Garten-Tipp: Kräuter für Menschen und Bienen

25.03.2019 - Bald beginnt die Gartensaison, es wird wieder gepflanzt, geerntet und gegessen. Doch können wir die Beete nicht nur für die menschliche Ernährung nutzen: Mit den Blüten der richtigen Kräuter und Gemüsesorten fördern wir auch gefährdete Wildbienen und andere Insekten. Als Gegenleistung bestäuben sie unsere Nutzpflanzen.

Borretsch und RingelblumenDie überwiegende Mehrheit der heimischen Nutz- und Wildpflanzen ist zur Fortpflanzung auf Insekten angewiesen. Die vom Menschen domestizierte Honigbiene schafft die Bestäubung nicht allein. Studien zeigen, dass Wildbienen und andere Insekten häufig eine noch wichtigere Rolle spielen. Besonders fleißig sind beispielsweise die Weibchen der Gehörnten Mauerbiene, die in ganz Deutschland weit verbreitet und von Ende März bis Mitte Mai zu beobachten sind. Nur wenige hundert Exemplare reichen aus, um einen Hektar Obstbäume zu bestäuben – im Vergleich zu mehreren zehntausend Arbeiterinnen der Honigbiene.

Bestäuber brauchen Blüten

Über die Hälfte der heimischen Bienenarten ist jedoch laut Roter Liste (2011) in ihrem Bestand bedroht. Auch wenn die Ursachen vor allem im Verlust von Lebensraum durch intensive Landwirtschaft und Flächenversiegelung liegen, können wir die nützlichen und friedlichen Tiere im privaten Küchengarten unterstützen. Entscheidend ist, dass wir einen Teil der dafür geeigneten essbaren Pflanzen nicht beernten und zur Blüte kommen lassen. Blüten liefern Bienen und anderen Insekten Pollen und Nektar als Nahrung.

Das Kräuterbeet als Nektarquelle

Der bekannte Wildbienenexperte Paul Westrich widmet auf seiner Website www.wildbienen.info im Kapitel „Artenschutz durch Verbesserung des Nahrungsangebots“ den Heil- und Gewürzkräutern samt Gemüsebeet eine ganze Seite. Da viele dieser Kräuter zu den Lippenblütlern gehören, sind sie eine sehr gute nektarreiche Nahrungsquelle für Wildbienen, erklärt der Wissenschaftler. Besonders empfiehlt er Garten-Salbei (Salvia officinalis), Muskateller-Salbei (Salvia sclarea), Ysop (Hyssopus officinalis), Zitronen-Thymian (Thymus citridorus) und Bergbohnenkraut (Satureja montana). Verschiedene Wollbienen (Anthidium), Wespenbienen (Nomada) und Hummeln (Bombus) verköstigen sich hier am Nektar. Auch Fenchel (Foeniculum vulgare) im Garten ist laut Westrich sehr wertvoll, die Doldenblüten werden gerne von Maskenbienen (Hylaeus) und Blutbienen (Sphecodes) als Nektarquelle genutzt. Die strahlend blauen Blüten des Borretsch (Borago officinalis) erfreuten sich wiederum bei bestimmten Hummelarten großer Beliebtheit.

Der „Bienenweidekatalog zur Verbesserung der Bienenweide und des Artenreichtums“ des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg listet als Gewürzpflanzen mit sehr gutem oder gutem Nektarwert darüber hinaus noch Dill (Anethum graveolens), Koriander (Coriandrum sativum), Majoran (Origanum majorana), Oregano (Origanum vulgare) und Thymian (Thymus vulgaris). Auf einen mittleren Nektarwert kommen Liebstöckel (Levisticum officinale), Große Pimpernelle (Pimpinella major) und Rosmarin (Rosmarinus officinalis). Der „Bienenweidekatalog“ ist jedoch vor allem auf die Förderung der Imkerei ausgerichtet, erläutert Wildbienenforscher Westrich. Dennoch könnten auch manche nicht spezialisierte Wildbienen vom zuckerhaltigen Nektar der genannten Pflanzen profitieren, hauptsächlich für die eigene Energieversorgung für den Flug, bei Hummeln auch zur Befüllung ihrer Nektartöpfe im Nest. „Dies zeigt auch Ihr Foto der Steinhummel auf dem Dill. Die Hummel trinkt nur Nektar, hat aber keinen Pollen in ihrer Pollentransporteinrichtung, den Körbchen“, erläutert Westrich.

Der Gemüsegarten als Pollenspender

Steinhummel auf DillpflanzeBei Nektarquellen sind viele Wildbienenarten jedoch nicht so wählerisch bei der Nahrungspflanze wie beim Pollen, den sie zur Versorgung ihrer Brut sammeln. Ein Drittel unserer einheimischen Wildbienen sind spezialisiert, das heißt, sie ernten nur Pollen von bestimmten Pflanzenfamilien oder -gattungen. Fehlt die Pflanze, fehlt irgendwann die Biene. Ein Beispiel ist die Lauch-Maskenbiene (Hylaeus punctulatissimus), die von Juni bis August zu beobachten ist. Die nur acht bis neun Millimeter große Biene ist auf sommerblühende Laucharten (Allium) spezialisiert und kann sehr gut im Gemüsegarten gefördert werden. Laucharten, die Mensch und Biene schmecken, sind Küchenlauch (Allium porrum), Schnittlauch (Allium schoenoprasum) und Küchenzwiebel (Allium cepa). Die weißen und violetten kugeligen Blüten sind nicht nur bienennützlich, sondern auch dekorativ.

Als reiche Pollenquelle für zahlreiche Wildbienenarten im Gemüsegarten empfiehlt Westrich vor allem die Blüten des Grünkohls (Brassica oleracea cult.). Auch die leuchtend gelben Blüten des winterharten Rosenkohl (Brassica oleracea cult.) nützen im Frühjahr zum Beispiel der Frühlings-Pelzbiene (Anthophora plumipes), der Schöterich-Mauerbiene (Osmia brevicornis) und Hummelköniginnen.

Kräuter und Gemüse in Mischkultur

Noch einmal zurück zu den Kräutern. Schwester Christa Weinrich (OSB) aus der Abtei Fulda, Gartenbauingenieurin und Betreuerin des Klostergartens, lobt in ihrer Gartenzeitschrift „Winke für den Biogärtner“ in der Sommerausgabe 2018 die direkten Auswirkungen der Kräuter auf benachbartes Gemüse in Mischkulturen. An die richtige Stelle gepflanzt unterstützen Kräuter den Gärtner zusätzlich noch im Kampf gegen Schädlinge und Krankheiten oder verbessern die Haltbarkeit und den Geschmack von Obst und Gemüse. Sie erwähnt beispielsweise den Borretsch und Salbei als schädlingsabweisend als Beetumrandung bei Kohlarten. Ein Rosenkohl- oder Grünkohlbeet, eingerahmt von Salbei oder Borretsch, bleibt schädlingsfrei, liefert im Laufe der Zeit wohlschmeckenden Kohl und Kräuter für den Menschen und wertvollen Nektar und Pollen für die Bienen.

Weitere Informationen:

Verbesserung des Nahrungsangebots von Wildbienen im Gemüsegarten

https://www.wildbienen.info/artenschutz/nahrungsangebot_08.php

Bienenweidekatalog zur Verbesserung der Bienenweide und des Artenreichtums

http://144.41.33.58/Download/Bienenweidekatalog-BW.pdf

Bilder und Text: Katharina Heuberger

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