Bildungsprojekt: Schüler*innen erarbeiten Handlungsspielräume für einen verantwortungsvollen Konsum
Dass die Klimakrise bereits an unsere Tür klopft, nahmen die Schüler*innen der Hagenbeck-Schule in Berlin-Pankow bereits beim ersten Treffen wahr und berichteten von ihrem Engagement, sich an den Fridays for Future Demos zu beteiligen. Im Rahmen des Schulprojekts "Edible Connections" wurde dieses aktuelle Thema der Klimaveränderung thematisiert, denn eine zukunftsfähige Landwirtschaft und Ernährung sind wichtige Stellschrauben, um dem Klimawandel entgegenzuwirken: Insgesamt verursacht die Landwirtschaft circa ein Viertel aller globalen Treibhausgase und das bezieht die durch die Lebensmittelproduktion verursachten Emissionen noch nicht einmal mit ein. Bei der Besprechung einiger fakten zum Thema Klima und Ernährung wurde den Lernenden schnell klar, dass unser Ernährungsstil und unser Einkaufsverhalten im Kontext des Klimawandels entscheidend sind.
Interkultureller Austausch: Die Liebe für Pancakes kennt keine Grenzen!
Für ein erstes Kennenlernen tauschten sich die Berliner Schüler*innen mit ihrem Gegenüber in Uganda über ihre Essgewohnheiten während eines Live Calls aus. Erste Gemeinsamkeiten wurden schnell gefunden und zeigten: die Liebe für Pancakes kennt keine Grenzen! In den Wochen darauf ging es dann bei den Projekttagen auf einen lokalen Wochenmarkt, in einen Bio-Supermarkt, einen konventionellen Supermarkt sowie zur handwerklich arbeitenden Bäckerei Endorphina. Die Exkursionen zeigten auf, dass verschiedene Einkaufsmöglichkeiten auch unterschiedliche Lebensmittel mit unterschiedlichen Qualitäten und Kriterien anbieten und löste bei den Schüler*innen so ein erstes Umdenken aus.
Ergebnisse des Marktchecks
In Kleingruppen wurde ein Marktcheck erarbeitet, der im Nachgang in der Schule präsentiert wurde. Die Schüler*innen hielten als Ergebnis ihrer Nachforschungen fest, dass die Lebensmittel im Bio-Supermarkt sehr viel häufiger unverpackt vorzufinden sind als im konventionellen Supermarkt. Im Hinblick auf Regionalität gewann der Wochenmarkt mit einer großen Auswahl an saisonalen Obst- und Gemüsesorten, die aus Brandenburg stammten. Der Bezug zwischen Regionalität, kurzen Transportwegen und Emissionen wurde so schnell hergestellt. Im konventionellen Supermarkt waren die Lernenden fast überfordert mit dem Überangebot, da man von jedem Lebensmittel zahlreiche Varianten vorfand. Es kam die berechtigte Frage auf, ob dies sein müsse und wir konnten gemeinsam festhalten, dass weniger auch manchmal mehr bedeutet.
Auf Grundlage der Beobachtungen der Schüler*innen konnten sechs Regeln als Handlungsoptionen festgehalten werden, die zu einem verantwortungsbewussten Konsum führen, der auch klimarelevante Gase einspart:
1. Von regionalen Produzenten kaufen
Die Europäische Union hat im Zeitraum von 2000-2009 mind. 1000 Mio. t CO2 in Form von Waren importiert, die mit Tropenwaldrodungen verknüpft sind. Das entspricht einer jährlich entwaldeten Fläche von ca. 1 Mio. Fußballfeldern. Eine regionaler Einkaufsstil würde das vermeiden.
2. Saisonalität von Obst- und Gemüse berücksichtigen
Ware mit weiten Transportwegen und Lebensmittel, die in beheizten und beleuchteten Gewächshäusern produziert werden, verbrauchen viel mehr an Ressourcen, als solche die aktuell in den Böden unserer Umgebung gedeihen. Daher: lieber mal einen Ausflug ins Umland machen und den netten Bauern von nebenan besuchen und dabei feine Kartoffelsorten kennenlernen, statt ganzjährig Erdbeeren aus Chile zu kaufen! Hilfreich kann dabei die Verwendung eines Saisonkalenders sein.
3. Weniger Fleisch und andere tierische Lebensmittel konsumieren - auf Alternativen zurückgreifen
Der aktuelle Fleischkonsum ist ganz eindeutig zu reduzieren und durch pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse und durch Hülsenfrüchte zu ersetzen. Tierische Lebensmittel aus industrieller Haltung haben eine extrem hohe Klimabilanz, man denke allein an die oft aus Lateinamerika importierten Futtermittel, die der Fütterung der hiesigen Tiere dienen. Stattdessen sollte man seine Ernährung vielfältig gestalten, viel auf Gemüse und Hülsenfrüchte setzen und tierische Lebensmittel in Maßen genießen, aber dabei auf Qualität setzen: Die Klimabilanz von Weidetieren ist nämlich viel Positiver als die von Tieren in Stallhaltung.
4. Lebensmittelverschwendung vermeiden
1/3 der Lebensmittel in Deutschland landen auf dem Müll, die ungenutzt verfallen und so CO2 Mengen verursachen – das sollte zum Umdenken anregen, auch mal zweite Wahl Produkte zu kaufen oder sich nicht nur auf das MHD zu verlassen, sondern seinem Geschmackssinn zu vertrauen. Auch die Klimabilanz von Lebensmittelverschwendung ist sehr hoch, weshalb es gilt, sie zu vermeiden: Wenn Lebensmittelverschwendung ein Land wäre, wäre es der drittgrößte Treibhausgasemittent, direkt nach den USA und China.
5. Plastikverpackungen vermeiden
Aufwendige Herstellung von Plastikverpackungen verursacht hohen Energieaufwand und Ressourcenverbrauch, den guten alten Jutebeutel hat doch aber jeder zuhause, oder?
6. Frisch statt verarbeitet:
Aufwendig hergestellte Lebensmittel haben lange Transport- und Herstellungswege inklusive eines enorm hohen Energieverbrauchs für die einzelnen Herstellungsstufen. Die Produkte enthalten Zusatzstoffe für verlängerte Haltbarkeit. Handwerklich hergestellte Produkte, wie das Brot vom Bäcker des Vertrauens kommt dabei wesentlich besser weg, als die industriell gefertigte Version aus dem Supermarkt!
Video-Eindrücke vom Austausch zwischen Deutschland und Uganda