Kartoffeltasting bei der Kornkammer
Die grünen Kornspeicher grüßen schon von weitem…Man kann erahnen, daß der Blick von oben über das Ruhrtal herrlich ist.
Das bestätigt sich, als am 12.10 eine Gruppe von 18 Kartoffelfreunden bei der Kornkammer Haus Holte in Witten eintrifft- um 7 Sorten der Erdknolle zu verkosten. Bei herbstlich- sonnigem Wetter erfahren wir von Gastgeber Dirk Liedmann und Kompagnon Stefan Pawliczek eine Menge Interessantes.
„Man lernt aus seinen Fehlern- deswegen kann man davon nicht genug machen!“
Mit diesem sympathischen Motto fuchste er sich als Autodidakt in das Herzensthema Landwirtschaft ein, erzählt Liedmann. Vor Jahren begann er mit einem kleinen Feld- mittlerweile ist der Betrieb auf über 200Ha angewachsen und baut neben Kartoffeln, Getreide, Rotklee, Backmohn und Senf an.
Man tut hier von sich aus mehr fürs Klima als das Gesetz vorschreibt: Mehr blühende Flächen, Stromerzeugung für die Kühlhäuser durch eigene Solaranlagen oder Teilnahme an wissenschaftlichen Klimaprojekten.
Die Zeiten der Fehler sind vorbei- trotzdem bleiben die Herausforderungen. „2019 war wieder ein sehr warmes und trockenes Jahr- mit künstlicher Bewässerung konnten wir noch einiges auf den letzten Drücker retten.“ Dennoch: Die Kartoffeln fallen zum Teil viel kleiner aus und die Schale ist rauer. Dem Geschmack tut das keinen Abbruch. Allerdings verändern sich die Kocheigenschaften ein wenig: Durch die vermehrt eingelagerte Stärke brechen die Knollen beim kochen eher auf.
Wir probierten 7 Sorten, von mehlig über vorwiegend festkochend, bis festkochend- und auch eine rotschalige war dabei, die sich später als Laura herausstellte. Ein klarer Sieger fand sich am Ende nicht. Soviele Kartoffelsorten wie es gibt… über 5000 Sorten weltweit- in Deutschland sind es ca. 400, unter denen ca. 250 Speisekartoffelsorten…soviele unterschiedliche Geschmäcker gibt es wohl. Unter den Favoriten fanden sich aber die Goldmarie und Glorietta. Toll für ein Püree eignet sich die Gunda.
Tipp vom Bauern: das Püree mal nicht mit Milch, sondern nur mit dem Kartoffelwasser zubereiten.
Nicht alle Kartoffelsorten sind zum Kochen ideal, davon konnten wir uns am Ende des Tages noch überzeugen: In die Fritteuse kam eine Carolus. Außen knusprig und innen weich landete sie dann auf unseren Tellern- und schmeckte herrlich.
Und wie es sich für Pommes im Ruhrgebiet gehört: rotweiß! Allerdings nach Slow Food Art: Gewürz Ketchup aus grünen-, scharfer roter Ketchup mit Tomaten vom Trantenrother Hof aus Witten, Kürbismayonnaise mit Hokkaido und Rapsöl von der Solawi Lindenhof aus Gelsenkirchen und Eiern vom Ibing Hof aus Wetter.
Unser Fazit: Esst mehr Kartoffeln, kauft regional und probiert euch durch das Sortiment. Es gibt noch was anderes außer Linda! :-)
Wusstet ihr übrigens:
In den meisten Supermärkten werden gewaschene Kartoffeln verkauft. Dies verbraucht viel Trinkwasser und verringert die Haltbarkeit. Also lieber zur etwas staubigen Tüte greifen!
Haus Holte ist ein Biolandbetrieb und kommt komplett ohne Tierhaltung aus. Der Trick: der benötigte Stickstoff kommt aus dem eigenen Rotklee, der nach dem Zwischenstopp in einer Biogasanlage, wieder auf dem Feld landet.
Von einem Hektar Land kann man ca. 60 Tonnen Kartoffeln, aber nur 6 Tonnen Weizen ernten.
Jeden Freitag von 9.00-17.00h könnt ihr euch bei der Kornkammer im Gederfeldweg 37 in Witten mit Kartoffeln eindecken, oder im Laden umme Ecke einfach mal drauf achten! (Bochum: Naturkost Artmann, Hagen: Vollkornbäckerei Niemand, Witten: Edeka Grütter)
Text und Bilder: W. und T. Rieck