Neue Pestizidverordnung wird von Umweltverbänden zurückhaltend begrüßt
Die Tatsache, dass der Vorschlag nun eine Verordnung ist, keine Richtlinie, stellt eine wichtige Verbesserung dar, die aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass die Mitgliedsstaaten die Maßnahmen auch wie vorgeschrieben zeitnah umsetzen werden. Hier müssen die politischen Entscheidungsträger wachsam bleiben, damit sich die Fehler der Vergangenheit, die uns ein Jahrzehnt der Untätigkeit beschert haben, nicht wiederholen.
Dazu Nina Holland, Wissenschaftlerin bei Corporate Europe Observatory: „Es ist zwar gut, dass endlich ein Vorschlag mit verbindlichen EU- und Länder-Zielen vorliegt, aber tatsächlich sprechen wir hier vom absoluten Minimum. 1,2 Millionen Bürgerinnen und Bürger haben eine Reduzierung des Einsatzes von synthetischen Pestiziden um 80 % bis 2035 gefordert. Es ist nun an den EU-Mitgliedsstaaten und dem Europäischen Parlament, ihre Anstrengungen weiter zu erhöhen und sich nicht dem Druck der Industrie zu beugen, die unser Lebensmittelsystem in der Pestizidfalle gefangen halten will.“
Eva Corral, Senior Policy Advisor für Pestizide und Wasserverschmutzung beim Europäischen Umweltbüro: „Wie jeder Arzt rät: Vorbeugen ist besser als Heilen. Integrierte Schädlingsbekämpfung, die auf agronomischen Methoden, Überwachung und physischen Kontrollen fußt, muss ein wesentlicher Bestandteil der neuen Gesetzgebung sein, wenn wir die die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen langfristig schützen wollen.“
Clara Bourgin, Campaignerin für Lebensmittel, Landwirtschaft und Natur bei Friends of the Earth Europe: „Die Europäische Kommission hätte deutlich mehr tun können, um viel früher schon eine pestizidfreie Landwirtschaft zu schaffen. Verbindliche Ziele auf EU- und Länder-Ebene sind ein wichtiger erster Schritt, aber insgesamt legen die Vorschläge zu viel Betonung auf konzerngesteuerte 'Präzisionslandwirtschaft' und andere Scheinlösungen, und zu wenig Wert auf agrarökologische Methoden.“
Madeleine Coste, Policy Officer bei Slow Food Europe: „Angesichts der massiven Lobbyarbeit der agrochemischen Industrie ist der Vorschlag, die EU-Mitgliedstaaten zu einer Halbierung ihres Pestizideinsatzes bis 2030 zu verpflichten, ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu einer neuen Form der Landwirtschaft. Wir müssen jedoch sicherstellen, dass die Mittel der Gemeinsamen Agrarpolitik dazu genutzt werden, den Übergang zur Agrarökologie durch direkte Unterstützung der Landwirtinnen und Landwirte voranzutreiben – oder der europäische Grüne Deal bleibt ein leeres Versprechen.“
Quelle: Slow Food Europe und Partner*innen