&recipeFoodCategory_operator=or

Zur Hülsenfrüchte-Einkaufskarte:

https://www.slowfood.de/go-slow/slow-einkaufen/huelsenfruechtekarte

Zum Slow-Food-Bildungsprojekt für Schulen „Green Spoons“:

https://greenspoons.slowfood.de/

Zur Wissensplattform „Slowpedia“:

https://slowpedia.slowfood.de/huelsenfruechte/

Zum Projekt „Arche des Geschmacks“ der Slow Food Stiftung für Biodiversität:

https://www.slowfood.de/was-wir-tun/projekte-aktionen-und-kampagnen/arche-des-geschmacks

Zur Platterbse: TV Beitrag von 2021 Die Platterbse in Unterfranken: Verträgt Trockenheit und schmeckt | Landwirtschaft  BR:

https://youtu.be/NQSJEsp2MHc

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