Appell an EU: Über 3600 europäische Wissenschaftler*innen fordern Abkehr von Umwelt und Ressourcen zerstörender Gemeinsamen EU-Agrarpolitik
Die den Brief unterzeichnenden Wissenschaftler*innen behaupten, dass der Vorschlag der Europäischen Kommission zur GAP-Reform für 2021-27 „drastisch verbessert“ werden muss, um die Umwelt, die natürlichen Ressourcen und das Klima nicht weiter zu schädigen. Sie schlagen dringende Maßnahmen für die langfristige Ernährungssicherheit, den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Eindämmung des Klimawandels vor. Diese Forderungen werden von Slow Food nachdrücklich unterstützt, da sie sich im Lösungsansatz auf nachhaltigere Lebensmittelsysteme stützen. In diesem Sinne fordert Slow Food die EU schon lange auf, die GAP auf mehr Klima-, Umwelt- und Biodiversitätsschutz auszurichten, durch kürzere Produktions- und Lieferketten, Kreislaufwirtschaft und Ansätze wie die Agrarökologie als Schlüssel zur Bewältigung der ökologischen Herausforderungen.
Agrarökologie als Lösungsansatz
Die Debatte über die nächste Finanzierungsperiode der GAP (2021-27) sowie die Diskussionen über den EU-Haushalt nach 2020 sind aktuell voll im Gange. Sie werden bestimmen, wie viel und unter welchen Bedingungen Budget für die Landwirtschaft bereitgestellt wird. Dieser dringende Appell von Tausenden von Wissenschaftler*innen ist bisher beispiellos. Für Slow Food ist er von entscheidender Bedeutung, weil er sich der Slow-Food-Forderung nach zukunftsfähigen Agrarmodellen anschließt. Ganz explizit haben die Wissenschaftler*innen auch herausgestellt und bestätigt, dass der Ansatz von Agrarökologie in der Landwirtschaft eine zukunftsfähige Alternative zu industriellen Monokulturen und dem Einsatz chemischer Pestizide ist.
Seit 1980 sind der EU 57% der Vögel, die in Agrarlandschaften einst vorzufinden waren, verloren gegangen. Auch der Bestand von Schmetterlingen, Bienen und anderen bestäubenden Insekten sowie die gesamte die biokulturelle Vielfalt ist stark rückläufig. Aus diesem Grund ließen die unterzeichnenden Wissenschaftler*innen verlauten, dass es gerade der Rahmen der neuen GAP sein sollte, innerhalb dessen Lösungen für die Umweltkrise umgesetzt werden sollen. Der Übergang zu einer ökologischen Landwirtschaft sollte von der GAP angestoßen und begünstigt werden, indem Anreize zur Umstellung geschaffen werden. Dazu muss sich das komplette System der Agrarförderung ändern, Schluss muss sein mit Subventionen nach Fläche pro Hektar. Stattdessen sollten Ökosystemleistungen sowie Klima- und Umweltschutzmaßnahmen viel stärker gefördert werden und Landwirt*innen so finanziell beim Übergang zu einer nachhaltigeren und natur-freundlicheren Landwirtschaft unterstützen. Die Wissenschaftler*innen fordern zudem einen 10%-Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche für natürliche Lebensräume wie Hecken, Blühstreifen oder Teiche sowie eine Reduzierung von synthetischen Chemikalien, Pestiziden und chemischen Düngemitteln, um eine stärkere Unterstützung der biologischen und biodynamischen Landwirtschaft zu gewährleisten.