2007.03. Wasserseminar
Wasserseminar (März 2007)
"Das Wasser ist ein freundliches Element für den, der damit bekannt ist und es zu behandeln weiß."
aus: Die Wahlverwandtschaften, Johann Wolfgang von Goethe
Das Wasserschloss Schönau in Aachen-Richterich gab der spannenden und trotz Fastenzeit alles andere als asketischen Veranstaltung einen stilechten Rahmen. In historischen Gemäuern, umgeben von einem Wassergraben, versuchten die Slow Food-Schnecken das Element des Lebens zu ergründen und tauchten ab in eine Welt der ganz neuen und aufschlussreichen Erfahrungen...
Die verdeckte Wasserprobe:
Ein vom Deutschen Weininstitut ausgearbeiteter Test, bei dem zuvor ein neutrales Wasser in einer Apotheke unter hohem Aufwand mit 9 verschiedenen Zusätzen versehen wurde. 10 Gläser mussten 10 unterschiedlichen Geschmackskomponenten zugeordnet werden: von neutral (also ohne Zusatz versehen) bis wenig oder mehr süß; bzw. sauer oder bitter. Die Nuancen waren so subtil und die Aufgabenlösung dieses Tests damit so herausfordernd, dass die Veranstaltung zwischenzeitlich mehr einem spirituellen Gläserrücken als einer nüchternen Geschmacksprobe glich: welches Wasser war das neutralste? Welches das süßeste? Welches das am wenigsten bittere? Welches das mittelsaure? Eine halbe Stunde etwa hatten die Schnecken Zeit, um die Aufgaben zu lösen. Und sie schlugen sich prächtig - und "scheiterten" alle: Niemand hatte alle Gläser richtig zuordnen können; die Art der Zuordnung verriet dabei einiges über die Geschmacksvorlieben oder -gewohnheiten der jeweiligen Tester und trainierte einmal mehr Wahrnehmungsvermögen und Sensorien! (Fotos 1-4)
Die offene Wasserprobe:
Hierbei kamen eine Auswahl von 10 verschiedenen Mineralwässern auf den Prüfstand: Angefangen vom leichtesten Wasser Europas, dem Lauretana, bis zur extrem mineralisierten Nürburgquelle. Ein bunter Querschnitt, der erneut verdeutlichte, dass Wasser eben mehr ist als ein "neutrales Gesöff". Gerade der Vergleich ließ so manches gängige, in der Gastronomie oft verbreitete und teure Wasser müde aussehen. (Foto 5)
Das Menue zur Fastenzeit
"Hoch mineralisiert" schritten die Schnecken anschließend zur festlich gedeckten Tafel und ließen sich von Axel Hobbach verwöhnen. Der Chefkoch hatte ein "Fastenmenü" zusammengestellt und servierte ein Brunnenkressesüppchen mit Eifeler Forellenlasagne, ein mit Lavendelkruste überbackenes Welsfilet und ein Ziegenkäsesoufflé mit alter Pflaume und Mohneis - ein absolut köstlicher Fastenbrecher übrigens... (Fotos 6, 7,)
Literarische Quellen
Die Aachener Schauspielerin und Regisseurin Katrin Bremer gab dem neutralen Getränk zuletzt ein wenig Würze: Dabei schöpfte sie aus verschiedenen literarischen Quellen und bereicherte den Abend zwischen den Gängen mit spritzig-leichten und unergründlich-tiefen Inhaltstoffen, extrahiert aus Texten von Hermann Hesse, Johann Wolfgang von Goethe und Antoine de Saint-Exupéry. (Foto 8)
Schluck für Schluck leerten sich allmählich die Gläser und als der letzte Rest zur Neige ging, kehrten die Schnecken wieder heim, ausgerüstet mit einem gut gefüllten Wasserspeicher, der ihnen über jede mögliche Durststrecke zuverlässig hinweghelfen wird.
Silvia Andler. Aachen, 31.03.2007