Interview mit Lukas Blank über die Slow Food Youth Akademie
Wie war das für dich, vom Teilnehmer zum Koordinator zu wechseln?
Das war spannend, weil sich die Wahrnehmung und der Blick auf die Akademie verändert. Als Teilnehmender konzentrierst du dich darauf, das Wissen zu verschiedenen Themen aufzusaugen, triffst auf Leute, die sich für sehr ähnliche Dinge interessieren. Als Koordinator war ich für die Abläufe verantwortlich, dass sich alle Beteiligten wohlfühlen und versorgt sind. Das war mein Job und der erforderte eine andere Art von Organisation. Hinzu kam, dass ich selbst Elia als Koordinatorin erlebt habe und ihr als Vorgängerin gerecht werden wollte. Da hatte ich durchaus einen gewissen Anspruch an mich: Die 24 Teilnehmenden sollten wie ich eine gute Akademie erleben. Gleichzeitig stand das Akademieprogramm durch Elia auf einem stabilen Fundament. Durch die Koordination habe ich indirekt ein zweites Mal an der Akademie teilgenommen. Das war toll, ich habe an einigen Themen ein noch größeres Interesse gefunden.
Welche Themen waren das?
Unter anderem der Boden. Mit der BioBoden-Genossenschaft haben wir uns zu Besitzverhältnissen ausgetauscht. Mir war vorher nicht klar, wie viele Bedingungen daran geknüpft sind, Land zu besitzen und zu bewirtschaften. Ich habe in diesem Jahr außerdem das erste mal an dem Brüssel-Wochenende teilgenommen. Wir haben uns dort u.a. mit Sarah Wiener getroffen und Hintergrundwissen über den europäischen Demokratieprozess mitgenommen. Darüber wie Gesetze diskutiert werden, was das Gelingen oder Scheitern von sozial und ökologisch nachhaltiger Gesetzesgebung beeinflusst und wie dort mit weiteren befürchteten Rechtsrucken in Mitgliedsländern umgegangen wird.
Hat dich die Akademie in deinem berufliche Schaffen beeinflusst?
Ich würde sagen, dass mich Slow Food allgemein beeinflusst hat, in dem was und wie ich es tue. Mein Wunsch war es, Teil der Gemeinschaft zu sein, die nach den Werten gut, sauber, fair und vor allem für alle handelt. Meine Kochausbildung habe ich in der Hobenköök gemacht, weil das Restaurant nach Slow-Food-Kriterien arbeitet. Dort hatte ich zwei Chef-Alliance-Köche an meiner Seite. Ich bin selbst auch Mitglied im Netzwerk und zum Arbeiten würde nur noch ein Bruchteil der Hamburger Restaurants für mich in Frage kommen. Die Akademie hat meine Sicht auf die Dinge weiter geschärft, ich bin konsequenter geworden. Durch die tiefen Einblicke reibe ich mich öfter am bestehenden Ernährungs- und Lebensmittelsystem. Immerhin kann ich mich mit Gleichgesinnten dazu austauschen und beraten. Aktuell ist es weiterhin ein Mehraufwand für Produzent*innen und Verarbeitende, nachhaltig zu arbeiten. Unsere Kreativität ist immer wieder gefordert. Allein wenn es um die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung geht. Das das ist es mir wert.