Allgäuer Arche-Passagier 1: Original Allgäuer Braunvieh

Original Braunvieh aus dem Allgäu in der Arche des Geschmacks

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Die Bezeichnung „Original Braunvieh“ entstand 1979 in der Schweiz, als Züchter sich weigerten ihre Ursprungrasse mit Brown Swiss zu kreuzen. Sie wollten sich mit dieser Bezeichnung klar von den Kreuzungstieren abgrenzen. Diese Bezeichnung für die Rasse haben 1987 auch Züchter im Allgäu übernommen, die die Restbestände retteten und mit diesen Tieren in Reinzucht, sowohl für die Milch wie Fleischproduktion weiterarbeiten wollten.

Eigenschaften

Das Original Braunvieh ist als die alteingesessene Rinderrasse des Allgäus zu bezeichnen und intensiv mit der historischen Entwicklung zur Milchregion verbunden. Es eignet sich sowohl für die Milch- als auch Fleischproduktion unter extensiven und intensiven Bedingungen.
In der Milch weißen die Tiere einen hohen Anteil der Kappa Kasein Genotyp-Variante AB und BB auf. Aufgrund der großen räumlichen Distanz zwischen den einzelnen Zuchtbetrieben, lässt sich im Bereich Vermarktung von Milch und Milchprodukten des Original Braunviehs derzeit noch kein Markt aufbauen. Auch stehen oftmals nur einzelne Tiere neben den Hochleistungskühen im Stall.
Aufgrund der hervorragenden Muttereigenschaften ist es auch für die Mutterkuhhaltung besonders geeignet. In der Fleischqualität entspricht das Original Braunvieh höchsten Ansprüchen bezüglich Zartheit, Geschmack, Saftigkeit und einem idealen Anteil an intramuskulärem Fett. Das Original Braunvieh wird aufgrund dieser herausragenden Eigenschaften in den großen Ländern mit Rindfleischproduktion, wie Brasilien, Kanada, Mexiko oder Südafrika seit etwa 80 Jahren sowohl als Kreuzungspartner, aber auch in der Reinzucht gehalten. Wegen der starken Spezialisierung auf Milchwirtschaft spielt die Fleischerzeugung in der Region Allgäu derzeit jedoch nur eine marginale Rolle. Deshalb sind die günstigen Fleischeigenschaften des Original Braunviehs – zumindest im Allgäu - in den letzten Jahrzehnten verkannt worden. Mit der in jüngerer Zeit wieder zunehmenden Mutterkuhhaltung im Allgäu, könnten die Eigenschaften für die Fleischerzeugung künftig wieder an Bedeutung gewinnen.

Arche Passagier warum?

Der Schwerpunkt der traditionellen Zucht lag über lange Zeit auf einer Dreinutzung: Milch, Fleisch und Arbeit. Dies änderte sich als die „moderne“ Landwirtschaft auch im Allgäu ihren Einzug hielt. Mit dem Wunsch nach einer ausschließlich milchwirtschaftlichen Leistungssteigerung begann 1965 die Kreuzung der Allgäuer Tiere mit der Rasse „Brown Swiss“ aus den USA. Die Kreuzungstiere waren größer und gaben deutlich mehr Milch. Mit der Einkreuzung von Brown Swiss kam es zu einer dramatischen Verdrängung der ursprünglichen Rasse. Bis heute setzt sich diese Entwicklung in der konventionellen Braunviehzucht fort. Anfang der 1990er Jahre war der Bestand der alten Zuchtrichtung mit nur noch ca. 80 Kühen akut vom Aussterben bedroht. Nur durch die Initiative engagierter Original Braunviehzüchter, konnte der Bestand stabilisiert und bis heute auf rund 500 Kühe in Reinzucht oder mit nur geringem Fremdblutanteil (bis 12,5 %) wieder angehoben werden. In Abgrenzung zum modernen Braunvieh (Brown Swiss) wird heute der Begriff „Original Braunvieh“ für den ursprünglichen Mehrnutzungstyp der in Reinzucht gezüchtet wird, verwendet. Die Rasse Original Braunvieh gilt heute als „stark gefährdet“.

Geschmack

Die hervorragende Milchqualität des Original Braunviehs ist seit langem bekannt. Die Milch weist einen hohen Anteil der Kappa-Kasein-Genotyp-Variante AB und BB auf, eine wichtige Voraussetzung für eine hohe Käseausbeute. Allein in der Milchmenge kann die alte Rasse (4.500 – 6.000 Liter Jahresleistung) mit modernen Hochleistungstieren (bis 10.000 Liter und mehr) nicht mehr mithalten. Heute, wo es im traditionellen Zuchtgebiet fast nur noch um die Milch geht, gerät die hervorragende Fleischqualität immer mehr in Vergessenheit. Dabei erfüllt das Fleisch auch höchste kulinarische Ansprüche. Die geschmacklichen Merkmale des Fleisches überzeugen durch ein deutliches, feines Aroma. Es ist kurzfaserig, fein marmoriert und von äußerst angenehmer Textur. Der intramuskuläre Fettanteil ist optimal. Aufgrund dieser positiven Eigenschaften und seiner Robustheit wird das Original Braunvieh auch heute noch in den großen Ländern der Rindfl eischproduktion, wie Brasilien und Kanada, sowohl als Kreuzungspartner mit Lokalrassen eingesetzt als auch in Reinzuchtherden gehalten. Höchste Zeit also, dass im Allgäu, dem deutschen Ursprungsgebiet, den Qualitäten dieser alten Rasse wieder mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Vermehrt hinterfragen bewusste Verbraucher die Bedingungen in der modernen Intensivlandwirtschaft: Warum füttern wir unsere Nutztiere mit Soja und Mais aus anderen Erdteilen? Im Sinne einer echten Nachhaltigkeit in der Milch- und Fleisch produktion sollten die Rinder wieder hauptsächlich von dem ernährt werden, was ihrer Natur entspricht: von Gras. Da können die Original Braunen ihre Qualitäten als guter Grundfutterverwerter voll entfalten.  

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