Der Vorstand von Slow Food Deutschland vorgestellt: Interview mit Julia Firlus

18.02.2025 - Seit Ende Juni hat Slow Food Deutschland e. V. einen neuen fünfköpfigen Vorstand. Im Interview verrät uns Vorstandsmitglied Julia Firlus, wie sie zu Slow Food gekommen ist und welche Ziele sie im Rahmen der Vorstandsarbeit verfolgt.

Interview mit Julia Firlus, Beisitzerin Vorstand Slow Food Deutschland

Du bist sehr aktiv im Slow-Food-Youth-Netzwerk. Wie bist du auf Slow Food allgemein aufmerksam geworden und was waren deine ersten Erfahrungen bei der Youth?  

Meine Entdeckung von Slow Food war fast schon eine glückliche Fügung. Nach meiner Rückkehr von einem zweijährigen Au pair-Aufenthalt in den USA bin ich ziemlich direkt einmal quer durchs Land nach Lübeck gezogen. Kaum angekommen, begann die Corona-Pandemie – eine Zeit, in der es alles andere als leicht war, eine neue Stadt kennenzulernen, Anschluss zu finden und Freundschaften zu knüpfen.

Dann landete eine E-Mail im Email-Verteiler meiner Universität: eine Einladung zu einem Abend mit Hülsenfrüchte-Dinner. Zum Glück waren meine Freundinnen und ich schnell genug, noch freie Plätze zu ergattern. Die Veranstaltung wurde von Slow Food Lübeck organisiert – und so kam ich das erste Mal mit dem Verein in Berührung.

Direkt im Anschluss haben wir über die dort geknüpften Kontakte Slow Food Youth Lübeck gegründet. Zunächst konnten wir nur online aktiv sein und haben im Dezember 2020 einen Rezepte-Adventskalender auf Instagram geteilt, und im Frühjahr 2021 eine Online-Verkostung norddeutscher Craftbiere veranstaltet. Bald darauf konnten wir erste physische Treffen veranstalten und uns persönlich kennenlernen. So wurde Slow Food für mich nicht nur eine spannende Bewegung, sondern auch eine echte Gemeinschaft, die mich von Anfang an inspiriert hat. Julia Firlus  Kopie.png

Welche sind die wichtigsten Ziele, die du im Rahmen deiner Vorstandsarbeit vorantreiben möchtest? 

In meiner Vorstandsarbeit setze ich mich mit voller Leidenschaft dafür ein, die Werte von Slow Food – „gut, sauber, fair“ – noch sichtbarer zu machen und stärker in den Alltag der Menschen zu integrieren. Ernährung ist eine der zentralen Stellschrauben für eine nachhaltigere Welt, und ich möchte dazu beitragen, dass Slow Food eine noch größere Strahlkraft entfaltet.

Ein besonderes Anliegen ist für mich die Weiterentwicklung und Umsetzung des Slow Food Einkaufsführers. Er soll Verbraucherinnen und Verbrauchern eine praktische Orientierung bieten und ihnen helfen, bewusste und nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen. Gleichzeitig möchte ich regionale Produzentinnen und Produzenten stärken, die sich für handwerkliche Qualität und eine verantwortungsvolle Lebensmittelherstellung einsetzen.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Arbeit mit den Menschen meiner Generation. Die Stärkung von Slow Food Youth und die Mitgestaltung der Slow Food Youth Akademie 2025 sind mir eine Herzensangelegenheit. Junge Menschen für gutes, faires und nachhaltiges Essen zu begeistern, ist essenziell, um die Zukunft unserer Bewegung zu sichern und langfristige Veränderungen anzustoßen.

Darüber hinaus ist mir der Austausch innerhalb des Netzwerks besonders wichtig. Ich möchte die Vernetzung zwischen den Convivien und den Youth-Gruppen intensivieren, denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wertvoll gegenseitiger Wissenstransfer und gelebte Gemeinschaft sind.

Nicht zuletzt möchte ich Slow Food in der Öffentlichkeit noch präsenter machen. Neben klassischen Kommunikationswegen sehe ich großes Potenzial in kreativen Ansätzen – zum Beispiel durch Merchandise, das unsere Botschaft transportiert. Mein Ziel ist es, neue Zielgruppen zu erreichen, mehr Menschen für unsere Werte zu begeistern und Slow Food als treibende Kraft für eine zukunftsfähige Ernährung weiter zu stärken.

Welche Slow-Food-Themen stehen für dich aktuell ganz oben und warum?

Als frisch zugezogene Leipzigerin entdecke ich gerade die Slow-Food-Seite der Stadt – von den ersten Kontakten zur Youth-Gruppe und dem lokalen Convivium bis hin zur Suche nach regionalen Produzierenden, die hochwertige, nachhaltige Lebensmittel anbieten. Besonders begeistert hat mich mein erster Besuch im Genussführerrestaurant Max Enk, das für seine hochwertige Küche und regionale Zutaten steht.

Darüber hinaus liegt mir als Ernährungswissenschaftlerin das Thema Ernährung im gesundheitlichen Kontext besonders am Herzen. Unsere heutige Ernährung ist oft von hochverarbeiteten Produkten und enormer Lebensmittelverschwendung geprägt – zwei Aspekte, die nicht nur unserer Gesundheit, sondern auch Umwelt und Klima schaden. Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr selbst kochen, frische, saisonale Zutaten verwenden und bewusster konsumieren. In diesem Zusammenhang sind mir auch unsere Arche-Passagiere und die Weiterentwicklung des Einkaufsführers wichtig, um gefährdete Nutzpflanzen und Tierrassen sowie verantwortungsbewusste Einkaufsentscheidungen zu fördern.

Ein weiteres zentrales Thema ist für mich unser Slow-Food-Jahresthema 2025: das Wasser. Wasser ist die Grundlage unseres Lebensmittelsystems, doch gerade in Zeiten des Klimawandels müssen wir es noch viel bewusster schützen und wertschätzen. Der nachhaltige Umgang mit Wasser – sei es in der Landwirtschaft, der Lebensmittelproduktion oder unserem täglichen Konsum – wird in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Diese und viele weitere Slow-Food-Themen beschäftigen mich aktuell sehr.

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