Gift, Geld und Gesundheit
Von Manfred Kriener
Die Pestizidwolken über dem Bordelais entluden sich am 5. Mai 2014. In Villeneuve de Blaye, einem Weindorf mit 390 Einwohnern, 50 Kilometer nördlich von Bordeaux gelegen, haben die Schüler an jenem Tag Gesangsunterricht auf dem Pausenhof. Wegen der warmen Temperaturen hat die Lehrerin den Unterricht ins Freie verlegt. Fröhlicher Kindergesang in der Frühlingssonne. Doch das Singen muss abgebrochen werden, als immer mehr Schülern schlecht wird. Einige haben Pusteln auf der Haut, rote Augen, Schwindelattacken, Kopfschmerzen, sie müssen sich übergeben. Auch der Lehrerin wird übel.
Die Ursache ist schnell gefunden. Direkt neben dem Pausenhof, nur durch einen Maschendrahtzaun getrennt, beginnen die Weinberge. Gleich zwei Weingüter, Castel la Rose und Chateau de Barbe, lassen an diesem Tag ihre Traktoren laufen. Sie versprühen Fungizide – toxische Pflanzenschutzmittel, die ihre Reben vor Pilzkrankheiten schützen sollen. Die Abdrift hat die singenden Schüler auf dem Pausenhof erwischt.
Sechs Jahre später, am 19. November 2020, verurteilt das Appellationsgericht in Bordeaux die beiden Weingüter im Berufungsverfahren zu einer Geldstrafe von 5.000 Euro wegen „unsachgemäßer Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln“. Die Weingüter hätten Vorkehrungen treffen müssen, um die Schüler vor den Verwehungen des kräftig blasenden Windes zu schützen, heißt es im Urteil. „Ein Paukenschlag“, kommentiert die örtliche Presse den Richterspruch. Der Fall hat in Frankreich weit über die Region hinaus für Aufsehen gesorgt. Es geht schließlich um das Bordelais und es geht ums Grundsätzliche: Welchen Schutz haben Anwohner vor den giftigen Pestizidschwaden der Weinberge?
Das Urteil fällt in eine aufgeheizte Stimmung, denn der nächste Rechtsstreit um Pestizide im Weinbau erregt gerade die Gemüter. Am 17. Dezember ist Verhandlungstag vor der Zivilkammer in Libourne. Eine Bürgerinitiative hat – nach ähnlichen Aktionen zuvor – erneut Pestizidrückstände im Wein aus der Region Bordeaux öffentlich gemacht und als Gesundheitsbedrohung gebrandmarkt. Jetzt klagt der Winzerverband CIVB (Conseil Interprofessionel du Vin de Bordeaux) wegen Verleumdung. Es ist die klassische Konstellation: David gegen Goliath. Die kleine Bürgerinitiative „Giftalarm“ (Alertes aux Toxiques) mit der Anti-Pestizid-Aktivistin Valérie Murat an der Spitze gegen Big Business – gegen den CIVB. Der vertritt 12.000 Winzer aus der größten und bekanntesten Weinregion der Welt. Es geht um Gift, Geld und Gesundheit.
Das Ansehen der Bordeauxweine steht auf dem Spiel
Valérie Murat und ihr Verein haben 22 Weine – davon 20 aus dem Bordeauxgebiet – auf Pestizid-Rückstände von einem professionellen Labor analysieren lassen. Und dort ist man fündig geworden. Die Wissenschaftler identifizierten 28 verschiedene Substanzen, die wegen ihrer teils krebserregenden, teils hormonellen oder erbgutverändernden Wirkungen besonders gefährlich sind. Im Schnitt entdeckten sie acht verschiedene Pestizide je Flasche. Im September wurden die Ergebnisse inklusive eines kritischen Kommentars von Valérie Murat veröffentlicht. Schon die Überschrift ist deutlich: Die betroffenen Winzer seien „gierig nach Pestiziden“.
Der CIVB und 26 weitere Winzerorganisationen und Weingüter sehen das Ansehen der Bordeauxweine beschädigt. Sie haben die Rechtsanwälte in Marsch gesetzt und verlangen 100.000 Euro Schadensersatz. Darüber hinaus sollen die Beklagten ihre „verleumderischen Behauptungen“ unverzüglich zurückziehen oder 5.000 Euro täglich zahlen, wenn sie der Unterlassungsforderung nicht nachkommen.
Der für Oktober terminierte erste Verhandlungstermin in Libourne wurde zwar vertagt, aber die Angelegenheit ist bitter ernst. Es geht um die Reputation teils weltbekannter Chateaus, deren Weine Murat analysieren ließ, darunter auch die beiden Top-Güter Lynch Bages und Ducru Beaucaillou. Für deren Weine werden pro Flasche hohe dreistellige Eurobeträge bezahlt. Sie gehören zu den leuchtenden Sternen eines Anbaugebiets, das zunehmend von asiatischen Investoren, Versicherungskonzernen und Großbanken beherrscht wird. Die Spitzenweine des Bordelais sind Spekulations- und Prestigeobjekt zugleich: den Porsche in der Garage, die Rolex am Handgelenk und eine Kiste Bordeaux vom Spitzen-Chateau im Keller.
Ein Umweltsiegel mit Pestizidgeschmack
Es geht aber nicht nur um das Ansehen prominenter Weingüter. Es geht auch um das Umweltlabel Haute Valeur Environnementale (HVE) – übersetzt etwa: Weine mit hoher Wertschätzung für die Umwelt. Das Label zeigt ein sonnenbeschienenes Gehöft mit Bäumen und hübsch gereihten Ackerfurchen, im Vordergrund flattert fröhlich ein Schmetterling. Sämtliche 22 analysierten Weine sind HVE-zertifiziert. Das Label hat indes nichts mit Bio oder anderen Formen der regulierten und kontrollierten ökologischen Bewirtschaftung zu tun. Die Zertifikation besagt lediglich, dass sich die Weingüter „um die Beziehung zwischen Weinberg und Umwelt“ kümmern. Mit dem Zertifikat würden sie ermutigt, sich künftig vielleicht einem Bioverband anzuschließen, heißt es auf der HVE-Homepage. Konkrete Vorschriften oder Verbote für bestimmte Chemikalien gibt es nicht. Der Einsatz synthetischer Pestizide ist sogar ausdrücklich erlaubt, wie auf der Homepage nachzulesen ist.
Die Pestizid-Problematik hat zuletzt erheblich an öffentlicher Aufmerksamkeit gewonnen. Grund sind nicht nur das Vogel-, Bienen- und Insektensterben. Auch die Initiativen für pestizidfreie Kommunen sorgen für Aufsehen. Oder der Südtiroler Pestizidprozess. Vor dem Landgericht Bozen sind Autor und oekom-Verlag wegen des Buchs „Das Wunder von Mals“ angeklagt. Darin wird der massive Pestizideinsatz im Südtiroler Apfelbau beschrieben, was zu einer Klage wegen „übler Nachrede“ führte. Zudem hat das Umweltinstitut München im September die bisher umfangreichste Studie zur Pestizidbelastung der Luft veröffentlicht. Ergebnis: Glyphosat und andere Ackergifte verbreiten sich über die Abdrift kilometerweit und sind überall in Deutschland nachweisbar. An 163 Standorten der Republik wurden bei Messungen jeweils die Spuren von 5 bis 34 Pestizid-Wirkstoffen gefunden.
Was ist dann eigentlich der Sinn des Zertifikats? Genau diese Frage stellt der Verein „Giftalarm“ und bleibt die Antwort nicht schuldig: Das Label sei „ein einziger Betrug“. Valérie Murat, die wir wegen der Corona-Einschränkungen nicht vor Ort besuchen und persönlich befragen konnten, spricht in einem Telefonat und in einer Antwortmail auf unsere Fragen von „heftigen Widersprüchen zwischen den Umweltversprechen der Weingüter und der Realität bei der praktischen Arbeit“. Von April bis September würden die Winzer immer wieder Giftstoffe ausbringen, die für die Arbeiter im Weinberg, für Anwohner und Passanten gefährlich seien. Selbst eine Autostunde entfernt, in der Stadt Bordeaux, seien bei früheren Messungen toxische Substanzen entdeckt worden, die im Norden der berühmten Bordeaux-Appellation Saint Estèphe versprüht worden seien.
Wie gefährlich die Pestizid-Rückstände im Einzelnen oder in Kombination mit teilweise einem ganzen Dutzend verschiedener Stoffe sind, das vermag niemand plausibel zu sagen. Es gibt auch keine Grenzwerte für Pestizidspuren im Wein. Murat und ihre Bürgerinitiative wollen sich nicht auf einen Streit um Mikrogramme einlassen. Für sie zählt, dass die Substanzen in großer Zahl nachgewiesen und biologisch wirksam sind.
Die Biologin Maren Kruse-Plaß, Autorin der im September vorgelegten Studie „Pestizidbelastung der Luft“, ergänzt: Eine Risikoabschätzung sei sehr schwierig bis unmöglich, weil es zur Kombinationswirkung mehrerer Pestizide kaum Studien gebe. „Es werden immer nur Einzelstoffe untersucht.“
Pflanzenschutzmittel im Wohnzimmerteppich
Murats Verein und andere Initiativen aus dem Bordelais haben bei früheren Analysen auch in den Haaren von Weinbergarbeitern, auf Schulhöfen und selbst in den Wohnzimmerteppichen bei Anwohnern Pestizidrückstände entdeckt. Im vergangenen Jahr berichtete die Berliner Journalistin Katja Trippel im Magazin der Süddeutschen Zeitung über verwehte Giftwolken und über die Schüler von Villeneuve de Blaye. Irritierend sei auch die Krebshäufigkeit in bestimmten Gebieten dicht an den berühmten Weinlagen, schreibt sie in ihrem SZ-Bericht. Und: „Würden die Weine wie Trinkwasser kontrolliert, dürften sie nicht auf den Tisch kommen.“
Der CIVB wiederum beharrt in einem Schreiben zu den Pestizidfunden darauf, dass die Bordeauxwinzer in den vergangenen zehn Jahren „den Verbrauch der als krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungsschädigend eingestuften Pestizide um mehr als zwei Drittel verringert“ hätten. Solche Aussagen sind allerdings schwer nachprüfbar und genau genommen auch nicht sehr beruhigend.
Murat bleibt bei ihrem Vorwurf einer Gesundheitsgefährdung. Sie weiß wovon sie redet. Sie ist selbst die Tochter eines Winzers und im elterlichen Betrieb in dem Dorf Pujols sur Dordogne aufgewachsen. Der Ort liegt in der Appellation „Entre deux mers“, einem der größten Teilgebiete des Bordelais. 2011 erkrankte Murats Vater an Krebs, ein Jahr später starb er. Sein Krebsleiden wurde als Berufskrankheit als Folge des Pestizideinsatzes anerkannt.
Der Tod des Vaters war und ist für die 47-Jährige die entscheidende Motivation, sich gegen die Praktiken im Weinbau zu engagieren. Sie tut das mit eiserner Entschlossenheit. Hennarotes Haar, zarte Gestalt, angenehme Stimme, die gegenüber dem deutschen Journalisten in sprudelnder Diktion die Botschaft übermittelt. Nach dem Tod des Vaters hat Valérie Murat die Bürgerinitiative „Giftalarm“ gegründet. Inzwischen ist sie auf 200 Mitglieder angewachsen, darunter Winzer, Weinbergarbeiter, Mediziner und Anwohner von Weinbergen.
Weil es für die toxisch wirksamen Rückstände im Wein keine Grenzwerte gebe, sei alles ganz legal, sagt Murat. Nur eine einzige Chemikalie – das gegen Grauschimmel wirksame Fungizid Procymidon – das bei früheren Analysen entdeckt wurde, sei illegal versprüht worden, weil die Zulassung erloschen war. Alle anderen Pestizide seien für den Einsatz im Weinberg erlaubt. Die Winzer dürfen spritzen, wann immer sie es für angemessen halten.
Der hohe Verbrauch von Pestiziden im Weinbau ist keine bordelaiser Spezialität. Das feuchtwarme Klima in den Bordeaux-Appellationen ist allerdings besonders einladend für Pilzkrankheiten. Und die hohen Flaschenpreise sind offenbar mit ein Grund, besonders viel zu spritzen, um die millionenschwere Weinernte sicher einzufahren.
Ein Bordeaux ist für die Deutschen neben Champagner der Prestigetropfen. Wie das schon klingt. Und wie das aussieht, wenn die Flaschen, von Seidenpapier und Holzwolle umhüllt, in der Holzkiste mit aufgeprägtem Chateau-Namen liegen wie die Prinzessin im Himmelbett. Wenn dem Chefarzt für die gelungene Operation zu danken ist, wenn der gute Freund runden Geburtstag feiert, dann darf es gern Bordeaux sein. Teurer Bordeaux ist der ideale Wein für Ahnungslose, die sich hinter klingenden Namen verstecken. In keiner anderen Region ist die Habgier ausgeprägter. Die Preise der berühmten Chateaus haben in den 1990er-Jahren das Fliegen gelernt und sind nie wieder zu Fairness und Anstand zurückgekehrt. Für Spitzenweine von Mouton, Lafite, Petrus und Co. werden schon in der Subskription je nach Jahrgang 500, 800 oder 1000 Euro und mehr bezahlt. Dann wird der große Jahrgang ausgerufen, Weinjournalisten geraten in Ekstase, Fachblätter vergeben Traumnoten und die Preise explodieren. Mit Weingenuss hat das nichts zu tun. Normale Besucher werden an den Eingangspforten der berühmten Chateaus wie Hausierer behandelt. Der Selbstkostenpreis eines Top-Bordeaux dürfte die 20 bis 30-Euro-Marke selten übersteigen. Bleiben ein paar tausend Prozent Gewinn. Margen wie im Heroinhandel.
Deutsche Winzer spritzen im Schnitt 17-mal im Jahr
Doch auch in deutschen Anbaugebieten werden mehr Pestizide versprüht. Vor allem der Oidium- und Peronospora-Befall – echter und falscher Mehltau – machen den Winzern zu schaffen. Als wichtigste Untersuchung gilt immer noch der Forschungsbericht des Julius Kühn-Instituts aus dem Jahr 2015 zur „Anwendung von Pflanzenschutzmitteln im Weinbau“. Darin wird Klartext gesprochen: Der Pestizideinsatz im Weinbau habe sich „in den letzten Jahren relativ stetig erhöht“. Die Forscher erkundeten quer durch deutsche Anbaugebiete vier Jahre lang bei 100 Weinbaubetrieben die Zahl der Anwendungen von Fungiziden, Herbiziden und Insektiziden. Ergebnis: Im Durchschnitt wurden im Jahreslauf 17-mal Pestizide ausgebracht. Spitzenreiter war das Jahr 2014 mit 20 Spritzungen. Im Jahr 2016, in dem der falsche Mehltau besonders heftig wütete, wäre die Bilanz sicher noch dramatischer ausgefallen. 2016 war aber nicht mehr Gegenstand der Untersuchung. Die länger zurückliegenden Vergleichsjahre 2003 und 2006 hatten nur jeweils 13 Pestizideinsätze.
Noch eine andere Zahl zeigt exemplarisch wie ernst die Lage ist. In der EU macht die Monokultur Wein dreieinhalb Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche aus, sie verbraucht aber 15 Prozent der Pestizidmenge.
Der häufigere Griff zur chemischen Keule wird vor allem mit der immer aggressiveren Pilzkrankheit Falscher Mehltau begründet, die gegen bestimmte Mittel resistent geworden ist. Dies führt dazu, dass bei einer Spritzung oft mehrere Pestizidklassen kombiniert oder nacheinander unterschiedliche Präparate eingesetzt werden.
Auch der Kupfereinsatz ist riskant
Valérie Murat argumentiert, die Pilzkrankheiten dürften keine Ausrede für den zunehmenden Pestizideinsatz sein. Viele Bio-Winzer würden zeigen, dass es auch anders geht. Allerdings hatten gerade die ökologisch arbeitenden Betriebe in besonders kritischen Jahren wie 2016 erhebliche Ernteausfälle zu beklagen. Zudem kritisiert das deutsche Umweltbundesamt schon seit Jahren die toxischen Kupferspritzungen der Bio-Betriebe, die zu Anreicherungen des Metalls in Weinbergböden und umliegenden Gewässern führten. Doch allein mit Pflanzenextrakten und Kräuterbrühen kommen auch die Bio-Weingüter in den meisten Jahren nicht mehr hin.
Gibt es keinen umweltfreundlichen Ausweg? Der Nürnberger Weinhändler Martin Kössler ist seit Jahren an der Pestizidproblematik dran; er informiert seine Kunden ungeschminkt über die Problematik. Der eigenwillige Wuschelkopf ist studierter Chemiker und pflegt engen Kontakt zu Wissenschaft und Weingütern. Er verweist auf Winzer, die sich von Grund auf anders orientieren. Kössler sagt, das Thema sei ebenso komplex wie schwierig, aber eines sei klar: „Wir müssen uns aus der Pestizidwirtschaft ausklinken, die Rezepte der Chemieindustrie funktionieren nicht mehr, wie auch die Monokultur der Massenrebhaltung grundsätzlich überdacht werden muss.“ Er nennt eine ganze Reihe von Stellschrauben, um die Reben auf natürliche Weise gesünder und widerstandsfähiger zu machen: Das Bodenleben müsse reaktiviert, der Humusgehalt erhöht werden; Rebschnitt, Laubarbeit und Reberziehung müssten verändert, Einsaaten ausgebracht und die Bodenbearbeitung überdacht werden; vor allem aber müsse die biologische Vielfalt im Weinberg signifikant verbessert werden, um dem im Klimawandel steigenden Pilzdruck entgegenzuwirken. Wer mit ständiger Pestizidkeule das Bodenleben und die Balance der Natur zerstöre, dürfe sich nicht wundern, wenn die Reben immer krankheitsanfälliger werden.
Die Konsumenten verharren bei alldem weitgehend unbeteiligt an der Seitenlinie. Ihnen wird nach jeder Weinlese vom neuen großartigen Jahrgang berichtet. Vom Pflanzenschutz für die Monokultur Wein wissen sie wenig. Murat sieht sie als ahnungslose Opfer, die zudem noch durch Greenwashing „getäuscht und düpiert“ würden. Wer eine Weinkultur mit Respekt vor Natur und Umwelt unterstützen wolle, der solle, so Murats Rat, Biowein kaufen.
Viele Biowinzer pflanzen inzwischen neben den Klassikern auch neugezüchtete Sorten an, die gegen Pilzkrankheiten besonders widerstandsfähig sind. Regent, Johanniter, Solaris und ähnliche „Piwis“ genannte Sorten, sind tatsächlich robuster. Piwi-Weine sind aber bisher ein reines Nischenprodukt, der Verbraucher will Riesling, Chardonnay oder Pinot noir trinken. Im Bordelais sind die traditionellen Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc untrennbar mit dem Image des Anbaugebiets verknüpft. Ein Switch zum roten Piwi Regent ist so unvorstellbar wie eine Preissenkung der Spitzenweine auf weniger habgierige Tarife. Oder wie ein Verzicht auf Pestizide.
Jetzt warten alle Beteiligten gespannt auf den Ausgang des neuen Rechtstreits. Er wird wohl erst im nächsten Jahr mit einem Urteil enden. Die Kläger werden von einem Anwalt vertreten, der auch für Monsanto tätig war. Valérie Murat nennt das Verfahren „ein Versuch der Einschüchterung“. Eine Strafzahlung von 100.000 Euro könnte allerdings schnell zum Knockout für sie und ihre Initiative werden.