Terra Madre Salone del Gusto – ein Rückblick auf die letzten 3 Monate
Der Auftakt
Die Auftaktveranstaltung konnte, wenn auch in kleinerem Rahmen, noch vor Ort stattfinden. In der Markhalle neun in Berlin fand am 08.10. zu diesem Anlass eine Podiumsdiksussion mit dem Titel „Biokulturelle Vielfalt ist politisch“ statt. Nina Wolff, amtierende Slow-Food-Vorsitzende, Verena Günther von Good Food Good Farming, Caroline Engwert von Hauptstadtgarten.de und – zugeschaltet per Video – Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bunds ökologischer Lebensmittelwirtschaft, diskutierten dabei unter der Moderation von Katie Gallus insbesondere die Frage, wie eine nachhaltige Agrarpolitik zum Schutz von Vielfalt beitragen könnte und müsste. Einen Nachbericht zur Veranstaltung finden Sie >> hier.
Biokulturelle Vielfalt retten - Die Slow Food Arche des Geschmacks
Die biokulturelle Vielfalt stand auch bei der zweiten Veranstaltung im Rahmen von Terra Madre im Fokus. Bei einer Online Podiumsdiskussion wurde zudem ein zentrales Slow-Food-Projekt gewürdigt, das sich dem Erhalt dieser Vielfalt widmet – die Arche des Geschmacks. Das digitale Podium bestritten Dr. Anita Idel, Mediation und Projektmanagement Agrobiodiversität + Arche-Kommission, Jens Witt, Leitung Chef Alliance in Begleitung eines Skudde-Erzeugers, Katrin Knüpfer, Leitung Einkaufsführer und Leitung Slow Food Leipzig-Halle, Jörg Geiger, Presidio Champagner Bratbirne, Manufaktur Jörg Geiger, WiesenObst e.V., Gernot Würtenberger und Salem El-Mogadeddi, Arche-Passagier Freekeh (Palästina), Conflict Food - so schmeckt Frieden, sowie Nina Wolff auf dem digitalen Podium. Moderiert wurde der Abend von Dr. Tanja Busse.
In der Diskussion arbeiteten die Diskutant*innen fünf Maßnahmen heraus, wie sich möglichst vielfältig und klein strukturierte Systeme in der Ernährung fördern lassen, um so die biokulturelle Vielfalt zu stärken. >> Hier geht es zum ausführlichen Nachbericht.
Biokulturelle Vielfalt schmecken
Der direkteste Weg, biokulturelle Vielfalt zu begreifen, ist, sie selbst zu erleben. Gelegenheit dazu hatten die Teilnehmer*innen der Online-Verkostung „Biokulturelle Vielfalt schmecken“. Im Mittelpunkt standen dabei Passagiere der Arche des Geschmacks und die Erzeuger*innen der besonderen Produkte. Josef Kolb von Kolb‘s Biohof, packte Leberwurst von seinen Rhönschafen in die Verkostungsboxen, die die Teilnehmer*innen vorab zugeschickt bekamen. Claudia Höß vom Obsthof Höß steuerte Bühler Frühzwetschgen bei, Markus Bruderhofer von Feines aus dem Hegau die Höri Bülle, eine alte Aroma-Zwiebel von der gleichnamigen Bodensee Insel. Außerdem mit im Paket waren der Lausitzer Nelkenapfel, den Christoph Schuster von der Apfelscheune Cannewitz präsentierte und die Hutzeln, also nach traditioneller Methode im Ganzen getrocknete Birnen, die Reiner Schütz von den Baumfeldern in Fatschenbrunn mitbrachte. Auch Käse und Wein fehlten nicht. Thomas Menne bereicherte die Verkostung mit dem Nieheimer Käse, einem traditionellen Sauermilchkäse aus seiner Nieheimer Schaukäserei, die Weinbegleitung kam von Gerd Sych, der einen Alten fränkischen Satz „servierte“. Luka Luebke, Köchin aus der Slow-Food-Chef Alliance leitete die Verkostung und faste die Slow-Food-Kernbotschaft zum Abschluss prägnant zusammen: „Esst, was ihr retten wollt!“
Wer die Veranstaltung noch einmal nacherleben möchte findet >> hier einen Nachbericht inklusive Video.
Wine for Future: Neue Rebsorten entdecken
Vielfalt schmecken konnten auch die Teilnehmer*innen der Online-Weinverkostung „Wine for Future“. Dabei drehte sich alles um sogenannte PiWi-Weine, also solche Sorten, die durch Einkreuzung von Wildrebenarten widerstandsfähig gegen typische Pilzkrankheiten wie den echten und falschen Mehltau sind. Das ermöglicht es, diese Sorten mit wesentlich weniger oder sogar ohne Einsatz von Pestiziden anzubauen. Die drei Weiß- und drei Rotweine wurden aus den ECO-Winnern 2020 (einem Weinwettbewerb von Ecovin Deutschland) ausgewählt. Bei der Veranstaltung gewährten außerdem renommierte Expert*innen tiefe önologische Einblicke. Mit dabei waren Paulin Köpfer (ECOVIN & PIWI-International), Hanneke Schönhals (Jungwinzerin demeter und ECOVIN Weingut Schönhals), Martin Wurzer-Berger (Slow Food Deutschland Weinkommission) und Ulrich Amling (Tagesspiegel Berlin). Durch die Verkostung führte die Wein-Sommelière Natalie Lumpp. Knapp 300 bestellte Weinpakete und ungefähr 800 Zuschauer*innen im Stream belegen das große Interesse an diesen besonderen und zukunftsfähigen Weinen.
>> Hier gibt es den Nachbericht mit Video
Bean to Bar: Die Reise der Schokolade
Ähnlich großer Beliebtheit erfreute sich auch die Online Verkostung nachhaltiger und fairer Schokolade. Dabei wurden die Teilnehmer mitgenommen auf eine Reise der Schokolade von der Bohne bis zur Tafel. Die Reiseführung übernahmen dabei Fernando Botelho Lima und Patricia Viana Lima von der Fazenda São Jose, Modaka Cacau, aus Brasilien die vom Anbau der Kakaobohnen berichteten, Fausto Reyes von der Chocolatería La Rifa aus México der dort Kakao zu hochwertigen und fairen Schokoladen verarbeitet und Nanetta Ruf, Konditorin und Absolventin der Slow Food Youth Akademie, die Einblicke in die vielfältigen Möglichkeiten der Verwendung von Schokolade gewährte. Durch den Abend führten Patrick von Vacano vom Schokoladenhersteller Original Beans, der hochwertige Schokoladen aus biologischem Anbau herstellt und von dem die Produkte für die Verkostung kamen, und Stella Diettrich von Slow Food Deutschland. Neben ausgezeichneter Schokolade gab es für die Zuschauer*innen viele Informationen zu den Zu- und Missständen in der Welt der Schokoladenerzeugung und Hinweise dazu, worauf es zu achten gilt, wenn man gute, saubere und faire Schokolade genießen möchte. Nachbericht und Video mit Simultanübersetzung von der Veranstaltung gibt es >> hier.
Gemeinsam (Online-)Kochen in den Convivien Köln und Pfalz
Auch unsere Convivien haben sich aktiv in das Programm von Terra Madre eingebracht. So haben sich die Convivien Köln und Pfalz digital zusammengefunden, um gemeinsam ein Drei- Gänge-Menü zu kochen. Im Fokus standen auch dabei Passagiere der Arche des Geschmacks. Nach einer Rotkohlsuppe mit Voatsiperiferypfeffer, gab es im Hauptgang Reis mit Alblinsen, Birnenhutzeln und Höri Bülle und anschließend gedünstete Birnen mit Sabayon vom Birnenschaumwein aus der Champagner-Bratbirne. Zu Beginn gab Jörg Geiger, der in seiner Manufaktur den Schaumwein aus den Bratbirnen herstellt, eine Einführung zu Birne und Wein. Danach wurde angestoßen, gemeinsam gekocht und genossen. Für alle Beteiligten war es ein kurzweiliger Abend und nicht die letzte gemeinsame Online-Veranstaltung der Convivien.