Auf zum Markt des guten Geschmacks!
Warum wurden die bisherigen Qualitätsrichtlinien überarbeitet und was kennzeichnet die Dreiteilung?
Klaus Flesch (KF): Durch die neue Dreiteilung können wir die Entwicklung von Erzeugern auf ihrem Weg, Lebensmittel zukunftsfähig zu erzeugen, differenzierter darstellen. Die Ausstellungsordnung 2019 ist quasi die ‚Eintrittskarte' zur Messe, das heißt, dass diese Mindeststandards bei keinem Messeprodukt unterschritten werden. Mit der Kategorie ‚bio' erleichtern wir selbstproduzierenden Bio-Erzeugern ab diesem Jahr die Zulassung, indem wir weitreichendere Zugeständnisse bei Zusatzstoffen machen. Das heißt konkret, dass wir die Zusatzstoffe akzeptieren, die per EU-Öko-Verordnung zugelassen sind. Wir honorieren damit, dass diese Aussteller mit ökologisch erzeugten Rohstoffen arbeiten, auch wenn wir in der Verarbeitung durchaus noch Verbesserungspotential sehen. Mit der Nominierung als Marktheld heben wir die Produkte von Ausstellern hervor, welche über die Ausstellungsordnung 2019 hinaus die Slow-Food-Prinzipien von ‚gut, sauber, fair' umsetzen. Es ist uns wichtig klarzustellen, dass durch diese Dreiteilung kein Aussteller abgewertet wird. Allein die Ausstellungsordnung zu erfüllen ist anspruchsvoll und ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit. Und wir wertschätzen alle, die diesen Weg gemeinsam mit uns gehen.
Wer und was genau verbirgt sich hinter den Markthelden?
Claudia Nathansohn (CN): Die Nominierung ‚Marktheld' können Aussteller für ausgewählte Produkte ihres Sortimentes erhalten, die sie für die Messe angemeldet haben. Diese Aussteller zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit hochwertigen Inhaltsstoffen arbeiten und sozial sowie ökologisch engagiert sind. Denn durch die Art wie sie produzieren, erhalten sie biologische und kulturelle Vielfalt. In der Mehrzahl sind es Kleinerzeuger. Einige von ihnen nutzen alte, fast vergessene Obst- und Gemüsesorten sowie Arche-Passagiere. Wir haben in diesem Jahr insgesamt rund 16 Aussteller mit Markthelden-Produkten. Das mag bei der Gesamtsumme an Messeständen zunächst wenig klingen, hängt aber damit zusammen, dass die Aussteller sich für die Nominierung bewusst bewerben und sich einer eingehenderen Prüfung durch unsere Messeprüfung unterziehen müssen. Viele haben ihr jährliches Anmeldeverfahren automatisiert durchgeführt und sind über diese Chance nicht ‚gestolpert'. Wir sind uns sicher, dass sich das während der Messetage herumspricht und die Anzahl an Bewerbungen für das kommende Jahr steigt. Das wäre großartig, denn es ist die Art der Lebensmittelherstellung, die wir aus Sicht von Slow Food brauchen.
Heißt es dann einmal Marktheld immer Marktheld?
KF: Nein, die Nominierung ‚Marktheld' für alle auf dem Stand ausgestellte Produkte gilt nur für den Zeitraum einer Messe, weil Aussteller ihre Produkte oder Unternehmensziele im Laufe des Jahres durchaus verändern können. Ob das weiterhin mit unseren Kriterien passt, prüfen wir im nächsten Jahr neu. Wir wünschen uns natürlich, dass Aussteller von ihrer hohen Qualität so schnell nicht mehr abrücken. Idealerweise dienen sie anderen als Vorbild, indem sie zeigen, wie ‚gut, sauber, fair' in der Praxis geht und sich auf der Messe ein lebendiger Dialog zwischen den Ausstellern entwickelt.
Wie profitieren die Besucher von den hohen Qualitätsstandards der Messe?
CN: Die Mehrzahl von ihnen kommt gezielt für den Einkauf her. Für diese Menschen ist Lebensmittelqualität zu einem großen Teil Lebensqualität, für die sie bereit sind, angemessene Preise zu bezahlen. Diese Bereitschaft wächst mit dem Vertrauen. Durch unsere Ausstellungsordnung, unsere Prüfungen im Vorfeld der Messe sowie der Vor-Ort-Prüfung versuchen wir für bestmögliche Transparenz und eine gute Entscheidungsgrundlage zu sorgen. Hinzu kommt, dass die Besucher während der Messe selber mit einer Vielzahl an Produzenten ins Gespräch kommen können und so aus erster Hand lernen, mit welchen Rohstoffen diese arbeiten, welche Arbeitsschritte und auch welche Kosten hinter ihren Produkten stecken. Das zahlt sich aus und macht allen Beteiligten Spaß.
(c) Slow Food Archiv