Tag der Fische 2022: Rettet den Hering!
Der Klimawandel erwärmt die Meere, über die Flüsse dringen zu viele Düngemittel ein. Frisch vom Kutter gibt es Fisch vielerorts schon lange nicht mehr. Zahlreiche Herausforderungen setzen verschiedenen Fischarten und ihren Lebensräumen massiv zu und schränken die Arbeit von handwerklichen Fischer*innen ein, die von Fischfang und -verarbeitung leben und einen wichtigen Beitrag zur Ernährungskultur in unseren Küstenregionen leisten.
Slow Food Deutschland (SFD) möchte Fisch als wertvolles Nahrungsmittel auch für die Zukunft sichern und widmet den Tag der Fische 2022 dem Hering und seinen Alternativen. Früher galt Hering – Fisch des Jahres 2021 und 2022 – als "Arme-Leute-Essen", weil er in Nord- und Ostsee so häufig vorkam. In Deutschland zählt er zu den beliebtesten Speisefischen. Infolge des Einsatzes moderner Fangtechnik, einer viel stärkeren Befischung sowie der Erwärmung der Ostsee sind die Bestände drastisch geschrumpft. Während der Bestand in der Nordsee sich momentan im grünen Bereich befindet, ist er in der westlichen Ostsee so stark gesunken, dass es dort einen wissenschaftlich verordneten Fangstopp gibt. Dadurch geht auch die handwerkliche Ostseefischerei in Mecklenburg Vorpommern und Schleswig-Holstein zunehmend leer aus.
Aus Sicht von Slow Food zeigen sich in dem Niedergang des Herings in der westlichen Ostsee die ökologischen, wirtschaftlichen sowie soziokulturellen Folgen des Klimawandels und unseres industriell dominierten Lebensmittelsystems. Die Organisation fordert die Politik auf, Sorge dafür zu tragen, dass sich Fischbestände und ihre Lebensräume langfristig erholen, und zwar mithilfe konsequenter Klimaschutzmaßnahmen sowie einer ökosystemschonenden Fischerei- und Agrarpolitik.
Verbraucher*innen möchte Slow Food Lust darauf machen, Alternativen zu gängigen Fischarten auszuprobieren und ihren Fischverzehr insgesamt gering zu halten. Dazu Nina Wolff, SFD-Vorsitzende: „Angesichts knapper Fischressourcen, können und sollten wir tatsächlich nur sehr wenig Fisch genießen. Ich sage bewusst ‚genießen‘, weil eine reduzierte Menge und der Genuss einander nicht ausschließen – vorausgesetzt wir wertschätzen Fisch als wertvolles Lebensmittel. Wir haben außerdem die Möglichkeit, vielfältige Fischarten zu kosten, die uns aus meist monotonen Speisekarten vielleicht noch nicht bekannt sind.“ Die Kreativität, die es zur Zubereitung verschiedener Fischarten braucht, bringt Slow Food interessierten Verbraucher*innen bei Veranstaltungen nahe. Eine davon findet am Tag der Fische in der Hamburger Hobenköök statt, wo Chef-Alliance-Mitglied Thomas Sampl seinen Gästen zeigt, welche Auswahl das Meer neben dem Hering bietet. Der Nordseehering spielt beim Menü in kleiner Menge den Höhepunkt.