„Arche des Geschmacks“ erneut als Projekt der UN-Dekade für Biologische Vielfalt ausgezeichnet
Die biologische Vielfalt und ihre intakten Ökosysteme sind Voraussetzung für das Leben auf unserem Planeten. Diese Vielfalt jedoch setzen wir durch menschliches Handeln unter Druck. Insbesondere intensive, industrialisierte Formen von Landwirtschaft und Fischerei tragen dazu bei, endliche Ressourcen zu erschöpfen, Klima und Umwelt zu schaden, fruchtbare Böden und Diversität in Meeren zu reduzieren und regional verankerte Verarbeitungsstätten, Infrastrukturen und Lebensmittel weiter aufzulösen.
Dieses Ungleichgewicht in unserer Natur ist ursächlich für den Verlust unserer Kulturlandschaften. Denn Vielfalt ist nicht nur biologisch, sondern auch kulturell: Jeder Ort der Welt hat seine eigene Kulinarik. Aus lokaler Artenvielfalt, Klima und Boden entwickeln sich spezifische landwirtschaftliche Praktiken und Küchen. Sie zeigen sich in Geschmack, Farbe und Form von Lebensmitteln und Rezepten. Für den Erhalt dieser biokulturellen Vielfalt macht sich Slow Food seit 1996 mit der Arche des Geschmacks stark und schützt inzwischen 77 Lebensmittel, Nutztierrassen, Gemüse- und Obstsorten vor dem Vergessen. Was den Passagieren das Überleben schwer macht, ist einerseits ihre vergleichsweise langsame, aufwendige Herstellung oder Aufzucht; in unserem System des ‚immer mehr, schneller und billiger‘ gelten sie als unrentabel. Andererseits sind sie oft nicht mehr bekannt. Durch Netzwerkarbeit sowie Aktionen und Verkostungen lernen die Verbraucher*innen die Passagiere wieder kennen und schätzen. Getreu dem Motto der Arche ‚Essen, was man retten will!’ können sie entsprechend wieder vermehrt erzeugt und vermarktet werde.
Die Arche wurde zum Symbol dafür, die genetische und kulturelle Vielfalt lebendig zu halten. Und jede*r Verbraucher*in kann dieses Ziel mit dem Griff zu regionaltypischen Produkten unterstützen. „Wir wünschen uns, dass die Bewahrung biokultureller Vielfalt in nicht allzu ferner Zukunft ein Akt unserer Alltagskultur ist. Zugleich muss sie ein klarer politischer Imperativ sein. Das heißt, dass die politischen Entscheidungsträger*innen dem Erhalt und der Förderung der Arten- und Sortenvielfalt Priorität einräumen, insbesondere bei der Reform der Europäischen Agrarpolitik. Initiativen wie die UN-Dekade schaffen für all das mehr Aufmerksamkeit, deswegen freuen wir uns sehr, bis einschließlich 2022 dabei zu sein,“ so Nina Wolff, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland.
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