Warenkunde Mairübchen
Gesundes Gute-Laune-Gemüse
Das Mairübchen, lat. Brassica Rapa var. Majalis, bei uns auch Navette genannt, hat seinen Namen vom französischen navet, das dort die Speiserübe im Allgemeinen meint, gehört zur Gattung des Kohl und ist ein Gemüse, das essbare Wurzeln bildet, was nicht bedeutet, dass man nicht auch das Grüne essen könnte. Verwandt ist es mit dem berühmten Teltower Rübchen aus Brandenburg und der Herbst- oder Ackerrübe, die, wie der Name vermuten lässt, ist erst im Herbst erntereif ist. Mairübchen sind die ersten Rüben im Jahr, sie brauchen 6 - 8 Wochen von der Aussaat bis zur Ernte. Theoretisch ist auch eine zweite Ernte im Herbst möglich, wenn man im Juli oder August erneut aussät. Sie lieben lehmigen, huminösen oder sandigen Boden, Sonne oder Halbschatten und 10 - 15 cm Abstand zueinander, um schöne, runde Wurzeln ausbilden zu können. Gute Nachbarn für Mairübchen sind Buschbohnen, Erbsen und Dill. Die sehr alte Kulturpflanze gibt es in Weiß oder Weißlila. Schon in der Antike, lange Zeit vor Einführung der Kartoffel, wurde sie in Europa angebaut, sogar in die Politik hat sie es geschafft, in Keutschach am See bei Klagenfurt, einem damals wichtigen Anbaugebiet, ziert sie seit Jahrhunderten das Wappen.
Gesund und bunt
Ihren Status als Grundnahrungsmittel hat sie aber an die Kartoffel abtreten müssen, dabei kann sie es nährstofftechnisch locker mit ihr aufnehmen. Sie enthält C und B-Vitamine, Phosphor, Kalzium, Kalium, Natrium und Zink. Sie ist noch ballaststoffreicher als die Kartoffel und vorwiegend unter ihrer Schale befinden sich Senföle, die die leichte Schärfe im Rohzustand ausmachen. Verzehrt werden kann die rohe oder gegarte Wurzel, das Blattgrün und auch die Stiele. Die Ballaststoffe regen den Darm an und fördern so die körperliche Gesamtkonstitution, die Senföle bekämpfen krankmachende Keime. Auch für die Kinderküche ist sie bestens geeignet, gerade für Kleinkinder ist ihr Vitamin-Reichtum unerlässlich zur Entwicklung des Nervensystems. Die Senföle gehen beim Kochen verloren, sodass sie dann auch nicht mehr scharf sind. Glücklicherweise taucht die Mairübe im Zuge der Wiederentdeckung alter Sorten wieder aus der Versenkung auf, inzwischen bauen viele Bio-Landwirte sie wieder an, schauen Sie mal auf dem Wochenmarkt! Die bekanntesten Sorten heißen Goldball (rund und gelb), Pietrowski (leicht süß und cremig), Royal Crown (rund und hellviolett), Schneeball (weiß), Tokio Cross oder Purple Top.
Verwendung in der Küche - je kleiner, desto schärfer
Sie schmeckt wie ein mildes Radieschen, leicht scharf und süßlich, würzig und etwas bitter. Wer die Senföle will, sollte sie roh essen, um die Schale mitzuessen, muss sie dafür sehr dünn gehobelt sein, sonst empfiehlt sich, sie zu schälen. Sie schmeckt einfach so, gewürfelt oder geraspelt, als Salat oder Carpaccio. Oder gedünstet, glasiert, gefüllt oder sogar fermentiert. Geschmort als Gemüsebeilage oder Hauptkomponente im Risotto, im Curry, in Butter geschwenkt, paniert als Gemüseschnitzel, püriert als cremige Suppe oder zum Verfeinern des Kartoffelstampf - so but, so vielfältig. Außerdem gilt: je kleiner desto schärfer!
Lagerung
Ungewaschen und ohne Grün halten sie etwa eine Woche im Kühlschrank. Alternativ und etwas länger bleiben sie in Sand eingegraben an einem dunklen Ort.
Rettich und Radieschen: noch mehr Rübchen
Nur entfernt verwandt aber zur gleichen Zeit reif und ebenso bunt und gesund sind Rettich und Radieschen, wobei das Radieschen mit dem Rettich verwandt ist, der hingegen nicht mit dem Meerrettich verwandt ist. Auch Rettich und Radieschen bilden essbare Wurzeln in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Ihre Schärfe macht sie zu perfekten Protagonisten in roher Form. Als oder im Salat oder einfach mild gesalzen als Snack, als Frischekick auf dem Butterbrot, milchsauer fermentiert oder gepickled. Rettich gibt es in Weiß, Schwarz, Rot und lilavarianten, Radieschen in rot und weiß oder zweifarbig, innen sind sie alle weiß. Radieschen sind nicht immer rund, sondern können auch längliche Wurzeln ausbilden - je nach Sorte.
Wer meint, der Rettich käme aus Bayern, weil er dort der Radi vom Bier ebenso wenig wegzudenken ist wie die Brezel, der irrt. Seine alte Heimat liegt südlich des Mittelmeers, schon die alten Ägypter aßen Rettich als Stärkung auf ihren Pyramidenbaustellen. Inzwischen wird der weiße Ackerrettich weltweit angebaut. Durch seine Schärfe ist er besonders im asiatischen Raum beliebt geworden, In Japan liegt der pro Kopfverzehr bei 14 kg, in Korea sogar bei über 30 kg. Wir Deutschen bringen es gerade mal auf 250 g. Und das, obwohl erso gesund ist. Seine Heilwirkung ist seit dem Altertum bekannt. 300 g Rettich würden den gesamten Tagesbedarf an Vitamin C decken. Durch seine scharfen Senfölglykoside und seine gesunden Bitterstoffe wirkt er gallentreibend und schleimlösend und soll sogar bei Gicht und Rheuma helfen.
Bei beiden Gemüsen ist auch das Grün essbar. Als Pesto, zu Kim Chi vergoren, als Salat- oder Suppenkräuter oder in der Pfanne mitgeschwenkt wie in einem der fantasievollen Rezepte von Chef Alliance Köchin Nina Meyer auf den nächsten Seiten. Sie sagt: „Frühlingsrübchen machen gute Laune und lassen Raum für unendliche Kreativität.“ Alle Zutaten in ihren Rezepten können sie weggelassen oder durch andere ersetzt werden - sogar das Ei bei den Teigtascherln, die das einzige Tierprodukt auf ihren Tellern sind.